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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2020 / Oktober

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

Iris Wolfermann: Karla und die Sache mit der Liebe

/ Iris Wolfermann. - Berlin : Tulipan-Verl., 2020. - 48 S. : Ill.
ISBN 978-3-86429-496-9      fest geb. : ca. € 9,20

Im Unterricht wurde erstmals über Sexualität gesprochen - ein spannendes Thema, das Karla gerne mit ihrem Schwarm Ben erörtern würde. Aber dem scheint die Angelegenheit zu peinlich zu sein, und auch Karlas ältere Schwester Lea verweigert entschieden jedes Gespräch. Dabei hat sie schon einen Freund, mit dem sie manchmal in ihrem Zimmer verschwindet - etwa, um Sex zu haben? Und warum liegt Papa am frühen Nachmittag mit Mama im Bett und behauptet, er helfe ihr beim Nägellackieren? Offensichtlich ist die ganze Sache bei Menschen doch nicht so einfach wie bei den Tauben, die Karla am Heimweg bei der Paarung beobachten konnte… Aber hieß es nicht, Sexualität ist nichts, wofür man sich schämen muss? Dass sie sogar Spaß machen kann, wenn man einmal groß ist?
Während die Wortkargheit der Klassenkollegen und der Schwester sehr verständlich und realistisch ist, verwundert die Reaktion der Eltern doch ein bisschen. Beim Schäferstündchen ertappt, verleugnen sie alles, was in diesem Moment natürlich für noch mehr Verwirrung sorgt. Demonstrativ mit ihren Fragen alleingelassen, muss Karla selbst ihre Schlüsse über Sex ziehen und beim Abendessen verkünden - unverblümt und ohne "rote Ohren [zu] bekommen".
Nicht als Sachbuch, sondern als Geschichte für Erstleser_innen mit (oberflächlichem) Sachanteil ist das Buch aufgebaut. Als Ersatz für ein "klassisches" Aufklärungsbuch eignet sich die Geschichte nicht, hier steht der Aspekt des Selbstlesenkönnens im Vordergrund.
Iris Wolfermann lässt ihre Protagonistin kindlich unverkrampft, neugierig und humorvoll an die menschliche Sexualität heran- und dann wieder davon weggehen. Es gibt momentan eben wesentlich interessantere Dinge, weshalb es aus Karlas Sicht überhaupt nicht stört, dass Bezeichnungen für die Geschlechtsteile oder Themen wie Hormone und sexuelle Gewalt unerwähnt bleiben. Erst mal muss sie entscheiden, wen sie heiraten will, wenn sie einmal groß ist - Ben oder doch Tan, der so schöne Wimpern hat?

Simone Weiss | STUBE

 

Ursula Poznanski: Cryptos

: Roman / Ursula Poznanski. - Bindlach : Loewe, 2020. - 443 S.
ISBN 978-3-7432-0050-0      fest geb. : ca. € 20,60

Gerade jetzt, in der aktuellen Situation rund um das Virus, in der viele Themen in den Hintergrund gedrängt werden, die noch vor gut einem halben Jahr die Medien dominierten, lässt der neue Thriller der österreichischen Autorin Ursula Poznanski manches wieder in den Köpfen aufleben.
Wie wird es weitergehen, wenn der Tempertaturanstieg auf der Welt die Nahrungsknappheit weiter vorantreibt, wenn kaum Pflanzen mehr wachsen? Wenn eine Pizza aufgrund der zu ihrer Herstellung verwendenden Ressourcen nur noch selten oder auch gar nicht mehr konsumiert werden kann? Wenn Menschen untertags nicht mehr ins Freie gehen können? Wenn Umweltkatastrophen die Menschen tagtäglich aufs Neue bedrohen? Ursula Poznanski erschafft dieses Szenario - einen dystopischen Blick in eine mögliche Zukunft.
Wenn das Dasein auf der Erde nicht mehr lebenswert ist, fliehen die Menschen in virtuelle Welten. Aber damit sind weder Soziale Medien noch das Abtauchen in Filmwelten gemeint. Die virtuellen Welten in "Cryptos" gehen viel weiter - sie lassen einen spüren, schmecken, riechen - also leben. Während der Körper in der realen Welt den Tag in einer Kapsel verbringt und in der Zwischenzeit durch eine Nahrungszufuhr mit Brei versorgt wird, für den kaum Ressourcen aufgewendet werden müssen, kann der Geist in einem virtuellen und optimierbaren Körper Festmahle verspeisen. Vielleicht reizt auch ein Spaziergang am Strand, ein Ball in einer "Jane-Austen-Welt", ein Abenteuer unter Dinosauriern oder eine Gondelfahrt in einer Venedig nachempfundenen Szenerie, während die originale Stadt niemand mehr kennt, da sie schon lange überflutet ist. Oder es verschlägt einen nach Kerrybrook, einem friedlichen Ort, den die junge Weltendesignerin Jana konstruiert und belebt hat.
Das gesamte Leben findet virtuell statt, weder Freunde noch Liebespaare begegnen sich tatsächlich in der realen Welt - selbst der Tod ist nur eine Illusion und man fängt wieder an einem anderen Ort an. Bis Jana bemerkt, dass mache doch nicht wieder woanders auftauchen. Es startet eine rasante Verfolgungsjagd durch die reale und die virtuelle Welt, bei der gar nicht klar ist, wer eigentlich die Jäger_innen sind. In der der Tod vielleicht doch nicht nur eine Illusion ist, wo sich reale und virtuelle Welten ganz plötzlich überschneiden. Und im Zentrum stehen dabei immer die gleichen Fragen: Wie kann die "beschädigte" Welt wiederhergestellt werden? Welche Opfer können und müssen dafür gebracht werden? Wie kann der Mensch diese Krise übersehen, wo er doch selbst der Ursprung, der Verursacher ist? Ist der Preis dafür die Menschlichkeit?
"Cryptos" skizziert eine Zukunftsversion, dessen Ausgangspunkt eine gewisse Vertrautheit provoziert. Ursula Poznanski lässt ihren Roman zwar in Mitteleuropa spielen, das Szenario ist aber auf der ganzen Welt dasselbe. Konzerne übernehmen mit ihren technischen Entwicklungen das Machtmonopol. Die Menschen lassen sich bereitwillig darauf ein, damit sie in ihre Illusionen fliehen können, um so der Realität entkommen zu können und sich nicht mit eben dieser auseinandersetzen zu müssen. Es sind Jugendliche und junge Erwachsene, die etwas in Bewegung bringen. Jana, die unwissentlich hineingerät, aber auch einige andere, die bewusst diese Blindheit hinterfragen und die Entscheidungen über die Zukunft mitgestalten möchten und sie nicht jenen überlassen, die im Zentrum der Macht stehen.

Tamara Kurzbauer | STUBE

 

Katharina Geiser: Unter offenem Himmel

: Roman / Katharina Geiser. - Salzburg ; Wien : Jung und Jung, 2020. - 310 S.
ISBN 978-3-99027-239-8      fest geb. : ca. € 23,00

Poetische Erzählung über zwei starke Frauen, die in verschiedenen Epochen ihr Leben meistern. (DR)

Klara ist Buchhändlerin und lebt alleine. Schon als Kind wusste sie genau, was sie will und führt nun geradlinig und selbstbestimmt ihr Leben. Ihre große Liebe Paul ist nur mehr eine ferne Erinnerung, doch diese lässt sich nicht los.
Über hundert Jahre früher spielt die Geschichte von Elise, Klaras Ururgroßmutter. Früh Mutter eines unehelichen Kindes geworden, lässt Elise dieses bald bei ihrer Familie zurück und verlässt ihr Heimatdorf im schweizerischen Emmental, um sich in Zürich als Prostituierte ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dort lernt sie den Gelegenheitsarbeiter Beni kennen, mit dem sie eine Familie gründet. Elise tut alles, um sich und ihrer kleinen Familie ein gutes und glückliches Leben zu ermöglichen, doch Schicksalsschläge werfen sie immer wieder zurück.
Ein gefühlvoller und in ausdrucksstarken Bildern erzählter Roman über zwei starke Frauen und deren Schicksale, der durch den Wechsel zwischen den Zeitsträngen rasch Fahrt aufnimmt und bis zum Schluss spannend bleibt. Nach und nach setzt die Autorin das Bild einer Familie über mehrere Generationen zusammen gibt ihren LeserInnen gleichzeitig einen Einblick in die gesellschaftlichen Entwicklungen der Schweiz. Die Detailliebe und die poetische Sprache tun ihr Übriges, um den LeserInnen einen Lektüregenuss auf hohem Niveau zu garantieren.

Michaela Grames | biblio

Ray Bradbury: Fahrenheit 451

: Roman / Ray Bradbury. Aus dem Amerikan. von Peter Torberg. - vom Autor überarb. Ausg. - Zürich : Diogenes, 2020. - 270 S.
ISBN 978-3-257-07140-5      fest geb. : ca. € 24,70

Die aktuelle Version des großen Klassikers. (DR)

"Fahrenheit 451" ist seit Jahrzehnten ein Klassiker der englischsprachigen Literatur. Verfilmt von François Truffaut 1966 mit Oskar Werner und 2018 neu adaptiert, ist die Geschichte seit dem Erscheinen des Romans im Jahre 1953 allseits bekannt und auf jeder zweiten Matura-Leseliste seit Jahrzehnten zu finden. Es geht um den 30-jährigen Feuerwehrmann Guy Montag, der Bücher verbrennt, wo immer er sie findet, weil sie zu gesellschaftsfeindlichem selbstständigen Denken verführen. Erstmals auf Deutsch erschien das Werk 1955. Nun, 2020, wurde die vom Autor überarbeitete Jubiläumsausgabe von 2003 von Peter Torberg neu übersetzt, zu Bradburys 100. Geburtstag.
Steht im Original "with this great python spitting its venomous kerosene upon the world", übersetzte Fritz Güttinger "die Mündung dieser mächtigen Schlange, die ihr giftiges Kerosin in die Welt hinaus spie". Dachte er, dass man im deutschsprachigen Raum keine Python kennt? Oder war es ihm peinlich, dass eine Riesenschlange, die ungiftig ist, hier Gift verspritzt? Torberg übersetzt "diese große Python, die ihr giftiges Kerosin verspritzte", wortwörtlich wie mit dem Google-Übersetzer, und ist dadurch näher am Text. Wörter wie "spie" sind nicht mehr zeitgemäß, Deutsch hat sich wesentlich stärker gewandelt als Englisch, und während man problemlos das Original lesen kann, wirkt die alte Übersetzung oft antiquiert. Soll man Shakespeare in der Uraltübersetzung von Ludwig Tieck lesen, um stets daran erinnert zu werden, dass das ein sehr alter Text ist, oder kann man der lesbareren Version von Erich Fried den Vorzug geben? Bei Bradbury stellt sich diese Frage nicht, der Text wirkt im Original nicht veraltet, und so kann man in jedem Fall die Neuübersetzung empfehlen.

Michael Wildauer | biblio

Martin Meyer: Der falsche Karl Valentin

: Roman / Martin Meyer. - Meßkirch : Gmeiner-Verl., 2020. - 310 S.
ISBN 978-3-8392-2696-4      kart. : ca. € 12,40

Eine tragikomische Romanbiografie. (DR)

Wer kennt sie nicht: den unverwechselbaren Volkskomiker Karl Valentin und seine kongeniale Bühnenpartnerin Elisabeth Wellano alias Liesl Karlstadt, die an seiner Seite in unzählige verschiedene Rollen schlüpfte und in Valentins Privatleben die Rolle der Geliebten innehatte. Martin Meyer wagt indes einen Blick hinter die Bühne und präsentiert Karl Valentin als hochsensiblen Künstler, der - getrieben von seinen Ängsten und Zwängen - Liesl Karlstadt schikaniert und eifersüchtig überwacht. Sie wiederum ist bestrebt, sich von ihm zu emanzipieren, ihren eigenen Weg zu gehen, lieben zu dürfen und geliebt zu werden. So zeigt Meyer an Karlstadt, wie schwer es damals für Frauen war, als eigenständige Künstlerin anerkannt zu werden. Dafür macht er Valentin das Leben schwer, indem er ihn dichterisch mit einem skrupellosen Betrüger konfrontiert, der sich mitten in München als Karl Valentin ausgibt und damit sogar Erfolg hat, wobei der Plot in seiner Tragikomik wiederum fast von Valentin selbst stammen könnte. Dabei gelingt es Meyer, die Ambivalenz Münchens darzustellen - einerseits als mondänen Ort der Kunst und Kultur, andererseits als ein Dorf, in dem jeder jeden kennt, und Gerüchte sich schneller verbreiten, als man "Semmelknödel" sagen kann. Weil Meyer dabei auch noch die Münchner Sprache und Atmosphäre der 1920er-Jahre gekonnt einzufangen vermag, ist ihm ein rundum stimmiger Roman gelungen.

Simone Klein | biblio

Robin DiAngelo: Wir müssen über Rassismus sprechen

: was es bedeutet, in unserer Gesellschaft weiß zu sein / Robin DiAngelo. Aus dem Engl. von Ulrike Bischoff. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2020. - 222 S.
ISBN 978-3-455-00813-5      fest geb. : ca. € 25,70

Institutioneller, systemischer Rassismus und wie wir damit umgehen (sollten). (GP)

Allzu oft reagieren Menschen, wenn sie mit ihrem Weißsein und ihren (meist nicht expliziten, sondern vielmehr subtilen, aber deshalb nicht weniger weitreichenden) rassistischen Handlungsweisen konfrontiert werden mit Ablehnung oder gar Verleugnung. Nicht selten berufen sie sich darauf, keinen Unterschied zwischen Menschen mit anderer Hautfarbe zu machen und deshalb nicht rassistisch sein bzw. handeln zu können. Dieses Verhaltensmuster beschreibt DiAngelo als "weiße Fragilität". In ihrem aufschlussreichen Buch zeigt sie, dass "Rasse" bzw. "race" zwar nicht natürlich, aber insofern real ist, als dass rassistische Zuschreibungen die Realitäten unserer Gesellschaft, die Rechte von Menschen und deren Ressourcen grundlegend prägen. Diesem institutionellen, systemischen Rassismus kann sich laut DiAngelo niemand entziehen - zwangsläufig leben und agieren wir alle in diesen vorgegebenen Strukturen und erhalten sie durch viele unreflektierte Handlungen, Äußerungen und Denkmuster aufrecht. Wie der Titel bereits deutlich macht, ist DiAngelos Buch - das Ulrike Bischoff durchdacht ins Deutsche übertragen hat - eine dringliche Handlungsaufforderung: Viel zu lang galt Weißsein als neutral, "weiße" Kultur als universell. Dabei braucht es gar keine US-amerikanischen Massenmedien, die auf der ganzen Welt verbreitet werden, um dieses Weißsein zum Standard zu erheben. Weißsein wurde und wird nicht nur häufig mit US-amerikanischer Identität gleichgesetzt, sondern bestimmt zu weiten Teilen bis heute das (Selbst-)Verständnis vieler EuropäerInnen. Dass Amerikanischsein ebensowenig wie Europäisch-, Österreichisch- oder Deutschsein aber keinesfalls gleichbedeutend ist mit Weißsein, zeigen zahlreiche Publikationen der letzten Jahre auf (z. B. Alice Hasters' "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" oder Reni Eddo-Lodges "Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche"). In der Reihe dieser schon lange überfälligen Titel leistet Robin DiAngelo einen immens wichtigen Beitrag: Einerseits klärt sie "weiße" Menschen auf sehr anschauliche Weise über ihr Weißsein, den damit einhergehenden Privilegien und ihre Verantwortung in einer von rassistischen Strukturen bestimmten, ihnen zum Vorteil gerichteten Welt auf und gibt andererseits hilfreiche Handlungsanleitungen, wie jeder und jede Einzelne von uns es besser machen könnte, ja besser machen muss!

Claudia Sackl | biblio

Alison Davies: Be more bee

: was wir von den Bienen lernen können / Alison Davies. Ill. von Emily Mayor. - Hildesheim : Gerstenberg, 2020. - 140 S. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-8369-2171-8      fest geb. : ca. € 12,40

Ein liebevolles Sammelsurium an Fakten, Tipps und Illustrationen zum Thema Bienen. (PP)

Bienen sind hart arbeitende, schlaue Tiere, von denen sich Menschen einiges abschauen können. Nicht nur, dass die Arbeiterinnen in einer Stunde 24 Kilometer fliegen und rund 50 bis 100 Blüten ansteuern können, in einem Bienenstock bilden sie auch eine Gemeinschaft, die zusammenhält und sich hilft. Außerdem übernehmen die Arbeitsbienen - die immer weiblich sind - in ihrem Leben ganz unterschiedliche Aufgaben, vom Heranfüttern der Königin bis zum Pollensammeln. Kein Wunder also, dass die kleinen Tiere schon in der Antike ein Zeichen der Majestät der Göttinnen und bei den Ureinwohnern Amerikas ein mächtiges Totem waren.
Das und vieles mehr erfährt man in dem handlichen Ratgeber von Alison Davies, der nicht nur solche spannenden Fakten, sondern auch Anleitungen und Tipps präsentiert, wie man die Lebenseinstellung der Bienen auf sich selbst übertragen kann. In sieben kurzen Kapiteln wechseln sich Zitate, Lehrreiches, Ratschläge und Gebrauchsanleitungen ab, all das ist mit kleinen, aber feinen Illustrationen von Emily Mayor versehen. "Be more bee" ist eine bunte Mischung, die Bienen und ihr Leben preist und darauf aufmerksam macht, was für tolle, kleine Lebewesen diese schwarz-gelben Kreaturen sind.

Eleni Steinborn | biblio

Niklaus Kuster: Unser aller Vater

: beten wie Franz von Assisi / Niklaus Kuster. - Ostfildern : Patmos, 2020. - 120 S. : Ill. (farb.)
ISBN 978-3-8436-1219-7      fest geb. : € 18,50

Betrachtungen zum Vaterunser aus der Tradition des Franziskus. (PR)

Das Vaterunser hat bei Franziskus einen sehr großen Stellenwert. So legte er seinen Brüdern nahe, es vierundzwanzigmal am Tag zu beten und zu betrachten - als Möglichkeit für einfache Mönche, die meist nicht lesen und schreiben konnten, eine Art Stundengebet zu pflegen. Dementsprechend gibt es auch zahlreiche Gedanken und Betrachtungen zum Vaterunser aus der franziskanischen Tradition.
Der ansprechend gestaltete Band umfasst einige dieser Betrachtungen, die teils auf Franziskus selbst zurückgehen, teils auf Franziskaner-Mönche, die in zeitlicher Nähe zu ihm lebten. Den hier zusammengestellten Texten ist gemein, dass sie erst in jüngerer Zeit entdeckt, entziffert und publiziert wurden. Weihin unbekannt war bisher auch die Zusammenstellung der "schönsten Namen Gottes" des Franziskus, die 1219 unter dem Eindruck seiner Begegnung mit dem Sultan Muhammad al Kamil entstanden ist. Es handelt sich um ein Dokument das zeigt, wie sehr christliche, jüdische und islamische Gottesvorstellungen konform gehen (können) und dabei auch die femininen Gesichter Gottes ihren Platz haben. Die spirituelle Weite, die sich sowohl daraus als auch aus den vorher zu lesenden Vaterunser-Betrachtungen ergibt, hat wiederum Eingang gefunden in das Dokument "Über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt", das Papst Franziskus und der Großimam der Al-Azhar-Universität von Kairo im Februar 2019 in Abu Dhabi verabschiedet und unterzeichnet haben. Dieser Text ist in zwei Übersetzungen beigefügt, sodass dem Wunsch der beiden Religionsführer, diesen weit zu verbreiten, nachgekommen wird. Dieses Anliegen soll auch hier unterstützt werden und das eher wenige Seiten umfassende, inhaltlich aber sehr tiefe Buch weithin empfohlen werden. Für alle Bibliotheken und einen breiten LeserInnenkreis.

Hanns Sauter | biblio

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