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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2022 / Februar

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

Lea Coplin: Mit dir leuchtet der Ozean

: Roman / Lea Coplin. - München : dtv, 2021. - 330 Seiten
ISBN 978-3-423-74070-8      Broschur : EUR 13,40 (AT)

Penny Fuchs und Milo Kohlberg könnten unterschiedlicher nicht sein; er Beachboy hinter der Bar, sie in schwarz gekleidet und zurückhaltend. Zumindest ist das der Eindruck, den sie voneinander haben. Zwei gegensätzlich gezeichnete Figuren, die einen Moment in der Vergangenheit vor vier Jahren gemein haben: Sieben Minuten im Himmel, also sieben gemeinsame Minuten im Schrank, in denen sie sich geküsst haben. An jenem Tag, an dem Milos Bruder starb und Pennys Mutter ihre Familie verlassen hat. Seither haben sie einander nicht gesehen und sich zu jungen Erwachsenen entwickelt, die mit ihrer Vergangenheit kämpfen und versuchen, ihren jeweiligen Ballast hinter sich zu lassen, was nicht ganz zu gelingen scheint.
Ausgerechnet in einem All-inclusive-Club auf einer Kanarischen Insel treffen sie wieder aufeinander, in dem sie als Animateur*innen arbeiten und Milo mit der Vergangenheit, die er in Deutschland zurück und begraben geglaubt hatte, unmittelbar konfrontiert wird. Das Image des gut gelaunten Barkeepers beginnt allmählich zu bröckeln. Und auch Penny muss mit der Zeit ihr Inneres, das sie hinter einer Fassade aus Gleichgültigkeit versteckt hält, allmählich nach außen kehren. Aber nicht genug: Zur individuellen Selbstfindung gesellen sich vorsichtige, romantische Gefühle, die fehl am Platz sind. Denn Milo ist eigentlich mit der fröhlichen Helena zusammen, die zudem Pennys Zimmerkollegin ist.
Lea Coplin gelingt es einmal mehr, die großen Gefühle in sommerlicher Atmosphäre zwischen die zwei Buchdeckel zu packen. Vor der sommerlichen Kulisse von Fuerteventura zeichnet die deutsche Autorin ein scheinbares Urlaubsparadies mit all den Höhen und Tiefen eines jungen Erwachsenenlebens. Mitreißend erzählt sie zweiperspektivisch von zwei nicht ganz intakten Jugendlichen, die an einem Ort, an den sie eigentlich nicht passen, ein Stück weit ihren Platz und allen Widrigkeiten zum Trotz zueinander finden.

Alexandra Hofer | STUBE

Asagan-Backstube – Bäckermaus und Donaustrudel

: süße Rezepte aus Österreich / Wolfgang Hartl ; Mia Kirsch ; Erika Friedl ; Vorwort von Barbara van Melle.
- Wien : Edition 5Haus, 2021. - 160 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-9504721-4-1      Festeinband : EUR 30,00 (AT)

Seit einigen Jahren bereichern die Bücher der Asagan-Reihe den österreichischen Buchmarkt mit ihrer besonderen Machart: Historische Drucke werden kombiniert mit neuen Illustrationen, überlieferte Sagen und historische Figuren mit neuen Erzählideen. Mehrere CDs der in den Geschichten vorkommenden „Donaupiraten“ folgten, seit kurzem sind die Bücher in einem neuen Verlagshaus, Edition 5Haus beheimatet. Komplettiert wird diese Erfolgsgeschichte nun mit einem kulinarischen Beitrag, einem Backbuch mit ausschließlich süßen Rezepten. Das Konzept, alt und neu zu kombinieren und in unterhaltsame Geschichten zu verpacken, wird dabei schlüssig weitergeführt: Da gibt es irgendwie bekannt klingende und doch ganz neue Rezeptideen wie Kaiserinnenschmarrn mit Apfelschmus, einen genialen Ghegahupf oder die überraschende Sucher-Torte. Ergänzt werden die Rezepte mit Sachinfos zu einzelnen Zutaten, Verweisen auf entsprechende Geschichten in anderen Bänden und natürlich 3 ganz neuen Asagan-Geschichten. Ein kulinarisches, aber auch visuelles Buch-Vergnügen, das Lust macht, sich sofort selbst an den Backofen zu stellen. Denn, wie es Barbara van Melle im Vorwort treffend formuliert: „Backen ist wie Zaubern.“

Kathrin Wexberg | STUBE

Alex Schulman: Die Ãœberlebenden

: Roman / Alex Schulman ; aus dem Schwedischen von Hanna Granz.
- München : dtv, 2021. - 302 Seiten
ISBN 978-3-423-28293-2      Festeinband : EUR 22,70 (AT)

Über Hoffnung. Über Versöhnung. Über Leben. (DR)

Benjamin, Pierre und Nils kehren nach über zwanzig Jahren in die Welt ihrer Kindheit zurück. Die ungleichen Brüder wollen die Asche ihrer Mutter auf dem See vor dem kleinen Holzhaus verstreuen.
In der unberührten Wildnis, weit weg von jeglicher Zivilisation, durchleben die Brüder noch einmal ihre schwierige Kindheit. Die problematische Überliebe ihrer Mutter und die häufige Abwesenheit des Vaters haben ihre Spuren hinterlassen. Sie erinnern sich an lebensgefährliche Momente auf dem einsamen See und geraten auch jetzt noch darüber in Streit. Wer trägt die Schuld an diesem Unglück, das der Familie den lange schon bröckelnden Halt endgültig entzog?
Dramatische und tiefgründige Ereignisse einer Kindheit, die Hoffnung auf Vergebung und lange Jahre der fehlenden Verbundenheit vereinen die Brüder auf der Bank vor dem Haus sitzend mit der Urne der Mutter in ihren Händen. Oder doch nicht?
Der Autor präsentiert uns Erinnerungen an eine Kindheit, die in so manchen Facetten vielleicht auch in seine eigene zurückführt. Er berührt die in der Tiefe schlummernden und häufig verdeckten Kränkungen. Schulmann sucht nach dem genauen Zeitpunkt des Erwachsenwerdens und deckt Überlebensstrategien auf, die sich die Charaktere zum Teil schon sehr früh zurechtlegen mussten.
Der Autor überzeugt mit seinem leicht lesbaren Stil, emotional und dennoch feinsinnig zeichnet er Charaktere mit Schwächen und Stärken, die jeder Mensch in sich trägt.

Ilse Hübner | biblio

Stefanie von Schulte: Junge mit schwarzem Hahn

: Roman / Stefanie vor Schulte. - Zürich : Diogenes, 2021. - 222 Seiten
ISBN 978-3-257-07166-5      Festeinband : EUR 22,70 (AT)

Düsteres Erstlingswerk voll beeindruckender poetischer Sprache und aufrüttelnder Bilder. (DR)

Die 1974 in Hannover geborene Autorin legt mit ihrem Debütroman "Junge mit schwarzem Hahn" ein beeindruckendes und lesenswertes Stück Literatur vor, das die Leser*innen durch seine düstere Erzählweise und seine archaische Sprache von der ersten Seite an in seinen unmittelbaren Bann zieht. Der elfjährige Martin lebt am Rande einer stets bedrohlich wirkenden, völlig verrohten Dorfgesellschaft in einer Epoche lange vor unserer Zeit. Bedrohungen sind in seinem kargen Leben allgegenwärtig. So herrschen Pest und Cholera, Kriege devastieren das Land und das eigene alltägliche Überleben erscheint in diesem ganzen Mühsal schwierig und beinahe unmöglich. Martin ist zudem alleine, nur ein schwarzer Hahn ist immer an seiner Seite. Das Tier hat so wie auch der kleine Junge das einstige Familiendrama, bei dem der eigene Vater die Mutter, Geschwister und sich selbst im Wahn getötet hat, wie durch ein Wunder überlebt. Martin ist schweigsam, aber regen Geistes, was ihn in den einfachen Gemütern der Dorfbewohner unheimlich erscheinen lässt. Er ist eine Art Geduldeter, aber Ausgestoßener. Das schwarze Federvieh wird als der personifizierte Satan erachtet. Da taucht ein Maler im Dorf auf mit dem Auftrag, das Altarbild in der Kirche neu zu gestalten. Auch dieser Mensch ist anders, denn er lebt nach seinen eigenen Regeln. Martin freundet sich mit dem Maler an und gemeinsam verlassen sie nach Vollendung des Kunstwerkes das ärmliche Dorf. Doch ihre Reise soll beschwerlich werden. Martin ist auf der Suche nach den schwarzen Reitern, die Jahr für Jahr kleine Kinder rauben, die nie wieder nachhause zurückkehren. So kommt er auch zu einer Burg, wo eine grausame Gräfin herrscht, die in ihrem krankhaften Wahn, stets jung und schön bleiben zu wollen, ein schreckliches Ritual innerhalb und außerhalb der Burgmauern anordnet. Martin erkennt die Dimension des Bösen und bestärkt durch seinen treuen Begleiter, den Hahn, versucht er unter größter Todesangst, den Fluch, der auf dem Land liegt, zu brechen.
Stefanie vor Schulte entführt in ihrem literarischen Erstlingswerk die Leser*innen in eine grauenhafte und bedrohliche Zeit und wählt einen kleinen Jungen, der es durch seine Klugheit und seinen Willen vermag, dem Grauen ein Ende zu bereiten. Fazit: Ein absolut geniales Stück Literatur, sprachlich prägnant, mit beeindruckenden Bildern, die in ihrer Allgemeingültigkeit ihresgleichen suchen.

Barbara Tumfart | biblio

Tess Sharpe: The Girls I've been

/ Tess Sharpe ; aus dem Englischen von Beate Schäfer. - Hamburg : Carlsen, 2021. - 383 Seiten
ISBN 978-3-551-58447-2       Broschur : EUR 16,50 (AT)

Mit ihren Freunden gerät Nora durch Zufall mitten hinein in einen Banküberfall – und will da jedenfalls wieder lebend herauskommen. (DR)

Nora ist siebzehn und hat schon einiges erlebt. Und einiges bedeutet in diesem Fall tatsächlich ziemlich viel. Die junge Frau ist nicht nur die Tochter einer Trickbetrügerin, sie wurde von dieser als Kind auch instrumentalisiert, um reiche Männer auszunehmen. Dafür musste sich Nora immer wieder in andere Mädchen verwandeln, sie spielte schon perfekt Rebecca, Samantha, Haley, Katie und Ashley. Sie war in all diese Rollen geschlüpft, ehe sie mit Hilfe ihrer älteren Schwester dieses Leben und ihre Mutter verlassen konnte.
Und dann wird Nora von ihrer Vergangenheit eingeholt, in dem Moment, in dem sie gemeinsam mit ihrem Ex und gleichzeitig besten Freund Wes und ihrer neuen Liebe Iris in einen Banküberfall gerät, der es in sich hat. Um aus dieser Situation lebend zu entkommen, braucht sie alle Tricks und Erfahrungen, die sie in ihren früheren Rollen gelernt hat.
Mit „All the girls I’ve been” ist Tess Sharpe ein Jugendthriller mit einer Dramaturgie gelungen, die nicht weniger raffiniert ist als die Figuren. Aus der minutiös erzählten Gegenwart des Banküberfalls heraus wird immer wieder in die Vergangenheit Noras geswitcht, Stück für Stück lernt man die Geschichten hinter den Namen der verschiedenen Mädchen kennen.
Eine Leseempfehlung für alle Fans von Spannung! Lesestoff, den man nur ungern aus der Hand legt und der einen atemlos zurücklässt.

Eleni Steinborn | biblio

Alois Prinz: Das Leben der Simone de Beauvoir

/ Alois Prinz. Mit zahlreichen Abbildungen. - Berlin : Insel Verlag, 2021. - 302 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-458-17941-2       Festeinband : EUR 24,70 (AT)

Neue Biographie von Simon de Beauvoir, chronologisch erzählt anhand von Selbstaussagen in Briefen wie Memoiren. (BI)

Schon der Prolog bietet einen eindrücklichen Einstieg in Simone de Beauvoirs prallvolle Lebensgeschichte mitten im Zweiten Weltkrieg, als Paris von den Deutschen besetzt war, deutsche Städte in Schutt und Asche lagen, doch neue Hoffnung durch den Einmarsch der Alliierten sich ankündigte. Simone, wie der Autor sie in den persönlichen Abschnitten der Biographie nennt, erlebt das Kriegsende als einen ungeheuren Befreiungsschlag, durch den "die Welt und die Zukunft uns wiedergeschenkt waren, und wir uns hineinstürzten."
In den folgenden zehn Kapiteln werden ihr privates Leben und öffentliches Wirken als Verfechterin einer existenzialistischen Ethik anschaulich aus der Sicht der Porträtierten beschrieben. Ihre Überzeugung, "dass man nicht als Frau zur Welt kommt, sondern dazu gemacht wird", wird mit vielen beispielhaften Episoden aus Simones turbulentem Privatleben belegt und mit grundlegenden Erklärungen anhand von Zitaten aus ihren umfangreichen Schriften erzählt. Im Epilog "Begegnungen mit Simone des Beauvoir" fasst der Autor seinen persönlichen Zugang zu ihrem Leben und Werk zusammen. Abschließend stellt sich die Frage, wie man zu dieser ungewöhnlichen Frau, die aktuell in der "#MeToo"-Bewegung wie im nationalen Gedächtnis Frankreichs als Wegbereiterin des Feminismus verehrt wird, heute Zugang finden kann.
Eine aufschlussreiche, sorgfältig recherchierte Biographie und empfehlenswerte Lektüre. Sie setzt sich nicht nur mit dem Leben der bemerkenswerten Schriftstellerin, Philosophin und Feministin auseinander, sondern zeigt auch an ihrem Beispiel unterhaltsam und zugleich informativ das sich wandelnde Frauenbild vom Ersten Weltkrieg bis heute auf.

Jutta Kleedorfer | biblio

Mariasole Bianco: Planet Ozean

: unser Leben hängt vom Meer ab, die Zukunft der Meere von uns / Mariasole Bianco ; Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler. - Wien : Folio-Verl., 2021. - 177 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-85256-841-6       Festeinband : EUR 22,00 (AT)

Ein flammender Appell zum Schutz der Meere. (NB)

Es gibt genauere Landkarten für den Mond als für die Tiefsee, wir wissen noch wenig über die Meere, wir wissen aber mit Sicherheit, dass unser Leben und Überleben vom Meer abhängt. Die italienische Meeresbiologin beschreibt in ihrem ersten Buch einige der faszinierenden Lebewesen der Meere, sehr schön farbig illustriert mit Bildern aus ihren Tauchgängen, aber auch den dramatisch schlechten Zustand der Ozeane, die gnadenlose Überfischung und Ausbeutung, das riesige Müll- und Mikroplastikproblem, das Sterben der Korallenriffe, die bedrohte Biodiversität und den Klimawandel, der alle Wesen des Planeten nachhaltig betreffen wird.
Die Fakten sind derart alarmierend, dass unbedingter Handlungsbedarf besteht. Die Autorin fasst darum im Schlussteil die wichtigsten Handlungsempfehlungen zusammen. Die Forscherin engagiert sich in der World Commission on Protected Areas (WPCA) und der International Union for Conservation of Nature (IUNC). Sie gründete die Organisation Worldrise, die sich für den Schutz der Meere und des Klimas einsetzt und Jugendliche für Klimaschutz sensibilisiert. Ihr leidenschaftliches Plädoyer für den Schutz der Natur ist aus dem Italienischen übersetzt, stilistisch angenehm lesbar, gut gegliedert, und eignet sich für ein breites Lesepublikum.

Aloisia Altmanninger | biblio

Damit es ein Fest bleibt

: alternative Feiermodelle für die zentralen Feste im Kirchenjahr / herausgegeben vom Liturgiereferat Linz ; erarbeitet von Albert Scalet. - Regensburg : Verlag Friedrich Pustet, 2021. - 256 Seiten
ISBN 978-3-7917-3282-4       Festeinband : EUR 22,70 (AT)

Sorgfältig gestaltete und aufbereitete Handreichung für nicht-eucharistische Liturgiefeiern. (PR)

Der Bedarf an Liturgiefeiern, die keine Eucharistiefeiern sind, steigt. Damit erhöhen sich auch die Anforderungen an all jene, die solche vorbereiten und leiten. Das Liturgiereferat der Diözese Linz hat eine durchdachte und vielfältige Handreichung zusammengestellt, die den Anforderungen der Praxis (kleine Gemeinde, größere Gemeinde, Gemeindeverbände, unterschiedliche Gottesdienstorte) entgegenkommt. Die Feiertage zwischen Advent und Pfingsten werden abgedeckt, seltsamerweise fehlt jedoch das Epiphaniefest, das gerade mit seinem vielfältigen Brauchtum zu abwechslungsreichen Gottesdienstfeiern einlädt! Die Modelle sind sorgfältig ausgearbeitet, inhaltlich fundiert, in ihren Abläufen gut abgestimmt und vermeiden eine veraltete "Gottesdienst-Sprache". Dazu geben sie eigenen Ideen bzw. Anpassungsmöglichkeiten an örtliche Gegebenheiten viel Raum. Ein hilfreicher Titel, der unter den liturgischen Büchern in jeder Sakristei bzw. im Handapparat aller Liturgieverantwortlichen vorhanden sein sollte!

Hanns Sauter | biblio

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