Buchtipps / 2019 / April
erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk
Ashley Spires: Das großartigste Ding der Welt
/ Ashley Spires. Aus dem Engl. von Nicola T. Stuart. - Berlin : Verlagshaus Jacoby & Stuart, 2019. - 32 S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-96428-010-7 fest geb. : ca. € 13,40
Hammer, Schrauben, Muttern und Nägel - das Grau der Werkzeuge stellt sich in diesem Bilderbuch symbolhaft und entschlossen der fortschreitenden Pinkifizierung unserer Gesellschaft, die gerade vor diesem literarischen Genre nicht Halt macht, entgegen. Dabei ist es keineswegs eine triste, monochrome Welt, in die jene namenlose Protagonistin gestellt wird, die eine Eigenschaft besonders auszeichnet: "Sie baut Dinge." Mit erfrischender Selbstverständlichkeit - und ohne Scheu vor schmutzigem Werkzeug und schmierigem Öl - versucht sich das Mädchen an mechanischen Konstruktionen. Ihre Lust am Tüfteln und Planen, Auf- und Abbauen, am Ausprobieren und Revidieren setzen Bild und Text in verspielter, leichtfüßiger Art und Weise in Szene. Da wird gedreht und gezogen, gehämmert und gebohrt, geflickt und geklebt - und am Ende wieder zerlegt. Denn keine der Gerätschaften stellt das beherzte Mädchen, das genau zu wissen scheint, was es von seinem "großartigsten Ding der Welt" erwartet, so richtig zufrieden. So ein kleiner Wutausbruch mit nicht unerwähnenswerten Demolierungsfolgen ist da nicht mehr abzuwenden: "Sie wird WÜTEND. / Wenn das Ding … DOCH … endlich … FUNKTIONIEREN würde!!! / QUETSCH. / Der SCHMERZ beginnt in ihrem Finger. Dann rast er in ihr HIRN … und sie EXPLODIERT! Nicht gerade ihr bester Moment."
Der nüchtern-distanzierte Text bricht ironisch mit der Ernsthaftigkeit der kindlichen Frustration, die im Bild ganz ehrlich und unmittelbar (aus)gelebt wird, wie sie im Moment gefühlt wird. Durch dieserart Zusammenspiel von verbaler und bildlicher Ebene entstehen der einzigartige Erzählton und die Komik des Bilderbuchs, das die geschäftige Heimwerkerin auf liebevolle Weise an ihren Arbeiten verzweifeln und erfreuen, verdrießen und hochleben lässt.
Claudia Sackl | STUBE
Claire Christian: Du bringst mein Leben so schön durcheinander
/ Claire Christian. Aus dem austral. Engl. von Bettina Olbrecht. - Stuttgart : Thienemann, 2019. - 315 S.
ISBN 978-3-522-20257-2 fest geb. : ca. € 16,50
Depressionen, eine Liebesgeschichte, ein Todesfall mit dazugehöriger Trauerbewältigung, getrennte Eltern und eine Familie mit zwei Müttern mag auf den ersten Blick etwas viel sein für einen Text - nicht aber im zweiperspektivischen Jugendroman von Claire Christian, der abwechselnd den beiden Hauptfiguren Ava und Gideon folgt.
Ava wurde nach dem Selbstmord ihrer besten Freundin Kelly völlig aus der Bahn geworfen, fühlt sich, als wäre auch ein Teil von ihr gestorben, als wäre etwas innerlich zerbrochen. Sie versucht nur noch sich irgendwie durch den Alltag zu retten. Dass sich ihre Mutter defacto nicht für sie interessiert und sich nur alle paar Jahre blicken lässt, wird dabei nur am Rande erwähnt. Gideon leidet an Depressionen, hat sich in der Vergangenheit oft geritzt und musste mit seinen beiden Müttern die Stadt verlassen, da er an der alten Schule gemobbt wurde. Sogar eine Hating-Website gegen ihn wurde eingerichtet.
Ava und Gideon sind auf unterschiedliche Weise, aber beide zutiefst ehrlich gezeichnet. Neben alltäglichen Teenagerproblemen, wie Gefühlschaos oder den ersten sexuellen Erfahrungen, wird der Text vor allem von Zweifel, Angst und Unsicherheit dominiert. Zufällig lernen sich die beiden bei einem Nebenjob in einem Schnellimbiss kennen und kommen sich langsam näher. Weder der eine noch die andere sind auf der Suche nach einer Beziehung, sondern vielmehr nach ein bisschen Normalität in ihrem Leben, was sie im jeweils anderen zu finden scheinen. Ava kann sie selbst sein - auch ohne Kelly - und mit Gideon über alles reden, ohne dass dieser eine vorgefertigte Meinung hat. Nach dem Motto "Sag mir deins und ich sag dir meins" geben die Figuren ihr Innerstes preis. Dabei werden die Auswirkungen von Depressionen, aber auch die Ablenkungsversuche Avas à la Alkohol und Drogen nicht schöngeredet, sondern in ihrem ganzen Ausmaß geschildert. Durch die personale Erzählweise gelingt Claire Christian eine sensible Thematisierung von prägenden Erfahrungen, die das Leben von Grund auf verändern. Beide Figuren müssen sich ein Stück weit selbst wiederfinden und eine Strategie entwickeln, wie sie weitermachen, ihr eigenes Leben leben und mit den individuellen Ängsten umgehen. Unaufdringlich und behutsam werden verschiedene Aspekte von Depression und Trauer in den Text eingeflochten, er rüttelt zugleich aber auch auf und demonstriert, mit welchen Gefühlen sich Betroffene auseinandersetzen (müssen).
Alexandra Hofer | STUBE
Guillermo Arriaga: Der Wilde
/ Guillermo Arriaga. Aus dem Span. von Matthias Strobel. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2018. - 411 S.
ISBN 978-3-608-96177-5 fest geb. : ca. € 26,70
Umfangreicher Entwicklungsroman über Jugendliche im Mexico City der späten 60er Jahre mit einer Parallelhandlung in Kanadas Wildnis. (DR)
Der mexikanische Autor Guillermo Arriaga hat mit den Drehbüchern zu Filmen wie "Amores Perros" und "21 Gramm" Furore gemacht. In seinem Roman "Der Wilde" schöpft er die Möglichkeiten der Literatur voll aus, indem er neben packenden Szenen, die bestes Kopfkino sind, auch experimentelle Texte einfügt, seine Figuren über Literatur reden lässt und jedes Kapitel mit einem kultur- oder literaturgeschichtlichen Exkurs abschließt.
Viele dieser Texte befassen sich mit Ritualen und Glaubensvorstellungen rund um den Tod, denn Juan Guillermo, der jugendliche Ich-Erzähler, hat den Tod seiner gesamten Familie dauernd vor Augen und ist damit beschäftigt, Rache zu nehmen. Zentral ist dabei die Figur seines Bruders Carlos, sechs Jahre älter als er und ein Genie. Wie sich nach und nach herausstellt, war Carlos im Drogengeschäft tätig und sein gewaltsamer Tod in gewisser Weise vorhersehbar. Wie Arriaga die Informationen über die familiäre Situation und die gesellschaftliche Realität Mexikos im Jahr 1968 in kleine Szenen fragmentiert und diese filmisch montiert, ist höchst spannend und so wohl dosiert, dass der Roman sich mit einem unbehaglichen Vergnügen liest, weil ein tragischer Ausgang ständig über den Figuren schwebt. Nach hundert Seiten taucht ein neuer Erzählstrang in der Wildnis Kanadas auf, der zunächst irritiert, dann aber eine Parallelstruktur zu den verrohten Jugendlichen in der zivilisierten Metropole darstellt. "Der Wilde" ist ein Entwicklungsroman im besten Sinn, der die vielen Einflüsse im Erwachsenwerden eines jungen Mannes illustriert. Für weibliches Lesepublikum ist das vielleicht nicht ganz so anziehend. Der Roman ist ein gewaltiges Werk, das mit seiner Spannungsdramaturgie, überraschenden Wendungen und den hochinteressanten Exkursen lang nachwirkende Lektüre bietet.
Josef Mitschan | biblio
Marisha Pessl: Niemalswelt
/ Marisha Pessl. Aus dem Engl. von Claudia Feldmann. - Hamburg : Carlsen , 2018. - 381 S.
ISBN 978-3-551-58400-7 fest geb. : ca. € 18,50
Fünf junge Menschen. Eine Abstimmung. Die Entscheidung über Leben und Tod. (ab 14) (DR)
Sie waren immer zu sechst. Jetzt sind sie nur noch zu fünft. Jim stirbt unter ungeklärten Umständen und lässt die Protagonistin Beatrice allein zurück. Diese wendet sich von ihren Freunden ab, um den Tod ihrer großen Liebe zu verarbeiten. Ein Jahr später nimmt sie die Einladung zu einem Treffen der alten Clique an und hat bereits ein mulmiges Gefühl, als sie die Einfahrt zu dem Anwesen der Freundin hinauffährt. Beatrice hat sich fest vorgenommen, mit ihnen über Jims Tod zu reden, findet allerdings nicht die passende Gelegenheit dazu, da sie gemeinsam zu einem Konzert fahren. Auf dem Heimweg haben sie einen Unfall mit einem Lastwagen und landen neben der Straße, von wo aus sie zu Fuß zurück zum Anwesen gehen. Dort angekommen eröffnet ihnen ein Fremder, dass sie den Unfall nicht unbeschadet überstanden haben, sondern alle bis auf einen gestorben sind. Es ist nun an ihnen zu entscheiden, wer überleben soll. Sie hängen in einer Endlosschleife dieses einen Tages fest, solange, bis sie eine Entscheidung getroffen haben. Beatrice versucht nun die Gruppe zusammenzuhalten und mehr über Jims Tod zu erfahren. Denn jeder ihrer Freunde scheint mehr darüber zu wissen, als er zugeben möchte. So beginnt Beatrices Suche nach der Wahrheit und einem Weg zurück ins Leben.
Der Roman ist von der ersten Zeile an fesselnd und hält die Leser_innen fest bis zur letzten Seite. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und lassen tief in die Seelen dieser jungen Menschen blicken. Beatrice scheint im Gegensatz zu den anderen eher unscheinbar zu sein, was sich aber im Laufe der Lektüre ändert, als klar wird, dass sie das Bindeglied der Gemeinschaft ist. Es ist sehr spannend zu verfolgen, wie jede Figur seine eigenen Ziele verfolgt und seinen eigenen Weg in der Niemalswelt macht. Die erreichte psychologische Tiefe ist sehr ansprechend und lässt die Leser_innen die genauen Beweggründe einer handelnden Figur nachvollziehen. Das Problem der Zeit in der Niemalswelt wird hervorragend herausgearbeitet, denn wie geht man damit um, wenn sich ein und derselbe Tag bis in alle Ewigkeit wiederholt und man dem nicht entkommen kann? Insgesamt ein sehr spannender Roman, der sich mit fünf jungen Menschen beschäftigt, die sich in einem Chaos aus Angst, Liebe, Lüge, Treue, Misstrauen und Wahrheit wiederfinden. Eine klare Empfehlung für alle Leser_innen, welche sich an eine tiefsinnige, spannende und dramatische Lektüre heranwagen wollen.
Pia Lackner | biblio
Silia Wiebe: Unsere Mütter
: wie Töchter sie lieben und mit ihnen kämpfen / Silia Wiebe. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2019. - 239 S.
ISBN 978-3-608-96332-8 fest geb. : ca. € 20,60
Ein Mosaik über die natürlichste Verbindung zwischen Menschen in all ihren Facetten. (PP)
Die Beziehung zwischen einer Mutter und einer Tochter ist wohl mit Abstand eine der widersprüchlichsten Verbindungen, die es zwischen Menschen gibt, denn die einen lieben sie, wohingegen andere eher negative Gefühle für die eigene Mutter hegen. Die Journalistin Silia Wiebe stellt sich in ihrem Buch "Unsere Mütter" der Aufgabe, dem Rätsel von Mütter-Töchter-Beziehungen auf den Grund zu gehen, indem sie Töchter in 13 Kapiteln zu Wort kommen lässt. Gut ausgewählte Erfahrungsberichte führen die/den Leser_in auf die Suche nach Ursachen für Persönlichkeitsentwicklungen der erwachsenen Töchter, was Wiebe im letzten Kapitel durch ein Interview mit der bekannten Psychologin Stefanie Stahl wissenschaftlich fundiert.
Dieses Buch gibt gekonnt einen Rundumschlag über die Vielfältigkeit von Mutter-Töchter-Beziehungen, ohne dabei zu werten. Durch die Ich-Perspektive erreicht es eine Intensität, die die/den Leser_in emotional mitnimmt und zur Reflexion anregt. Ein bewegendes, tiefgehendes Buch, das für jede Bibliothek ein Muss darstellt.
Anna Goiginger | biblio
Ulrike Schmitzer: Houston, wir haben ein Problem
: kuriose Geschichten aus der Raumfahrt / Ulrike Schmitzer ; Martin Thomas Pesl. - Wien : Edition Atelier, 2018. - 212 S. : Ill. (farb.)
ISBN 978-3-903005-43-3 fest geb. : ca. € 23,00
Skurrilitäten aus der Welt der Raumfahrerliteratur. Was oft als Utopie begonnen hat, wird später zur Pionierleistung. (NT)
Ulrike Schmitzer ist Wissenschaftsjournalistin bei Ö1, freie Filmmacherin und Autorin. In zahlreichen Büchern und vor allem Sendungen im ORF hat sie sich mit der Raumfahrt beschäftigt. Sie interviewte Astronauten und lernte weiteres Weltraumpersonal (wie Mediziner, Psychologen oder Architekten) kennen und ging der Frage nach: Wie kann es zu Fehlern in der Raumfahrt kommen bzw. wie lassen sie sich vermeiden?
Als sie auf den Autor und Journalisten (bei der Stadtzeitung "Falter" und der "Wiener Zeitung") Martin Thomas Pesl traf, ergab es sich, dass die beiden das vorliegende Buch herausgaben.
Es handelt sich um eine Sammlung aus feuilletonartigen Beiträgen von Ikarus bis zur Gegenwart. Charakteristisch ist z.B. die (willkürlich gewählte) Seite 19: Es geht um das Jahr 1657 und der Beitrag trägt den Titel: "Cyrano, Talk in space". Links davon ist eine scherenschnittartige Illustration, die einen Art fliegenden Kasten zeigt. Der Beitrag fasst Cyrano de Bergeracs Roman "Die Reise zum Mond und zur Sonne" zusammen (Quellenangabe unter dem Text stehend). So ungefähr sieht jede Seite des Buchs aus. Der rote Faden ist ausschließlich die Raumfahrt, Unglücksfälle oder Kuriosa wurden nicht eigens in Überkapitel zusammengefasst.
Insgesamt ist das Buch genauso wenig fassbar, wie die gesamte Raumfahrt. Es ist eine Sammlung von Raumfahrergeschichten auf mehr als 200 Seiten, die alle schwarz mit hellgelbem Druck sind. Wirklich schade ist, dass das Inhaltsverzeichnis am Ende des Textblocks nur eine chronologische Auflistung der Beiträge ist, denn es ist ganz bestimmt kein Buch, das man von Anfang bis zum Ende durchliest. Im Gegenteil, es wird zur Hand genommen, irgendwo aufgeschlagen und dem Inhalt des Gelesenen weitergegangen. (z.B. Cyrano, Ikarus oder den russischen bzw. amerikanischen Raumstationen.)
Bibliotheken empfohlen als ungewöhnliches Buch zum Thema Raumfahrt - was die Leser_innen bis jetzt noch nicht wussten oder sie überraschen wird.
Doris Göldner | biblio
Leonora Leitl: Königin für eine Nacht
/ Leonora Leitl. - Mannheim : Kunstanstifter-Verl., 2019. - [32] S. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-942795-73-9 fest geb. : ca. € 20,60
Mama hat ihre Arbeit verloren - die Familie lässt sich einen kreativen Ausweg einfallen. (ab 5) (JD)
Mama ist Biologin mit Herz und Seele und im Biologiezentrum als Forscherin und Vermittlerin tätig. Aber sie verliert diesen Job und schlittert in eine Depression. Ihre drei Kinder und ihr Mann, der als Kindergärtner die Familie nicht gut erhalten kann, mühen sich um einen Ausweg. Der erste Schritt ist eisernes Sparen: es gibt keinen Urlaub und Kleidung wird im Secondhandladen gekauft. Der zweite, wichtigere Schritt ist aber, Mama wieder eine Perspektive zu geben. Und so regen die Kinder an, dass sie ihrer Liebe zu Pflanzen auch als Gärtnerin nachkommen könnte. Mit viel Energie wird im Gartenhäuschen Platz geschaffen und ein Eröffnungsfest für die neu gegründete Gärtnerei gegeben.
Titelgebend ist eine aus Mamas Forschung stammende Kakteen-Art, die bloß für eine Nacht blüht. Papa hat ein Exemplar besorgt und diese - und Mama - erblühen in der Eröffnungsnacht zu strahlendem Glanz.
Die wunderbar erzählte Geschichte führt ohne Sentimentalität, aber mit Fingerspitzengefühl an eine leider recht häufige Situation heran - die unverschuldete Arbeitslosigkeit und die Bedrohung durch Armut.
Die Illustrationen sind künstlerisch sehr ansprechend und bieten viel Abwechslung für die kindlichen Betrachter. Überdies behält das Buch durch die fast menschlich agierenden Haustiere einen beinah märchenhaften Charakter. Sehr empfohlen.
Gertie Wagerer | biblio
Christoph Benke: In der Nachfolge Jesu
: Geschichte der christlichen Spiritualität / Christoph Benke. - Freiburg i. Br. : Herder, 2018. - 272 S. : Ill. (farb.)
ISBN 978-3-451-38608-4 fest geb. : ca. € 36,00
Eine gut nachvollziehbare und zugleich anregende Darstellung zum Denken und Handeln von Jesus. (PR)
Der Autor versteht unter "christlicher Spiritualität" die Nachfolge Jesu, so wie sie Menschen in ihrer Zeit verstanden und verwirklicht haben. Manche haben dies so getan, dass sie zu Zeichen geworden sind, an denen sich andere orientiert haben und bis heute orientieren. Die Beispiele, auf die Benke hier eingeht, zählen nicht immer zu jenen, die bereits gut bekannt sind. Somit gehört es zum Spannenden an diesem Buch, dass die/der Leser_in auf Personen aufmerksam wird, die ihr/ihm bisher unbekannt waren, aber gerade deshalb zeigen, dass Nachfolge immer von konkreten Persönlichkeiten abhängt und in einer bestimmten Zeit geschieht. Sie gibt Antworten auf Fragen ihrer Zeit, ist aber immer auch persönlich geprägt. Für weitere Spannung sorgen die jeweiligen Aktualisierungen. Hier fügt der Autor den für jede Epoche der Kirchengeschichte typischen Nachfolge-Motiven Beispiele an, die zeigen, dass man sich auch gegenwärtig daran orientieren kann. Auch die Auswahl dieser Beispiele ist durchaus überraschend. Sie zeugt wiederum von der Vielfalt der Formen von Nachfolge und damit von den vielen Seiten christlichen Spiritualität. Worum es bei dieser geht und auf welchen Wurzeln sie beruht, erläutert er präzise am Anfang des Grundlagenkapitels. Im Abschlusskapitel setzt er sich mit dem auseinander, was gegenwärtig alles unter Spiritualität subsumiert wird und arbeitet Konturen christlicher Spiritualität für die Gegenwart heraus.
Benke versteht es, sachkundig und ausgewogen zu informieren, gezielt Schwerpunkte zu setzen, Zusammenhänge herauszuarbeiten und eine umfangreiche Geschichte so darzustellen, dass sie zugleich Anregung für den eigenen Weg der Jesus-Nachfolge ist. Breit zu empfehlen: allen kirchlichen Büchereien, Bibliotheken mit theologischen Beständen und Interessierten.
Hanns Sauter | biblio