hintergrundbild
biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2018 / Februar

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

Buchcover

Brendan Wenzel: Alle sehen eine Katze

/ Brendan Wenzel. Aus dem Amerikan. von Thomas Bodmer. - Zürich : NordSüd, 2018. - 36 S. : zahlr. Ill.
ISBN 978-3-314-10405-3     fest geb. : ca. € 15,50

„Alle sehen eine Katze.“ Ein vermeintlich unscheinbarer, klarer Satz. Der US-amerikanische Illustrator Brendan Wenzel weiß jedoch in seinen Illustrationen mit Feingefühl und Präzision offenzulegen, was sich zwischen den kurzen Zeilen des neutralen, unauffälligen Texts versteckt. Denn ganz so einfach ist es nicht. Ja, alle – Kind, Fuchs, Maus, Fisch, Biene und viele mehr – sehen eine Katze, aber jede_r sieht seine/ihre ganz persönliche Version dieses Lebewesens, das mit der Bezeichnung „die Katze“ scheinbar eindeutig identifiziert ist. So unterschiedlich sind die einzelnen Bilder der Katze, dass man gar nicht glauben mag, dass es ein und dieselbe Katze ist, die hier durch das Bilderbuch marschiert: Das Kind sieht ein niedliches, weiches Fellknäuel mit übergroßen Glupschaugen, der Fuchs eine dicke, saftige Mahlzeit und die Maus ein riesiges, bösartiges Monster mit tödlichen Krallen und verzerrter Fratze. Aus der Perspektive des Flohs erstreckt sich am Katzenrücken ein unendliches Haarparadies und im Facettenaugen-Blick der Biene wird die Katze in zahllose Pixel zerlegt. Und auch sich selbst, sieht die Katze ganz anders, als sie uns Menschen erscheinen mag…
Das Gestaltungsprinzip des Buchs ist simpel, aber umso effektiver umgesetzt: Auf jeder Doppelseite wird eine neue Perspektive auf die Katze eröffnet, ein anderer Blickwinkel eingenommen, wodurch es Brendan Wenzel gelingt, die Mechanismen des Sehens – das stets ein erlerntes und damit auch ein kulturell geprägtes ist – gekonnt und auf unterhaltsame Weise vor Augen zu führen. Dementsprechend wird das scheinbar einheitliche Konstrukt Katze im Text kursiv gesetzt, verfremdet und dem konventionalisierten Blick enthoben. Ob die scheinbar neutrale Perspektive auf die Katze, die das Bilderbuch einleitet und auf der vorletzten Doppelseite ausklingen lässt, tatsächlich ihr „wahres“ Erscheinungsbild offenbart oder nicht auch von dem Blick des Erzählers/der Erzählerin gefärbt ist, muss jede_r Leser_in selbst beurteilen.

Claudia Sackl | STUBE 

Buchcover

Gideon Samson: Sternschnuppensommer

/ Gideon Samson. Aus dem Niederländ. von Rolf Erdorf. - Hildesheim : Gerstenberg, 2018. - 229 S.
ISBN 978-3-8369-5630-7     fest geb. : ca. € 13,40

Katniss-Peeta-Gale, Hermine-Harry-Ron, Bella-Edward-Jacob. Das sogenannte „Love Triangle“ sorgte in der Jugendliteratur immer wieder für hochdramatische Szenen, für Weltschmerz und Emotion im ganz großen Stil. In der Kinderliteratur ist die Dreiecksbeziehung eher selten zu finden. Denn die sich anbahnende erste Liebe ist per se aufregend genug. Im Roman „Sternschnuppensommer“ ist das allerdings anders: Puck-Micha-Jakob verbringen einen fantastischen Sommer auf einer griechischen Insel, der geprägt ist von wahrer Freundschaft zu dritt, von wolkenlosen Strandnachmittagen und dem Gefühl unzertrennbar zu sein.
Seit einem Jahr sind Puck und Micha ein Paar. Das klingt nach einer langen Zeit, wenn man eben erst 13 Jahre alt geworden ist, und noch länger, wenn man erfährt, dass es sich um eine Fernbeziehung zwischen einem holländischen Mädchen und einem griechischen Jungen handelt. Unverhofft gerät Jakob in das junge Liebesglück: er ist der Protagonist, Michas bester Freund, er lebt wie Puck auch in Holland und darf nun widerwillig Ferien im väterlichen Restaurant verbringen. Das ist zuerst unglaublich langweilig und am Ende die aufregendste Zeit, die er je erlebt hat.
Gideon Samson versteht es sehr gut mit dem Faktor Zeit zu spielen. Einerseits dehnen sich die langen, heißen Sommertage in Richtung „sweet, sweet nothing“ und andererseits schmilzt die Zeit angesichts des drohenden Ferienendes wie Eis unter der prallen Griechenlandsonne. Auch die gewählte Erzählsituation sticht heraus, da der Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis-Nominierte die immer noch selten eingesetzte Du-Form wählt, die die Emotionalität durch die direkte Leser_innenansprache unmittelbar erfahrbar macht und es dem Autor dadurch auch gelingt die Gefühlswelt der Figuren ein Stück weit an die Leser_innen zu delegieren.
Ein elaborierter Text also, an den jedoch die Frage gestellt werden muss: Wie funktioniert das mit der scheinbar perfekten Dreiecksbeziehung im perfekten Pubertätsalter und in welchen Rahmen werden Sätze wie dieser gesetzt: „Dann dreht sie den Kopf zur Seite, weg von Micha, und kurz bevor es so weit ist, weißt du schon, dass es passiert.“ Die Antwort lautet Naivität und griechisches Hochsommerambiente. Gideon Samson verfasst einen unaufgeregt aufgeregten Beziehungsroman, der das Moment der kindlichen Erfahrung in den Mittelpunkt stellt und mit einer ordentlichen Portion Griechenland samt Sternschnuppennacht und Sirtaki-Tanz kombiniert.

Peter Rinnerthaler | STUBE

Buchcover

Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkeit der Einzelgänger

: alle Toten fliegen hoch ; Teil 4 ; Roman / Joachim Meyerhoff. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2017. - 415 S.
ISBN 978-3-462-04944-2      fest geb. : ca. € 24,70

Paar-Variationen und Doppelleben: Ein Jungschauspieler in der Provinz und im erotischen Gelände. (DR)

Was ist Fiktion, was fantasievoll angereicherte Bio? Das fragt man sich auch im vierten Teil des wiederum mit "Roman" untertitelten Erzählprojekts von Autor Joachim Meyerhoff, der eine Art Biografie eines gleichnamigen Schauspielers weiterschreibt. Die dargestellte Zeitspanne umfasst diesmal die ersten Jahre des Engagements in Bielefeld und Dortmund. Der Ich-Erzähler berichtet nicht nur von seinem anhaltenden schauspielerischen Unvermögen und der Inferiorität der Aufführungen an den jeweiligen Theaterstätten, sondern im Fokus stehen diesmal erotische Erfahrungen und die Darstellung der Anstrengungen, ein Doppelleben zu führen - mit einer Freundin in Dortmund und einer Gefährtin in Bielefeld.
Beide sehr unterschiedlich: die hochgewachsene Tänzerin und Kollegin am Theater und die wahrheitsversessene und lektüreversierte Germanistikstudentin mit großer Gefühls- und Stimmungsbreite. Höchst unterschiedlich sind die zwei nicht bloß im Temperament, auch in den Anforderungen an den Jungschauspieler und im Aussehen. Für den Protagonisten bedeutet das höchste Intensität und blitzschnelle Anpassung in punkto Inszenierung und Selbstinszenierung. Und dazwischen gibt's - zum Erholen - Ilse, die dicke Bäckersfrau, in deren frühmorgendlicher Backstube quasisakramentale Erfahrungen gemacht werden. Auch die Frauen sind vermutlich literarisch weitergesponnene Figuren, die den Protagonisten auf gänzlich unterschiedliche Art fordern und stressen. Jedenfalls gibt es um sie herum wiederum einen schönen Kranz von Geschichten und auch die Toten der ersten Romanbände fordern ihr Recht auf Vorkommen. - Vergnügliche Lektüre, anekdotenreich und leichtfüßig erzählt.

Fritz Popp | biblio

Buchcover

Affinity Konar: Mischling

 : Roman / Affinity Konar. Aus dem Engl. von Barbara Schaden. - München : Hanser, 2017. - 359 S.
ISBN 978-3-446-25646-0      fest geb. : ca. € 24,70

Die Zwillinge Stasia und Perle geraten in Auschwitz in die Hände Josef Mengeles, der auch an ihnen seine berüchtigten Experimente erprobt. (DR)

Die 13-jährigen Zwillinge Perle und Stasia werden im September 1944 mit ihrer Mutter und ihrem Großvater nach Auschwitz deportiert. Die beiden Mädchen landen im "Zoo" des "Todesengels von Auschwitz", Josef Mengele. Der Ehrgeiz des sadistischen Mediziners ist es, das perfekte arische Kind zu erschaffen. Für seine grausamen Experimente erscheinen ihm eineiige Zwillinge besonders geeignet. Für Perle und Stasia beginnt ein physisches und psychisches Martyrium. Als Perle eines Tages verschwindet, geht Stasia daran beinahe zugrunde. Kurz vor der Befreiung des Lagers 1945 wird sie auf einen der Todesmärsche getrieben, doch gelingt es ihr und ihrem Freund Feliks, auszuscheren und sich zu verstecken. Die beiden irren durch das zerstörte Polen auf der Suche nach ihrem Peiniger Mengele, an dem sie Rache üben wollen.
Die Autorin hat sich jahrelang mit dem Thema beschäftigt und überlegt, ob es überhaupt legitim ist, belletristisch damit umzugehen. Über Adornos Verdikt "Nach Auschwitz kann man keine Gedichte mehr schreiben" und Claude Lanzmanns Meinung, dass jegliche Fiktionalisierung des Holocaust abzulehnen ist, wurde viel diskutiert und die Argumente der erwähnten Autoren sind nicht von der Hand zu weisen. Dennoch meine ich, dass es Ausnahmen gibt. Zum Beispiel Celans "Todesfuge" oder Imre Kertesz' "Roman eines Schicksallosen". Konars Buch kann sich neben diesen herausragenden Beispielen behaupten. Die Autorin hat konzessionslos die Hölle von Auschwitz geschildert, zugleich aber auch mit unheimlicher Sensibilität das Seelenleben der beiden Mädchen dargestellt. Sie erschafft eine Art Blase (in Anlehnung an die Fruchtblase), in der Perle und Stasia auch nach ihrer Trennung verbunden bleiben. Dafür findet sie eine poetische Sprache, die niemals verharmlost oder beschönigt, sondern der Todeswelt des Lagers, in dem unvorstellbare Grausamkeiten verübt werden, eine andere Welt gegenüberstellt, in der es Hilfsbereitschaft, Wärme, Liebe gibt. Das Buch ist eine Meisterleistung und trotz des traumatischen Inhalts sehr zu empfehlen.

Ingrid Kainzner | biblio

Buchcover

Madeleine Thien: Sag nicht, wir hätten gar nichts

: Roman / Madeleine Thien. Aus dem kanad. Engl. von Anette Grube. - München : Luchterhand, 2017. - 653 S.
ISBN 978-3-630-87520-0      fest geb. : ca. € 24,70

Familiensaga um drei Generationen aus zwei chinesischen Musikerfamilien. (DR)

"In nur einem Jahr verließ uns mein Vater zweimal" - so beginnt die zehnjährige Marie die Geschichte ihrer Familie und die des Lehrers Sperling. Ihr Vater Kai ist nach Hongkong gereist und hat dort Selbstmord begangen. Es ist das Jahr 1989, die chinesische Familie lebt in Kanada, das Kind hat nur spärliche Sprachkenntnisse und weiß nur wenig über China. Erst als eine aus China geflohene Studentin, zärtlich "ältere Schwester" genannt, von Maries Mutter aufgenommen wird, beginnt sich durch deren Erzählungen der Nebel der Unwissenheit zu lichten.
In poetischer Sprache, die behutsam immer wieder chinesische Schriftzeichen und deren Bedeutung hereinholt, erzählt Madeleine Thien von Musik, politischem Wahnsinn, Talent, Liebe und Verrat, von Schicksalen und Überzeugungen. Je tiefer man in die Geschichte eindringt, umso atemloser folgt man den Menschen, die nichts lieber wollen, als Bach, Prokofjew und anderen Komponisten in ihrem Spiel möglichst nahe zu kommen und nichts weniger als das dürfen. Angefangen von Mao Tse Tungs kommunistischer Revolution 1940, über die Kulturrevolution in den 1960er Jahren bis zur blutigen Niederschlagung von Studentenprotesten auf dem Tiananmenplatz 1989 erleben wir Szenen, in denen eine menschenverachtende Politik mit unbarmherziger Grausamkeit in das Leben der Menschen eingreift.
Der Komponist und Lehrer Sperling wird als Arbeiter in einer Fabrik in der Provinz zum Schweigen gebracht und spielt nur mehr Schallplatten ab; der Pianist Kai macht zwar Karriere, hat sich selbst in seinen Überzeugungen aber so verbogen, dass ihm eines Tages nur der Freitod bleibt.
Neben dieser Geschichte gibt es noch einen "Roman im Roman": "Das Buch der Aufzeichnungen", das ausschließlich durch Abschreiben vervielfältigt und dabei immer wieder ergänzt wird. Durch Codes werden geheime Botschaften weitergegeben und es wird nach verschollenen Menschen gesucht. Diese Erzählung bewegt sich häufig zwischen Fiktion und Wirklichkeit und besitzt daher die Kraft, den tragischen Verlauf der Geschichte quasi umzuschreiben. Madeleine Thiens Buch wurde zu Recht mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet und ist unbedingt zu empfehlen!

Doris Göldner | biblio

Buchcover

Souad Mekhennet: Nur wenn du allein kommst

: eine Reporterin hinter den Fronten des Dschihad / Souad Mekhennet. Aus dem Engl. von Sky Nonhoff. - München : C.H. Beck, 2017. - 383 S.
ISBN 978-3-406-71167-1      fest geb. : ca. € 25,70

Fesselnde, faktenreiche Mischung aus Reportage und persönlichen Memoiren über die Wurzeln und Mechanismen des militanten Islamismus von den 1970er Jahren bis heute. (GP)

Als Tochter einer türkischen Mutter und eines marokkanischen Vaters hat die in Deutschland aufgewachsene Journalistin Souad Mekhennet schon immer zwischen den Welten, Kulturen und Religionen gelebt. Seit den Anschlägen am 11. September 2001 recherchiert sie intensiv über den islamistischen Terror und ist nach Jahren bei "Der Spiegel", "New York Times" u.a. als Sicherheitskorrespondentin der "Washington Post" international tätig. Als Muslimin ist sie in der islamischen Welt bestens vernetzt und hat Zugänge, die anderen verwehrt bleiben.
In ihrem aktuell bei C. H. Beck erschienenen, von Sky Nonhoff aus dem Englischen solide übersetzten Buch gibt die furchtlose Investigativjournalistin nicht nur sehr persönliche Einblicke in ihren beeindruckenden beruflichen und privaten Werdegang, sondern liefert den LeserInnen in klar gegliederten, chronologisch aufgebauten Kapiteln vor allem detailreiche Informationen über die Ursachen und Hintergründe von islamistischem Terror. Im Anhang finden sich zu jedem Kapitel wertvolle weiterführende Anmerkungen, Quellenhinweise und Begriffserläuterungen, die eine Vertiefung in das umfassende Thema ermöglichen. Egal, ob sie ihr Interview mit dem Führer von Al Qaida im Maghreb, die ihr zu verdankende Enttarnung des berüchtigten IS-Henkers "Jihadi John", ihren Aufenthalt in einem ägyptischen Foltergefängnis zu Beginn des "Arabischen Frühlings" oder ihre Erlebnisse kurz nach den Pariser Anschlägen und dem Attentat auf ein Münchner Einkaufszentrum schildert: Alles liest sich flüssig und packend wie ein Thriller, fußt aber dennoch auf solider Recherche. Ihre klugen Beobachtungen lehren LeserInnen Fakten, rücken unsere oft diffusen Vorstellungen von Islam, Radikalisierung, Dschihadismus und den weltpolitischen Zusammenhängen zurecht und zeigen die Teilhabe unserer westlichen Gesellschaft an diesen Entwicklungen auf. Rundum empfehlenswert!

Elisabeth Zehetmayer | biblio

Buchcover

Ernst Peter Fischer: Hinter dem Horizont

: eine Geschichte der Weltbilder / Ernst Peter Fischer. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2017. - 379 S. : Ill.
ISBN 978-3-87134-182-3      fest geb. : ca. € 23,60

Ein zu Weitblick inspirierender Rückblick auf den Wandel der Weltbilder. (GK)

"Hinter'm Horizont geht's weiter, ein neuer Tag", so sang einst Udo Lindenberg in einem Mutmachlied der 1980er Jahre. Mir hat das Buch von Ernst Peter Fischer sehr viel Mut gemacht und ich fand es außerordentlich inspirierend, was vielleicht daran liegt, dass ich im Gefängnis arbeite. Da sitzen nämlich Menschen, die sich nach Horizonterweiterung sehnen. Was uns Menschen alle begrenzt, ist unser Weltbild. Fischer zeigt, dass die Verschiebung der Weltbilder und die damit einhergehende Horizonterweiterung etwas ist, das immer auch im großen Stil, auf kultureller, soziologischer oder politischer Ebene passiert. Galt noch im Mittelalter die Devise "non plus ultra" - also, nicht über die abgesteckten Grenzen hinausreichen wollen -, so wandelte sich diese Devise in der frühen Neuzeit zum Ruf "plus ultra" - sich über die Grenzen hinauswagen. Und der Mensch braucht diese Sehnsuchtshorizonte, die ihn anspornen, sich aufzumachen, aufzubrechen, loszulassen.
Fischer beschreibt diese Horizonte verschiedener Denkrichtungen und Kulturen, beschäftigt sich mit Sternen und Karten, durchforscht die Weltbilder von Philosophen und Königen und veranschaulicht, wie sie bestehende Grenzen und Denkhorizonte durchbrochen oder gewandelt haben. Ich verstehe das Buch als Appell an die LeserInnen, mutig zu sein, zum Horizont zu schauen und das Darüberhinaus zu erahnen. Dieses leicht verständliche Buch ist dabei ein nützlicher und überaus interessanter Begleiter, es gehört in jede humanistische Bibliothek.

Jonathan Werner | biblio

Buchcover

Nils Straatmann: Auf Jesu Spuren

: eine Wanderung durch Israel und Palästina / Nils Straatmann. - München : Malik, 2017. - 303 S., [8] Bl. : Ill., Kt.
ISBN 978-3-89029-479-7      kart. : ca. € 16,50

Ein vielseitiger Einblick in das Innere des Heiligen Landes und seiner Menschen heute. (PR)

Während einer Vorlesung im Rahmen seines Theologiestudiums fasst Nils Straatmann den Entschluss, sich nicht nur über das Land, in dem Jesus wirkte, informieren zu lassen, sondern es zu erwandern. Auf diese Weise - so erscheint es ihm - gelingt am ehesten, dem nachzuspüren, wer Jesus war, was ihn geprägt hat und wer er heute in diesem von Konflikten zerrissenen Land sein könnte. Mit einem Freund setzt er sein Vorhaben um. Beide erleben ein Land voller Gegensätze und Widersprüche. Sie beginnen ihre Erkundungen in Bethlehem, wandern von dort zum Hermon an der syrisch-libanesischen Grenze und weiter entlang der Originalschauplätze des Evangeliums nach Jerusalem.
Anschaulich beschreibt der Autor Landschaften und Siedlungen, Menschen und teils berührende, teils gefährliche Begegnungen. Das Erleben von unterschiedlichen Kulturen, Machtverhältnissen, Denkweisen und Gefühlen sowie der eigenen Grenzerfahrungen bedeutet für beide ein sowohl emotional als auch kognitiv schwer zu verkraftendes Wechselbad. Die Vorstellung davon, was sie als Pilger auf den Spuren Jesu erwarten würde, und die Realität gehen extrem auseinander.
Eine spannende Lektüre - auch Heilig-Land-Stimmung, Archäologie, Religionskunde und vieles andere haben darin Platz. Das Buch zeigt einen Weg zur Erklärung vieler heutiger Probleme, lässt aber auch die Situation zur Zeit Jesu in einem hintergründigeren Licht erscheinen. Es antwortet damit auch auf die Frage, warum Jesus - so gesehen - scheitern musste. Empfehlenswert.

Hanns Sauter | biblio

Projekte . Kooperationen
Advertorial