Buchtipps / 2025 / Oktober
erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

Detektiv Stanley und das Geheimnis im Museum
/ geschrieben von Hannah Tunnicliffe und illustriert von Erica Harrison
; aus dem Englischen von Jan-Frederik Bandel.
- Hamburg : Carlsen Comics, 2025. - 58 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-551-01830-4 Festeinband : EUR 15,50 (AT)
»Es war ein frischer, strahlender Morgen in Narlybone. Die frühen Vögel genossen ihre Würmer und Detektiv Stanley schlief aus.« Zu Recht, schließlich setzt die Handlung am ersten Tag seines wohlverdienten Ruhestands ein. Da darf hund schon einmal länger schlafen und sich auf ein Palatschinkenfrühstück freuen. Die kräftig-pastellige Farbgestaltung der Panels sowie das gelbe Vorsatzpapier verstärken den idyllischen Eindruck, doch das Böse ist bekanntlich immer und überall: Ein Brief segelt durch den Briefschlitz, vorbei an der Tageszeitung – Schlagzeile: »Katzenganovin auf der Flucht« – direkt in die Küche. Es ist ein Hilferuf der Museumsdirektorin, die von Chaos und zerstörten Überwachungskameras erzählt. Ruhestand und Palatschinken verlieren gegen Stanleys Hilfsbereitschaft.
Schleunigst begibt er sich zum Museum, das soeben Kunstwerke des Malers Zieg Mondrian (Informationen über Leben und Werk von Piet Mondrian, dem realen Vorbild für die Figur, finden sich am Ende des Buches) ausstellt. Inspektor Shiro, der ebenfalls gerufen wurde, ist nicht begeistert von der Ankunft seines berühmten Exkollegen, doch beide vereint die Ratlosigkeit: Alle Ausstellungsgegenstände sind noch da! Nichts wurde gestohlen – mit Ausnahme von Inspektor Shiros Armbanduhr, die plötzlich in Stanleys Hut auftaucht und diesen als Dieb dastehen lässt. Der Detektiv muss den Fall lösen, um seine Unschuld zu beweisen, und bald hat er eine Theorie, die Inspektor Shiro widerwillig zu überprüfen bereit ist. Das ungleiche Duo fährt zurück ins Museum, wo die Direktorin als gesuchte Ganovin und ein Gemälde als Fälschung entlarvt wurde.
Die Hinweise auf das tatsächliche Verbrechen sind von Beginn an sehr deutlich, was dem intendierten Lesealter ab etwa 6 Jahren geschuldet ist. Doch auch für ältere Kinder, die den Fall schnell gelöst haben werden, ist der Comic rund um den sympathischen Hundedetektiv mit Sachinformationen zu Malerei und Künstler sehr lesenswert.
Simone Weiss | STUBE

Was tun, wenn ...
: kleine Hilfe bei großen Katastrophen
/ Laura Momo Aufderhaar ; Verena Hochleitner.
- Mannheim : Kunstanstifter, 2025. - 60 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-948743-49-9 Festeinband : EUR 25,70 (AT)
Jeden Montagmorgen wird über eine Katastrophe gesprochen (als wäre Montagmorgen nicht schon an sich eine Katastrophe...), vor allem aber darüber, wie man sie überlebt – diese etwas ungewöhnliche Idee einer Lehrerin wurde zum Impuls für ein ungewöhnliches Mutmachbuch in 10 Geschichten.
Ein vorsichtiges kindliches Ich und ein abenteuerlustiges kindliches Du unterhalten sich beim Spielen über Naturkatastrophen, erfahren etwas über deren Ursachen, vor allem aber, was konkret zu tun ist, sollte man tatsächlich einmal selbst betroffen sein. Denn: »Panik hilft absolut nicht weiter«, es braucht vielmehr Faktenwissen und bedachte Handlungsstrategien. Wie überlebt man, wenn man acht Tage in einer Höhle eingesperrt ist? Oder 12 Stunden schwimmend auf dem Meer? Wie agiert man, sollte man einem Bären im Wald begegnen? Oder wenn die Erde wackelt?
In den kunstvollen Illustrationen, die ebenso überzeugen wie die stimmige Buchgestaltung, wird auf das Naheliegende, nämlich die klassische Signalfarbe Rot, verzichtet. Stattdessen wird ein knalliges Neon-Orange zum Eyecatcher, das auf jeder der Doppelseiten den präsentierten Krisenfahrplan visuell begleitet.
Die Bilder wurden ebenso wie der Text von den beiden Künstlerinnen in einem kreativen Ping-Pong zwischen Wien und Berlin entwickelt. Heiter, leicht verständlich und ganz ohne Panikmache kombiniert das Buch dialogisch verpackte Fakten und Weltwissen mit konkreten Handlungsanleitungen für verschiedenste Gefahrensituationen. Weiterführende Informationen, übersichtliche Grafiken und verspielten kleinen Illustrationen an den Seitenrändern geben den letzten Schliff. Für Kinder ab etwa 10 Jahren gibt es hier viel zu lernen und zu entdecken, ganz nach dem Motto: »Wer mehr weiß, hat weniger Angst«.
Ein Buch, das unaufdringlich Mut macht und dazu einlädt, die Welt zu entdecken.
Carina Biribauer | STUBE

Nina George: Die Passantin
: Roman / Nina George. - Zürich : Kein & Aber, 2025. - 317 Seiten
ISBN 978-3-0369-5073-0 Festeinband : EUR 26,80 (AT)
Kann man aus dem eigenen Leben verschwinden? (DR)
24. März 2015: Die international gefeierte Filmikone Jeanne Patou ist auf den Flug 9525 von Barcelona nach Düsseldorf gebucht und bereits eingecheckt, als es sie plötzlich überkommt: Ihrem Leben und ihrer Ehe überdrüssig geworden, will sie verschwinden. So besteigt Jeanne das Flugzeug letztlich nicht. Als dieses über den Alpen abstürzt, kommt sie nicht ums Leben, beschließt aber, ihren Plan zu verwirklichen. Unter dieser Prämisse spürt Nina George in ihrem jüngsten Roman einigen »Was-wäre-wenn-Fragen« nach: Was wäre, wenn mich alle für tot hielten, ich aber weiterhin lebe: Kann ich noch einmal neu starten? Und wie geht das überhaupt, aus dem eigenen Leben zu verschwinden? So muss Jeanne nach dem Flugzeugabsturz nicht nur ihren Namen, sondern ihre komplette Identität ablegen. Sie taucht mitten in Barcelona in einem fast schon mystischen »Haus der Frauen« unter und sucht von da an nach neuen Lebensinhalten. Jeanne ist dabei nicht ganz allein, denn die Mitbewohnerinnen haben allesamt schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht und darum ihr altes Leben hinter sich gelassen. Darunter Nina, eine Straßenpolizistin, die vor allem ein Gesetz kennt: das Gesetz der Frauen. Und sie will dieses Gesetz auch durchsetzen.
Das spannende Gedankenspiel nimmt fast thrillerartige Züge an, wenn die vermeintlich tote Jeanne vier Jahre später ihrem Mann auf der Straße begegnet. Jenem Mann, aus dessen Fängen sie sich befreit hat, der aber gleichzeitig ihre größte Obsession und Leidenschaft geblieben ist. Fazit: »Die Passantin« ist ein gleichermaßen empathischer wie zorniger Roman über einen Ausbruch aus festgefahrenen Strukturen, um zum wahren Kern zurückzufinden. Lesenswert!
Simone Klein | biblio

Fabian Navarro: Vienna Falling
/ Fabian Navarro. - Graz : Leykam, 2025. - 332 Seiten
ISBN 978-3-7011-8384-5 Festeinband : EUR 25,50 (AT)
Es hätte nur ein Kurztrip wie jeder andere werden sollen, doch dann geschieht das Unmögliche. (DR)
Renate und Jürgen machen gerade einen Kurzurlaub in Wien, als sich vor dem Stephansdom plötzlich ein Spalt öffnet und Jürgen darin verschwindet. Renate versucht alles, um ihren Mann wiederzufinden. Schon bald merkt sie, dass ihr die Wiener Polizei keine große Hilfe ist. Also beschließt sie, die Suche nach ihrem Mann selbst in die Hand zu nehmen – auch wenn sie sich dabei in immer größere Gefahr begibt.
Ein spannender Roman über mysteriöse Vorgänge in Wien. Der Autor schafft es, die Lesenden von Anfang an in seinen Bann zu ziehen und sie auf eine Reise in die tiefsten Tiefen der Stadt mitzunehmen. Obwohl die Prämisse, dass sich plötzlich ein Spalt in der Stadt auftut, in der Realität schwer vorstellbar ist, vermittelt der Roman das Gefühl, dass sich diese Geschichte genau so zugetragen haben könnte. Unterstützt wird dieser Eindruck durch unterschiedliche Perspektiven, aus denen erzählt wird, sowie Auszüge aus dem Kochforum, in dem Renate aktiv ist, Presseartikel, Polizeiberichte und E-Mails.
Ein sehr empfehlenswertes Buch – insbesondere für alle Wien-Fans!
Sarah Atzlesberger | biblio

Andrea Sawatzki: Biarritz
: Roman / Andrea Sawatzki. - München : Piper, 2025. - 158 Seiten
ISBN 978-3-492-07266-3 Festeinband : EUR 22,70 (AT)
Bewegende Erzählung über eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung. (DR)
Hannas Mutter Emmi lebt im Altersheim und leidet an Demenz. Ob sie ihre Tochter noch erkennt, ist unklar, sie spricht kaum noch und lebt in ihrer eigenen Welt. Als eines Tages Marianne, einst Emmis beste Freundin, auftaucht, leben alte Erinnerungen auf und Hanna begibt sich auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit. Mit gemischten Gefühlen erinnert sie sich an ihre Kindheit. Anfangs allein mit ihrer Mutter, da der Vater mit einer anderen Frau verheiratet ist, träumt Hanna jahrelang von einer intakten Familie. Als die Frau ihres Vaters stirbt und Hanna und Emmi zu ihm ziehen, entwickelt sich das Familienleben jedoch völlig anders als erhofft.
Die bekannte Schauspielerin Andrea Sawatzki hat mit dieser Erzählung ein bewegendes und eindrückliches Buch über eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung geschrieben, die mit vielen Rückblenden in die Vergangenheit bis ins Detail ausgeleuchtet und aufgearbeitet wird. Sawatzkis nüchterner Stil und ihre beeindruckend schonungslose Sprache gehen Hand in Hand mit einem gelungenen Handlungsbogen, die kurzen Kapitel bauen Spannung auf, die bis zum Schluss gehalten werden kann. Ein empfehlenswerter Roman, der nahegeht.
Michaela Grames | biblio

Sunil Amrith: Brennende Erde
: eine Geschichte der letzten 500 Jahre
/ Sunil Amrith ; aus dem Englischen übersetzt von Annabel Zettel.
- München : C. H. Beck, 2025. - 505 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-406-82927-7 Festeinband : EUR 35,00 (AT)
Irgendwann einmal war alle Geschichte Umweltgeschichte. (GS)
Mit diesem Satz endet nach 450 Seiten das neue Sachbuch von Sunil Amrith, seines Zeichens ein noch junger Professor für Geschichte an der Yale Universität. Schon der Buchtitel erklärt, was in den letzten 500 Jahren menschengemacht auf unserem Planeten passiert ist. Das Werk ist keine ausschließliche Anklageschrift, denn vieles geschah zum Wohle der Menschheit. Es ist viel von der neuen Freiheit der Menschen die Rede. Diese begründet sich etwa auf Transport- und Reisemöglichkeiten sowie ausreichende landwirtschaftliche Produktion mit Ernährungssicherheit.
Und doch ist alles teuer erkauft. Fortschritt und Zerstörung sind eng miteinander verbunden. Umweltrelevante Eingriffe des Menschen gibt es seit der Antike, aber erst durch den Einsatz fossiler Energieträger nehmen die globalen Probleme zu – ganz massiv mit der »großen Beschleunigung« seit 1945.
Beschrieben werden die Fortschritte in der Landwirtschaft, die Wohlstandsvermehrung, die Ausweitung der Transportwege, Migrations- und Kolonialgeschichte mit allen ihren Auswirkungen auf das Klima und damit auf die Fauna und Flora der Erde. Der Autor erzählt viel von oft erstaunlichen Zusammenhängen, beispielsweise, was tragischerweise passieren kann, wenn in China alle Saaten fressenden Spatzen auf Regierungsbefehl eliminiert werden.
Das Buch ist erzählerisch stark, beschreibend, nur selten anklagend und hinterlässt nach der Lektüre ein profunderes Geschichtsverständnis und einen geschärften Blick auf die Gefährdung unseres Daseins auf diesem Planeten.
Peter Tolar | biblio

30 Pflanzen pro Woche
/ Katharina Seiser (Hrsg.) ; mit wissenschaftlichen Beiträgen von Gabriele Berg
& Theres Rathmanner ; mit Rezepten von Haya Molcho, Stevan Paul,
Claudio Del Principe, Katharina Seiser, Oliver Trific, Feminine Food,
Karma Food, KochDichTürkisch, Mochi.
- Wien : Brandstätter, 2025. - 224 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-7106-0863-6 Festeinband : EUR 32,00 (AT)
Bekannte Köch*innen präsentieren vielfältige Rezepte von Speisen, die dem Mikrobiom des Darms guttun. (VL)
30 Pflanzen die Woche essen: Was für manche nach einer großen Herausforderung klingt, ist für andere Alltag. Mit einer abwechslungsreichen Ernährung wird das Mikrobiom in unserem Darm gepflegt und beste Voraussetzungen für einen gesunden Körper geschaffen. Denn die »Viecherl«, wie Köchin und Herausgeberin Katharina Seiser die Bakterien im Darm nennt, fühlen sich inmitten einer Vielfalt an Pflanzen (besonders jenen mit hohem Anteil an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen) am wohlsten.
Damit aus der Regulation aber kein Verzicht auf geschmackvolles Essen wird, hat Katharina Seiser Rezepte gesammelt, die nicht nur verschiedenste Lebensmittel kombinieren, sondern auch aus unterschiedlichen Quellen stammen: Bekannte Köch*innen wie Haya Molcho (Neni), Claudio Del Principe, Steven Paul, Eddi Dimant (Mochi) oder das Team von KarmaFood haben Gerichte zu den drei Kapiteln »kalt«, »warm« und »süß« beigesteuert. Entstanden ist so ein buntes, vielfältiges und größtenteils veganes Potpourri an Rezepten, das neben den Geschmacksknospen auch noch unseren Darm erfreut.
Auch die wissenschaftliche Basis kommt nicht zu kurz: Beiträge der Mikrobiom-Forscherin Gabriele Berg sowie der Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin Theres Rathmenner geben Spannendes zu gesunder Ernährung und dem »Konzept der 30 Pflanzen pro Woche« (inklusive Checkliste, um das eigene Essverhalten zu tracken) mit auf den Weg.
Geboten wird dementsprechend ein ganzheitliches Konzept: Wissenswertes für den Kopf, Gesundes für die Viecherl im Darm und Köstliches für die Esser*innen.
Eleni Steinborn | biblio

Rebuilt
: wie Sie der Botschaft Flügel verleihen
/ von Michael White und Tom Corcoran.
- Grünkraut : D&D Medien, 2025. - 291 Seiten
ISBN 978-3-86400-025-6 Festeinband : EUR 20,50 (AT)
Ein richtungsweisendes Buch darüber, wie man die Botschaft Christi erfolgreicher vermitteln kann und dabei seine eigene Kommunikation verbessert. (PR)
Der Pfarrer Michael White und sein Laienmitarbeiter Tom Corcoran haben in ihrer Pfarre in Baltimore die Zahl der Gottesdienstbesucher verdreifacht und durch eine echte geistliche Erneuerung das Leben der Gemeinde positiv verändert. Das dafür notwendige Wissen und ihre Strategien auf dem Gebiet einer zeitgemäßen, wirkungsvollen Kommunikation haben sie in 89 Kapitel gegliedert, die jeweils mit einer These beginnen. Die beiden Autoren sind davon überzeugt, dass die biblische Botschaft, die seit über 2000 Jahren gleichgeblieben ist, heute wirkungsvoller vermittelt werden muss, um mit der alltäglichen Informationsflut mithalten zu können. Bemerkenswert an diesem Buch ist, dass die Verfasser nicht nur ihre Erfolge kommunizieren, sondern auch offen über ihre Fehler und ihr zeitweiliges Scheitern sprechen.
Wenn man sich die 89 Kapitelüberschriften genau durchliest und auf sich wirken lässt, entsteht daraus eine Fülle von Impulsen, wie man in seinem eigenen Leben bewusster und gezielter kommunizieren kann. Schon deshalb ist diese Neuerscheinung allen Bibliotheken und ihren Nutzer*innen zu empfehlen!
Johannes Preßl | biblio