hintergrundbild
biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2020 / August

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

Hexen hexen

/ Roald Dahl. Pénélope Bagieu. Aus dem Franz. von Silv Bannenberg. Handlettering von Olav Korth. - Berlin : Reprodukt, 2020. - 320 S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-95640-225-8      fest geb. : ca. € 24,70

"Das hängt von der Reihenfolge ab! Zur Sicherheit lese ich das Buch nicht, bevor ich mir den Film anschaue", hört man öfter, wenn es um den Medienwechsel von Literatur zu Film geht. Ist das Buch, auf dessen Story der Film basiert, nicht bekannt, sind Leser_innen oft unkritisch(er) in der Beurteilung von Blockbuster, Arthouse und Co. Wird jedoch plötzlich das Lieblingsbuch auf die Leinwand gebracht - sogar hochkarätig besetzt, klug inszeniert und behutsam mit dem "Original" (wie man es nicht macht und die gesamte Fanszene verärgert, zeigten die Schreiber der TV-Serie "Game of Thrones") umgegangen -, kann es allerdings zu ausufernden Emotionsausbrüchen, Verrissen auf Blogs oder sogar zu Verweigerungstaktiken kommen. Wenn sich dann noch eine Theaterinszenierung, ein Videogame oder ein Hörspiel dazugesellen, braucht es eine wohldurchdachte Strategie, um das Rezipient_innen-Herz nicht zu überfordern.
Hat man Roal Dahls Roman-Klassiker "Hexen hexen" bis heute nicht gelesen, stellt sich nun ernsthaft die Frage, ob man zuerst das Buch aus dem Jahr 1986, den 90er-Film oder den Comic, der eben erst erschienen ist, an den Anfang stellt oder ob man überhaupt nur einem Medium den Vorzug gibt. In dieser Rezension wird eine Lanze für den Comic gebrochen, obwohl Roman und Film - diplomatisch formuliert - ihre ganz eigene Ästhetik und dadurch individuelle Reize haben. Am besten ist es aber, sich alle drei Erzählungen reinzuziehen, um dann mit befreundeten Hexen-Liebhaber_innen über die vielen kleinen und großen Unterschiede diskutieren zu können. Dann stellt sich jedoch wieder die Frage der Reihenfolge, das Dilemma beginnt von vorne und man kommt nie zu Roal Dahls wirklich witziger, spannender und hochklassig skurriler Erzählung über einen Jungen, der auszog (Hexen) das Fürchten zu lernen.
Pénélope Bagieu hat sich dem Wagnis gestellt, diesen Klassiker auf ihre markante Art und Weise zu erzählen und weicht dabei nicht von ihrem Comicstil ab. Zum Glück! Denn, wer die Werke "Wie ein leeres Blatt" oder die Comic-Biographien "Unerschrocken. Fünfzehn Porträts außergewöhnlicher Frauen" kennt und liebt, darf sich über "Hexen hexen" besonders freuen. Mit dabei ist ihre charakteristische Figurenzeichnung, die vor allem den weiblichen Figuren (ja, auch den Hexen) französischen Esprit verleiht. Wie schon früher setzt sie auf eine unverkennbare Farbgestaltung, die im besten Sinne als angenehm und nicht störend bunt bezeichnet werden darf. Die Vielfarbigkeit ist bei Bagieu aber nie nur reine Gestaltungsform, sondern immer auch Informationsquelle für Stimmungen, Settings und somit auch Handlungskatalysator. Neben diesen grundsätzlichen Techniken des Comics weiß die Künstlerin aber vor allem, wie man gut erzählt, welche Momente sie auszuwählen hat und wie man diese in unterschiedlichen Bildformaten am besten in Szene setzt. Was Film und Roman aufgrund ihrer Erzählkonventionen nicht liefern (können), sind zum Beispiel grafisch vom Handlungsverlauf abgesetzte Schautafeln, die unter der einfachen Überschrift "DIE HEXEN" zeigt, woran man sie klar von Nicht-Hexen unterscheiden kann. Apropos Technik: Diese drängt sich nie in den Vordergrund oder lenkt von der Erzählung ab, sondern unterstützt mit Zooms, Perspektiven und Rahmen das, was diese fantastische Geschichte ausmacht: den Thrill, der von den Hexen ausgeht und der im mondänen Kurhotel namens "Magnificent" an der englischen Küste einen fulminanten Showdown abliefert. Was es mit den dynamisch-aktiven Kindern, den zwei niedlich-süßen Mäusen, der grotesk-netten Oma und der gnadenlos-fürchterlichen Hoch-Großmeister-Hexe auf sich hat, die allesamt auf dem Cover zu sehen sind, darf natürlich nicht verraten werden. Denn eines gilt für alle Medien, egal welche Medien-Reihenfolge man wählt: Roal Dahls Figurencharakterisierung ist und bleibt brillant und wird von Pénélope Bagieu auf elaborierte Weise in die Gegenwart geholt.

Peter Rinnerthaler | STUBE

 

Michelle Cuevas: Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief

/ Michelle Cuevas. Aus dem amerikan. Engl. von Uwe-Michael Gutzschhahn. Mit Zeichnungen der Autorin. - Frankfurt a. M. : Fischer KJB, 2020. - 234 S. : Ill.
ISBN 978-3-7373-4195-0      fest geb. : ca. € 13,40

Was tut man, wenn man auf der Straße zufällig ein kleines schwarzes Loch findet? Für die 11-jährige Protagonistin Stella ist die Antwort klar und kurzerhand nimmt sie den Findling mit nach Hause, um es als Haustier zu halten. Eine Tatsache, die sich als nicht unproblematisch herausstellt, wenn man die Eigenschaften eines schwarzen Lochs bedenkt. Schnell stellt sich heraus, dass Larry - so heißt das schwarze Loch inzwischen - sich alles einverleibt, was in seiner Reichweite ist. Also muss Larry erzogen werden, wie es sich für ein braves Haustier gehört; "Sitz!" und "Komm!" funktioniert recht schnell, an dem Befehl "Bleib!" muss allerdings noch gearbeitet werden.
Der Text, der auf den ersten Blick lustig wirkt, entpuppt sich schnell als sehr viel tiefgründiger, denn Stella richtet sich aus der Ich-Perspektive an ein Du. Dieses Du stellt sich als der gestorbene Vater heraus, mit dessen Verlust die Protagonistin zu kämpfen hat. Um dieser Traurigkeit entgegenzuwirken, versenkt sie alle Gegenstände, an die Erinnerungen an Papa gebunden sind, im schwarzen Loch, wodurch jedoch auch die Erinnerungen aus dem Gedächtnis der Familie gelöscht werden. Als schließlich auch der neue Familienhund Larry zum Opfer fällt, ist klar, dass Stella ihm nach muss und eine Abenteuergeschichte im Inneren des Schwarzen Loches beginnt, was grafisch durch schwarze Seiten mit wenig weißem Text gekennzeichnet wird.
In launigem Ton wird erzählt, was Stella gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder in der unbekannten Materie erlebt und nebenbei wird herausgearbeitet, dass Verlust und Trauer nichts ist, was man einfach so verschwinden lassen kann, sondern dass es einfach Zeit braucht, um diese zu verarbeiten. Nebenbei werden einige Fakten über schwarze Löcher und das Weltall eingeflochten und bilden den Rahmen für diesen berührenden Text.

Alexandra Hofer | STUBE

 

Anne Freytag: Das Gegenteil von Hasen

/ Anne Freytag. - München : Diana, 2020. - 415 S.
ISBN 978-3-453-27280-4      fest geb.  : ca. € 17,50

Ein Jugendroman über den Mut zur inneren Reife. (ab 15) (DR)

An der Schwelle zum Erwachsenendasein lebt jeder Jugendliche irgendwie in seiner eigenen verschrobenen Welt. Nur das die oft nicht viel mit der Realität zu tun hat. In der Schule gibt es die Stars und absolut Unantastbaren, die eifrigen Mitläufer und Hohlköpfe - und natürlich die Außenseiter und völlig Unsichtbaren. Jeder spielt mehr schlecht als recht seine Rolle.
Aber man kann auch mit seinem Opferstatus endgültig brechen wie Linda oder die Vorurteile der anderen grundsätzlich ignorieren wie Edgar. Man kann aber auch einfach die ganze Wahrheit sagen, ungeschönt und gnadenlos, wie Julia es tut. Online in einem Blog und nur für sich als persönliches Tagebuch. Dass irgendein Fremder die Gelegenheit nutzt, um nach und nach ihre Einträge zu veröffentlichen, schlägt natürlich in der Schule wie eine Bombe ein. Hier geht es nicht um peinliche Videoaufnahmen oder brisantes Bildmaterial, hier stehen Worte - und die haben es in sich.
Plötzlich stammt die beliebte Marlene aus einer zerrütteten Familie, der attraktive Leonard ist alles andere als ein guter Liebhaber und Julia selbst beginnt immer mehr ihr "Doppelleben" zu hassen. Verzweiflung, Anfeindung, eine gebrochene Nase und ein versäumter Frauenarzttermin - das Mädchen ist am Boden. Doch es gibt jemanden, der auch schon so einiges durchgestanden hat: Linda, ein Wolf unter den Hasen. Und Linda hilft, auch wenn es für sie nicht immer leicht ist. Nicht aus reiner Aufopferung, sondern aus einer gewissen Reife heraus.
Die Wahrheit tut weh. Viel schmerzhafter ist es jedoch, in einer Scheinwelt zu leben, wo jeder echte Gedanke unpassend erscheint. Dieses Gefühl kennt natürlich nicht nur ein junger Mensch, sondern jeder. Daher ist dieser gelungene Roman sicherlich nicht nur für LeserInnen ab 15 Jahren geeignet, sondern kann für alle Altersgruppen sehr spannend sein. Als LeserIn geht es einem letztlich ganz wie der Schuldirektorin im Buch: Wer hätte gedacht, dass die unzensierten Gedankenwirbel einer 16-Jährigen so einen Sog entfalten können, dem man sich einfach nicht entziehen kann…

Veronika Eder | biblio

Hannelore Cayre: Die Alte

/ Hannelore Cayre. Deutsch von Iris Konopik. - Hamburg : Argument Verl., 2019. - 203 S.
[Aus dem Franz. übers.]
ISBN 978-3-86754-240-1      fest geb. : ca. € 18,50

Die temporeiche Wandlung einer Dolmetscherin im Staatsdienst zur raffinierten, mit allen Wassern gewaschenen Kriminellen. (DR)

Madame Portefeux übersetzt für das Drogendezernat der Pariser Polizei die abgehörten Telefonate aus dem Arabischen. Sie stammt aus einer ehemals reichen Familie, die zunehmend verarmt ist. Vom einstigen Glanz ihrer Ehe ist nichts mehr übrig und eines Tages beschließt sie, ihrem Leben die alles entscheidende Wendung zu geben. Sie dreht den Spieß um, behält die am Telefon abgehörten Details eines großen Drogencoups für sich und wird selbst zur Dealerin.
Dieser Roman ist ein Erlebnis! Hannelore Cayre liefert in ihrer Geschichte eine überraschende Wendung nach der anderen, vor allem aber beherrscht sie in den beschriebenen Stimmungsbildern den Spagat zwischen humorvoller Gesellschaftskritik und deprimierenden Schilderungen der Realität - vor allem dort, wo es um das Milieu der nordafrikanischen Dealer in Paris oder um die Atmosphäre in jenem Altersheim geht, in dem die senile Mutter der Titelfigur gemeinsam mit einer Hundertschaft pflegebedürftiger Menschen dem Tod entgegendämmert. Dieses Buch kann allen Bibliotheken vorbehaltlos empfohlen werden. Meisterlich erzählt!

Johannes Preßl | biblio

Barbara von Bechtolsheim: Beziehungskünstler

: wie kreative Paare die Liebe meistern / Barbara von Bechtolsheim. Mit einem Vorwort von Alain de Botton. - München : Süddeutsche Zeitung Edition, 2020. - 227 S. : Abb.
ISBN 978-3-86497-533-2      fest geb. : ca. € 24,70

Liebe - das große Thema der Menschheitsgeschichte wird hier in 16 Kurzbiografien berühmter Paare der Kunst- und Kulturszene des letzten Jahrhunderts nachempfunden. (PP)

Die LeserInnen erhalten faszinierende Einblicke in das Privatleben bemerkenswerter Menschen und es wird gezeigt, welchen Einfluss das Rampenlicht auf das Miteinander eines Liebespaares haben kann. Ziehen sich Gegensätze wirklich an oder ist ein Gleichklang in Glaubensfragen oder Weltanschauungen vorteilhafter, um ein gutes Zusammenleben zu garantieren? Können künstlerische Ambitionen und Abschottung von jeglichem Einfluss des Partners zielführend sein, um seinen eigenen Weg zu gehen? Leidet die Kreativität des Einzelnen oder bereichert sie den Drang nach Selbstfindung in seinem künstlerischen Schaffen? All diese Fragen versucht die Autorin durch sorgfältige Recherche über das Zusammenleben prominenter Paare zu beantworten.
Berühmte und bemerkenswerte Paare, wie Ingeborg Bachmann & Paul Celan, Friederike Mayröcker & Ernst Jandl, Marilyn Monroe & Arthur Miller oder Jona Baez & Bob Dylan und viele mehr, enthüllen gemeinsam gegangene Wege der Liebe, aber auch das Leiden durch dieses Gefühl. Verwurzelt in ihrem künstlerischen Schaffen und verankert im Glauben an die Verflechtung ihrer Zuneigung stürmen sie Barrikaden, reißen sie nieder und stellen sie wieder auf. Es wird ein Blick auf geglückte und missglückte Beziehungen gewährt, in denen stets das künstlerischen Bedürfnis des Individuums und der Wunsch, in Zweisamkeit zu leben, in Konflikt stehen.
Die Liebe geht ihre eigenen Wege, aber die Kunst auch. Manches scheitert und manches bleibt - wie auch beim durchschnittlichen Menschen. Lesenswert!

Ilse Hübner | biblio

Summer Rayne Oakes: Pflanzen-Liebe

: warum uns ein grünes Zuhause glücklich macht / Summer Rayne Oakes. Aus dem Amerikan. von Imke Brodersen. Mit Ill. von Mark Conlan. - München : Mosaik Verl., 2020. - 236 S.
ISBN 978-3-442-39362-6      kart. : ca. € 15,50

Überzeugendes Plädoyer für mehr Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gegenüber der Flora im Allgemeinen und den Zimmerpflanzen im Besonderen. (NL)

Die Autorin Summer Rayne Oakes hat Umweltwissenschaften studiert und setzt sich engagiert mit Vorträgen, Fernsehmoderationen und als Öko-Model für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein. Geboren und aufgewachsen in Pennsylvania in einem ländlichen Umfeld, gleich neben einem Wald und geprägt von der Gartenleidenschaft ihrer Eltern, konnte sie nach ihrem Umzug nach New York ihre Liebe zu den Pflanzen nur weiterpflegen, indem sie sie in ihre Wohnung holte. Aus ihrer Erfahrung mit den etwa 1000 Zimmerpflanzen speist sich dieses Sachbuch, das sich nicht als klassischer Pflanzenratgeber versteht, sondern zu einer lebendigen Beziehung mit dem Grün ermuntern will. Die Verbindung mit den Pflanzen kann als Vorbild dienen für die Beziehung zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zur Umwelt überhaupt: Beobachtungsgabe, Respekt, Liebe... Studien belegen, dass "Waldbaden" und "Gartentherapie" hilfreich sind bei Rehabilitationen nach Herz-Lungen-Erkrankungen, dass sie Depressionen und Demenz positiv beeinflussen können und den Stressabbau fördern.
Erfahrungsberichte diverser AnwenderInnen ergänzen die acht Kapitel, verschiedene praktische Übungen schließen sie ab. Zimmerpflanzen vermögen die Natur nicht zu ersetzen, aber sie können eine "Linse" in die weite Welt bilden und so unser Verhalten verändern. Dieser Botschaft - und somit diesem einfühlsamen, ermutigenden Buch - ist eine weite Verbreitung zu wünschen!

Maria Schmuckermair | biblio

Simone Raihmann: Karma Food

: ayurvedisch - vegetarisch - vegan / Simone Raihmann ; Adi Raihmann. Mit Texten von Sarah Krobath und Fotografien von Vanessa Maas. - Wien : Brandstätter, 2020. - 215 S. : zahlr. Ill.
ISBN 978-3-7106-0399-0      fest geb. : ca. € 28,00

Ausgehend von der ayruvedischen Küche Indiens gestalteten die österreichischen LokalbetreiberInnen gemeinsam mit einem großen Team ein ganzheitliches Kochbuch. (VL)

Dieses Kochbuch ist nicht zu übersehen! Groß, in kräftigem Rosa gehalten und mit einem selbstbewussten Inder auf dem Titelbild verspricht es schon vor dem Aufschlagen ein Erlebnis! Dem ist auch so!
Nicht nur, dass sich das Angebot von "Indian Tapas" über "Satisfying Colos" und "Sweets and Sips" bis hin zu "Masalas" bewegt, sondern es sind auch zahlreiche Tipps aus der ayruvedischen Gesundheitslehre im Buch enthalten. Die eingestreuten "Ayruveda Essentials" enthalten Tipps, wie jeder von uns im Gleichgewicht bleiben kann. Nichts ist dogmatisch! Möchtest du dich vegan ernähren? Gut! Einfach Kuhmilch gegen jede andere Milchalternative austauschen! Magst du es nicht gern so scharf wie deine Freundin? Kein Problem! Koche einfach parallel und variiere die Menge der Gewürze.
Dieses Kochbuch macht wirklich glücklich! Die Rezepte sind sehr praktikabel. Da die AutorInnen mehrere Lokale in Wien und Niederösterreich betreiben, wissen sie, welche Zutaten hierzulande erhältlich sind bzw. wie man die Originalrezepte modifizieren kann.
Weiters sind die Anregungen für Rituale, Yogaübungen oder Anleitungen zur Selbstbeobachtung erfrischend geschrieben ohne in den esoterischen Ton zu verfallen, der manche LeserInnen abschreckt.
Nicht zuletzt ist die Auswahl der indischen Gerichte sehr gelungen. Sehr zu empfehlen!

Doris Göldner | biblio

Mit Sorge - in Hoffnung

: zu Impulsen aus der Enzyklika Laudato si' für eine Spiritualität im ökologischen Zeitalter / Thomas Dienberg ; Stephan Winter (Hg.). - Regensburg : Pustet, 2020. - 246 S.
ISBN 978-3-7917-3141-4      kart. : ca. € 25,70

Thematisch breit gestreute Beiträge zur Umsetzung der Enzyklika in der Pastoral. (PR)

Die Enzyklika Laudato si' von Papst Franziskus ist ein Auftrag an alle Menschen, sich selbst und die ganze Schöpfung vor der eigenen Unersättlichkeit zu schützen und eine Wende zu einer ganzheitlichen Ökologie und somit zu mehr Menschlichkeit zu vollziehen. Er nennt die ganze Dramatik beim Namen, greift viele Erkenntnisse moderner Forschung, sowohl von naturwissenschaftlicher wie von theologischer Seite, auf und verschweigt auch nicht die Fehler, die auf das Konto der Kirche und einer einseitig-falschen Theologie zurückzuführen sind. Im Zentrum steht die dringende Forderungen nach einem Paradigmenwechsel.
In diesem Sammelband setzt sich nun ein Team wissenschaftlicher MitarbeiterInnen von Iunctus, einer Abteilung der philosophisch-theologischen Hochschule der Kapuziner in Münster, interdisziplinär mit der Enzyklika auseinander. Es werden aus der Perspektive von Gesundheit, Ökologie, Management, Spiritualität, Bibelwissenschaft, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften die Impulse der Enzyklika erörtert, die einen wissenschaftlich, die anderen eher praxisorientiert.
Alle AutorInnen machen deutlich, dass es in diesem päpstlichen Rundschreiben um mehr geht als um "umweltverträgliche Maßnahmen": Es braucht ein ganzheitliches Umdenken in allen Lebensbereichen und eine grundsätzlich andere Sicht auf das menschliche Miteinander. Dies hat Konsequenzen, angefangen vom Umgang mit der Schöpfung bis hin zum Städtebau.
BenutzerInnen von kirchlichen öffentlichen Bibliotheken seien besonders die fesselnden Beiträge über Franz von Assisi, zu den Schöpfungsaussagen der Bibel sowie zur Einstellung zum Mitmenschen und zur Freizeitgestaltung, die etwa die Hälfte des Buches ausmachen, hingewiesen! Da sich die anderen Beiträge mehr auf der wissenschaftlichen Seite bewegen, ist der Titel für öffentliche wie für Fachbibliotheken interessant.

Hanns Sauter | biblio

Projekte . Kooperationen
Advertorial