Buchtipps / 2024 / Dezember
erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk
Wie kommt der Weihnachtsmann durch den Schornstein?
/ von Mac Barnett ; illustriert von Jon Klassen
; aus dem Englischen übersetzt von Diana Steinbrede.
- Hamburg : Von Hacht Verlag, 2024. - 32 ungezählte Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-96826-049-5Â Â Â Â Â Festeinband : EUR 18,50 (AT)
Hat sich eigentlich schon mal jemand überlegt, wie er das schafft? Der Weihnachtsmann? Eine visuelle Tradition will es ja, dass er gut genährt ist; egal, ob in Bilderbuch oder Weihnachtsfilm: selten wird der Mann in Rot-Weiß als passionierter Marathonläufer dargestellt. Wie also schafft er es samt seiner Körperfülle durch den Schornstein?
Das renommierte Bilderbuchduo widmet sich diesem weihnachtlichen Forschungs-Desiderat und präsentiert Ideenansätze zum Mysterium, das zugegeben einer anglo-amerikanischen Tradition angehört, an dieser Stelle aber dennoch unendlich witzig aufbereitet wird: Den Gürtel enger schnallen? Wundersam auf Mausegröße schrumpfen? Alles ist möglich. Was vorerst in ganzseitigen Bildern scheinbar ernst verhandelt wird, erhält zunehmend kuriosen Charakter, wenn in Panelfolgen auch die Rentiere als Aktionshelfer*innen ins Spiel kommen. In matten Farben werden die Schichten von nächtlichem Braun, Nachtschwarz und Ruß (Schornstein!) übereinandergelegt und mit dem Rot des Weihnachtsmannes zu einem geheimnisvollen Bild-Ganzen zusammengefügt. Obwohl: Wenn er sich so unter der Tür hindurch oder durch die Rohre presst, erkennt man ihn kaum noch, den Barbapapa-Weihnachtsmann. Letztlich aber ist das auch alles einerlei. Er war da, mit Nachtsichtgerät oder ohne, und hinterlässt ein Geschenk. Egal, ob man auf ihn oder das Christkind hofft – die Wartezeit kann mit diesem Bilderbuch auf ideale Weise verkürzt werden. Sehr zu empfehlen ab 4 Jahren.
Heidi Lexe | STUBE
Das Mädchen mit den Schwefelhölzern schlägt zurück
/ Emma Carroll ; mit Bildern von Lauren Child
; aus dem Englischen übersetzt von Marion Hertle.
- Zürich : Woow Books, 2024. - 198 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-03967-028-4Â Â Â Â Â Festeinband : EUR 20,60 (AT)
Birdie Sweenie passt das höchst tragische und düstere Ende von Hans-Christians Andersens berühmten Märchen »Das Mädchen mit den Schwefelhölzern« gar nicht und sie erzählt uns einen besseren Ausgang der Geschichte. Sie ist selbst verkauft Schwefelhölzer in den Straßen im viktorianischen London des 19. Jahrhunderts, ist bitterarm, ihr Leben geprägt von Hunger und eisiger Kälte, aber auch von einem liebevollen Zuhause mit dem kleinen Bruder und der Mutter. Diese muss in der Schwefelholzfabrik unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten: die Arbeiterinnen sind nicht vor dem giftigen, krankmachenden, weißen Phosphor geschützt, in den sie die Hölzchen eintauchen müssen, 14 Stunden am Tag, ohne große Pausen, mit einem sadistischen Vorarbeiter im Nacken, der willkürlichen Strafen verteilt und oft genug den ohnehin kargen Lohn kürzt. Für die Schwefelhölzer, die Birdie mit größtem Einsatz und viel Kreativität als »Zauberhölzer« an den Mann bzw. die Frau bringt, bleiben ihr am Ende des Tages nur ein paar Pennys. Als sie dann auch noch vom skrupellosen Fabriksbesitzer umgefahren wird und zusammen mit ihren Schwefelhölzern im Dreck landet, versucht sie in ihrer Verzweiflung den Trick aus dem Märchen: Sie zündet drei Schwefelhölzer nacheinander an, wünscht sich dabei etwas und sieht Visionen der möglichen Zukünfte. Einmal möchte sie einfach nur reich und vor allem satt sein, einmal wünscht sie sich, dass reiche Menschen nicht alles haben sollen, während arme Familien gar nichts haben und das dritte Mal will sie einfach sehen, dass ihre Familie ein besseres Leben führt. Was sie in dieser letzten Vision sieht, zeigt ihr, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen muss und lässt in ihr die Idee eines Streiks entflammen. Als dann ihre Mutter ungerechterweise gekündigt wird, solidarisieren sich ihre Kolleginnen und stellen die Arbeit ein, eine bürgerliche Autorin nimmt sich der Sache an und schreibt unzählige Briefe an Politiker und Zeitungen, die Nonnen aus dem nahen Kloster gestalten Protestplakate und die Geschäfte der Umgebung versorgen die Streikenden. Nach Monaten bewegt sich etwas und Birdies Happy End wird Realität … Diese starke, spannende Märchenversion wird von expressiven Illustrationen begleitet: feuerrot leuchten die Haare des Mädchens aus den sonst in Schwarz-Weiß gehaltenen Bildern heraus, feuerrot wie die Köpfe der Streichhölzer. Übrigens gab es diesen »Matchgirl«-Strike 1888 wirklich und er führte zu Verbesserung der Bedingungen für die Fabriksarbeiterinnen. Zu empfehlen ab 9 Jahren.
Tina Reiter | STUBE
Reinhard Kaiser-Mühlecker: Brennende Felder
: Roman / Reinhard Kaiser-Mühlecker.
- Frankfurt am Main : S. Fischer, 2024. - 366 Seiten
ISBN 978-3-10-397570-3Â Â Â Â Â Festeinband : EUR 25,70 (AT)
Eine Narzisstin und das Erodieren des gesellschaftlichen Zusammenhalts. (DR)
Der Schauplatz des neuen Romans des österreichischen Autors ist wieder der fiktive oberösterreichische Ort Rosental. Im ersten Teil des Romans wird das Schicksal von Luisa im Rückblick erzählt. Sie hat sehr jung ihre Familie verlassen. Zuvor hatte sie erfahren, dass ihr Vater in Wirklichkeit ihr Stiefvater ist. Luisa liebt diesen Mann, doch er weist sie zurück. Nun lebt sie ein unruhiges Leben, hat zwei Kinder von unterschiedlichen Vätern und verlässt beide wieder. Während sie in Hamburg wohnt, taucht eines Tages der geliebte Stiefvater bei ihr auf. In der Liebesbeziehung zu diesem Mann scheint sich auf einmal eine Lösung für ihr Dilemma zu ergeben: Mit ihm kehrt sie zurück in ihren Heimatort, kann aber den Verstrickungen der Vergangenheit nicht entkommen. Ihr Partner verübt nachts Einbrüche in einsam gelegene Gehöfte. Bei einer dieser Diebestouren, auf die ihn schließlich auch Luisa begleitet, wird er vom Hausbesitzer erschossen. Der wahre Sachverhalt wird von der Polizei und der Dorföffentlichkeit nicht aufgeklärt, sondern als tragischer Unfall dargestellt. Einige Zeit später beginnt Luisa eine Liebesbeziehung mit dem Mann, der für den Tod ihres Stiefvaters verantwortlich ist. Auch diese Beziehung scheitert schließlich.
Luisa ist eine unruhige, unsichere Person, ständig auf der Suche nach sich selbst. Eine Selbstfindung glaubt sie als Schriftstellerin zu erreichen. Sie beginnt für ein Buch zu recherchieren und daran zu schreiben.
Der Roman ist aus der Perspektive von Luisa erzählt. Die Leser*innen haben teil an ihrer Gefühls- und Gedankenwelt. Einerseits bedauert man ihr Scheitern, andererseits stößt ihre Egozentrik ab. Die Art und Weise, mit der es Kaiser-Mühlecker gelingt, das Innere dieser problematischen Persönlichkeit darzustellen, ist eine der Stärken dieses Romans. Ein weiterer Punkt ist die sprachliche Qualität, vor allem in den Passagen, in denen Natur und Landschaft beschrieben werden. Auch die Veränderungen in den Dörfern – die Zersiedelung und der Bodenfraß – werden aufmerksam registriert. Genauso gelungen ist, dass der Autor mit wenigen Details das Erodieren des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Land sichtbar macht. Das alles geschieht nicht plakativ, sondern wird durch den raffinierten Einsatz von Spiegelungen und Brechungen erzielt. Ein stimmiger Zeitbefund voller Aufmerksamkeit und Scharfsinn. Absolut lesenswert.
Karl Vogd | biblio
Melanie Raabe: Der längste Schlaf
: Roman / Melanie Raabe. - München : btb, 2024. - 343 Seiten
ISBN 978-3-442-75930-9Â Â Â Â Â Festeinband : EUR 24,70 (AT)
Eine Schlafforscherin, die nicht schlafen kann. (DR)
Als Kind hatte Mara Lux viele Albträume. So weit, so normal. Doch ihre Albträume waren prophetisch und wurden zur Realität. Nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall starben – von dem Mara nachts zuvor geträumt hat – nimmt sie sich vor, nie wieder zu schlafen.
Zu Beginn der Handlung ist Mara erwachsen, Schlafforscherin in London und leidet immer noch an Insomnie, denn sie hat weiter panische Angst vor ihren Träumen. Und das zu Recht: Bereits zu Beginn der Handlung träumt sie, dass ihre Nachbarin durch den Himmel fliegt – und findet am nächsten Tag heraus, dass diese aus dem Fenster gefallen oder gesprungen ist.
In Deutschland ist Mara fast nie, zu viel erinnert sie dort an ihre Eltern. Doch dann wird sie durch einen Anwalt aus Frankfurt kontaktiert. Ein ihr fremder Mann möchte ihr anonym ein Herrenhaus vererben. Zuerst glaubt Mara an Betrug, dann an eine Verwechslung, schließlich reist sie doch an – und plötzlich träumt sie von einem maskierten Mann und einem Mädchen, das ihre Hilfe braucht. Gleichzeitig scheint es im Herrenhaus zu spuken – oder ist das doch eine Psychose, die durch Maras Schlafmangel ausgelöst wurde?
Melanie Raabe, die ich zuvor nur von ihren Thrillern kannte, hat mit »Der längste Schlaf« einen sehr spannenden Roman mit Mystery- und Horror-Elementen geschaffen. Traum und Realität vermischen sich, verschwimmen ineinander, und wir Leser*innen rätseln an jedem Morgen wieder, welche Traumelemente sich heute wieder in Maras Alltag drängen werden. Wir zweifeln gemeinsam mit Mara an ihrem Verstand, wundern uns über das Herrenhaus und bangen um das kleine Mädchen. Vor allem in der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ganz große Empfehlung für alle Bestände!
Laura Pellizzari | biblio
Iida Turpeinen: Das Wesen des Lebens
: Roman / lida Turpeinen ; aus dem Finnischen von Maximilian Murmann.
- Frankfurt am Main : S. FISCHER, 2024. - 315 Seiten
ISBN 978-3-10-397630-4Â Â Â Â Â Festeinband : EUR 24,70 (AT)
Die Faszination der Tierwelt, die permanente Bedrohung durch das Artensterben und das Bemühen engagierter Naturkundler, dieses zu verhindern. (DR)
Im Naturhistorischen Museum von Helsinki ist ein Skelett zu besichtigen, das begeisterte Kinder wegen seiner gewaltigen Größe einem Saurier zuordnen würden, welches aber zu der ausgestorbenen »Stellerschen Seekuh« gehört. Sie ist benannt nach dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller. Dieser nahm 1741 an der höchst gefährlichen und strapaziösen russischen Expedition des Vitus Bering nach Alaska teil, zu den damals noch unbekannten Aleuten. Dort hat Steller als einziger Wissenschaftler das mächtige Sirenentier beobachtet und erforscht.
Der nächste Schwerpunkt in diesem Roman gilt dem etwa hundert Jahre später lebenden Gouverneur von Alaska, Johan Hampus Furuhjelm, der von der gammeligen Hauptstadt Nowo-Archangelsk aus für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen soll. Für ihn finden zwei unbekannte Aleuten ein Skelett der ausgestorbenen »Stellerschen Seekuh«, das Hampus von seiner einzelgängerischen Schwester Constance präparieren lässt und dem renommierten finnischen Biologen Alexander Normann verspricht.
Im dritten Abschnitt – bereits im 20. Jahrhundert angekommen – liegt der Fokus auf dem Maler John Grönvall und seiner Eiersammlung exotischer Vögel. Tragischerweise zeigt sich, dass gerade das fanatisch betriebene Eiersammeln ebenfalls dazu beitrug, zahlreiche Arten unwiederbringlich verschwinden zu lassen.
– Die finnische Autorin beschreibt mit faszinierender Genauigkeit den Zauber der Tierwelt und die Tragödie, dass ihre Vielfalt sukzessive kleiner wird. Sie hält damit ein überzeugendes Plädoyer für die Bewahrung der Schöpfung. Ein großartig geschriebener Roman – nicht nur für Biolog*innen ein Pageturner!
Maria Schmuckermair | biblio
Steve Ayan: Seelenzauber
: aus Wien in die Welt : das Jahrhundert der Psychologie
: mit zahlreichen Abbildungen
/ Steve Ayan. - München : dtv, 2024. - 397 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-423-28440-0Â Â Â Â Â Festeinband : EUR 26,80 (AT)
Eine informative und verständlich erzählte Geschichte der Psychotherapie. (GE)
In Wien war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nicht nur die Avantgarde aus Wissenschaft und Kunst zuhause, sondern auch jene der Seelenheilkunde. Revolutionär war, dass man von der Vorstellung Abstand nahm, psychische Krankheiten ausschließlich auf körperliche Ursachen zurückzuführen. Diese Einsicht ging maßgeblich auf Siegmund Freud zurück, der eine ausgeklügelte Therapieform (Psychoanalyse) entwickelte und in einem exklusiven Kreis von Mitstreitern (Mittwochgesellschaft in der Berggasse 19) diskutierte. Neue Erkenntnisse und Zugangsweisen führten dazu, dass sich vormalige Gefolgsleute abwandten und neue Schulen etablierten, so etwa Alfred Adler (Individualpsychologie) oder C. G. Jung (Archetypenlehre). Von nun an differenzierte sich die Psychotherapie in zahlreiche Richtungen, genannt seien Reichs Charakteranalyse, F. und L. Perls Gestalttherapie, Morenos »Familienaufstellung«, Wolpes und Covers Verhaltenstherapie oder Frankls Logotherapie.
Diese recht komplexe Entwicklung zeichnet der Psychologe und Wissenschaftsjournalist Steve Ayan in kompetenter und gut verständlicher Weise nach, indem er etwas über den Werdegang der Therapeut*innen erzählt und dabei manch problematischen Charakterzug nicht ausspart. Vor allem aber gelingt es ihm ausgezeichnet, in sechs programmatischen Kapiteln die Hauptanliegen der verschiedenen Ansätze und Therapieformen (auch mit Beispielen) zu erläutern. Wer sich also einen ersten Überblick über die Entwicklung der Psychotherapie verschaffen möchte, ist mit Ayans Ausführungen gut bedient.
Karl Krendl | biblio
Camille Jouneaux: Leonardo, Frida und die anderen
: die Geschichte der Kunst : 800 Jahre - 100 Künstlerinnen und Künstler
/ Camille Jouneaux. - München : Prestel, 2024.
- 358 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-7913-7717-9Â Â Â Â Â Festeinband : EUR 37,10 (AT)
Einsteigerbuch über die Grundlagen der bildenden Kunst aus acht Jahrhunderten. (KB)
Im Vorwort betont die Verfasserin des Buches, Camille Jouneaux, Kolumnistin für den Kultursektor, eine ausgewogene Sicht auf acht Jahrhunderte Malerei anzubieten. Sie
gesteht freimütig, sich das Wissen über Kunstgeschichte nach und nach selbst angeeignet zu haben. Sie möchte Kunst für alle zugänglicher machen und Menschen ermutigen, Museen zu besuchen. Zu besserem Verständnis werden einleitend nicht nur Fachausdrücke erklärt, sondern es wird auch darauf hingewiesen, wie gegenwärtig ein zeitgemäßes Museum gestaltet ist bzw. sein kann und daher überraschend neue Erlebnisse und Erkenntnisse ermöglicht. Die Geschichte der Kunst wird nicht wie üblich anhand von Epochen dargestellt, sondern epochenübergreifend in fünf Kategorien erarbeitet: 1. Die »Ewige Malerei« (von Giotto bis Lavinia Fontana), 2. die »Triumphale Malerei« (von Caravaggio bis Charles Le Brun), 3. die »Sensible Malerei« (von Antoine Watteau bis Eugène Delacroix), 4. die »Rebellische Malerei« (von Gustave Courbet bis Gustav Klimt) und abschließend 6. die zeitgemäße »Radikale Malerei« (von Henri Matisse bis Bansky).
Die einzelnen Künstler*innen werden auf jeweils einer Doppelseite persönlich vorgestellt mit einem (Selbst-)Porträt, ihren biografischen Eckdaten, ergänzt um amüsante wie nette Anekdoten. Die sogenannte »Zeitachse« informiert weiters über die wichtigsten Stationen im Leben der Künstler*innen, sie verweist auf die folgenden Weiterverarbeitungen von bedeutenden Gemälden, indem z.B. auf wichtige historische Ereignisse und deren Zusammenhänge mit vorherigen wie späteren Künstler*innen verwiesen wird. Ergänzend dazu helfen »Infoboxen«, den gegenwärtigen Kunstbetrieb wie das allgemeine Kunstschaffen besser zu verstehen. Parallel dazu wird auf die jeweils zeitgleiche Kunst und Kultur anderer Kontinente, wie z.B. von Indien, China, Türkei, Australien hingewiesen und anhand von Beispielen anschaulich erklärt. Eine übersichtliche Zeitleiste zeigt, wie die einzelnen Kunstschaffenden – von Giotto bis Banksy – einzuordnen sind. Dazu gibt es ein kleines Lexikon der Fachbegriffe und zusätzliche Doppelseiten mit Gegenüberstellungen, wobei ähnliche Werke – manchmal aus derselben Epoche, manchmal aus ganz anderen Zeiten – miteinander verglichen werden.
Fazit: Dieses kunstgeschichtliche Buch ist ein bemerkenswerter Versuch, anschaulich mit viel Bildmaterial und profundem Basiswissen die Malerei im Wandel der Jahrhunderte gegenwärtig zu vermitteln ist. Dies macht Lust und Laune für längst fällige Museumsbesuche.
Jutta Kleedorfer | biblio
Kraftort Rom
: spirituelle Streifzüge / Notker Wolf, Corinna Mühlstedt.
- Paderborn : Bonifatius, 2024. - 208 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-98790-059-4Â Â Â Â Â Broschur : EUR 20,60 (AT)
Ein spiritueller Begleiter ins weniger besuchte Rom. (EL)
Corinna Mühlstedt, Journalistin mit evangelischem Hintergrund, und Notker Wolf, der kürzlich verstorbene em. Abtprimas der Benediktiner, laden in diesem Buch zu einem Pilgerweg durch Rom ein, abseits der ausgetretenen Wege.
Das ökumenische Duo nimmt die Leser*innen in 12 Kapiteln, die wie Stationen einer Pilgerreise gegliedert sind, mit zu Orten, die zwar am Rande liegen, aber dennoch große geistliche Inspiration bieten. Im Kapitel »Aufbrechen« begeben wir uns auf die Spuren von Benedikt und Martin Luther, bei »Hoffnungszeichen« geht es zu ungewöhnlichen Kreuzdarstellungen. Im Kapitel »Sehnsucht nach Heilung« wird eine weniger bekannte Katakombe vorgestellt und in »Neue Wege gehen« regen die Autor*innen den Besuch einer Moschee und Synagoge an. Der Schlussaspekt »Ankommen« führt zur Heiligen Pforte von St. Peter.
Das Buch schlägt einen Bogen von der frühesten Zeit der Kirche bis hin zu Aufbrüchen und Erscheinungsformen der Gegenwart. Gezeigt wird, dass die Botschaft der Kirche kein Relikt der Vergangenheit, sondern lebendig ist. Spirituelle Impulse – darunter viele von der Autorin – sowie ausdrucksstarke Bilder runden die Texte ab. Hilfreich sind die beigefügten praktischen Tipps (Ansprechpartner, Öffnungszeiten, öffentliche Verkehrsmittel u.a.).
Kaum jemand, der eine Romreise plant, wird alle hier beschriebenen Orte aufsuchen können. Doch ist es sicher lohnend, einzelne Stationen einzuplanen, um den Touristenmassen kurzzeitig zu entfliehen. Eine wertvolle Unterstützung für alle, die anlässlich des Heiligen Jahres 2025 eine Romreise planen!
Hanns Sauter | biblio