Buchtipps / 2016 / Dezember
erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk
Jutta Nymphius: Hotel Wunderbar
/ Jutta Nymphius. Mit Bildern von Stephan Pricken. - München : Tulipan, 2016. - 144 S. : Ill.
ISBN 978-3-86429-252-1 fest geb. : ca. € 13,00
Warm und nass fühlt sich eine Begegnung mit Silvester an; denn er ist kein stubenreiner Hund. Wie auch? Er wohnt in keiner Stube/STUBE. Wie sein Herrchen Teddy ist Silvester obdachlos und ziemlich durchgefroren, als die beiden Mika begegnen. Der bietet ihnen überraschend ein Zimmer im väterlichen Hotel „Wunderbar“ an. Heimlich und nur zwischen Sperrstunde und Frühstück dürfen sie kommen. Dafür aber verbringen sie die Nacht mit Mika, der nun endlich einen Partner für sein Lieblingsspiel hat (die Spielanleitung für Hase und Jäger wird im Anhang der Geschichte mitgereicht). Aber auch Teddy und Silvester sind nicht gerne Einzelgänger – also bringen sie in der zweiten Nacht die Schrille Käthe und in der dritten Herbert mit. Bald ist Mika mit der Sorge um die Zimmer überfordert. Die Gäste hineinzuschmuggeln, ist kein Problem; sie aber wieder hinauszuschmuggeln, fällt schwerer. Und die Angestellten des Hotels sind auch weder blind noch taub. Nur Mikas Vater ist tief in seine Rechnungen und die Trauer um seine verstorbene Frau vergraben und bekommt nichts von dem mit, was eigentlich in seinem Hotel passiert.
In liebenswerten Schwarzweißzeichnungen wird die stetig anwachsende Schicksalsgemeinschaft ins Bild gesetzt, die letztlich auch für jenes Weihnachtswunder sorgt, dass Mika sich so sehr gewünscht hat. Er war es selbst, der das Weihnachtsglück aller im Hotel herbeigeführt hat und für das Happy-End in einer Geschichte gesorgt hat, die aus Zeit und Raum fällt. Und gerade damit eine kollektive Sehnsucht formuliert. Ab 9 Jahren.
Simone Weiss | STUBE
Emilia Dziubak: Ein Jahr im Wald
/ Emilia Dziubak. Aus dem Engl. von Victoria Lach. - München : ArsEdition, 2016. - [13] Bl. : überw. Ill.
ISBN 978-3-8458-1324-0 fest geb. : ca. € 13,40
Auf den zwölf großformatigen Wimmelbildern ist viel los! Und die Zahl Zwölf ist natürlich kein Zufallsprodukt. Jedes Bild ist einem Monat des Kalenderjahres zugeordnet, wodurch die LeserInnen von Jänner bis Dezember eine Heerschar an Tieren des Waldes bei ihrem Treiben beobachten können. Dabei kommt das Buch – abgesehen von den Seiten des Vorsatzpapiers, auf denen neben Abbildungen der Waldtiere auch deren Namen und kurze Charakteristiken abgedruckt sind – völlig ohne Text aus. Die Konzentration wird so komplett auf die saftig kolorierten Bilder gelegt, auf denen sich in der Bildabfolge viele kleine Geschichten entspinnen und die dadurch förmlich dazu einladen, das Buch mehrmals mit Vor- und Zurückblättern zu betrachten: Wir sehen, wie der Braunbär aus seinem Winterschlaf erwacht, wie die Otter ihren Bau anfertigen, wie das Eichhörnchen Nussmanagement betreibt oder das Wildschwein seine Frischlinge großzieht. Sehr sympathisch ist auch, dass den weniger glamourösen BewohnerInnen des Waldes wie Wurm, Spinne, Käfer oder Ameise viel Raum gewidmet wird und dadurch Einblicke in das Treiben unter der Erde gestattet werden. Das Buch eignet sich hervorragend zum gemeinsamen Anschauen und kann auch bei den ganz kleinen LeserInnen die Lust an Wald, Tier und Natur wecken. Ab 2 Jahren.
Lena Brandauer | STUBE
Judith W. Taschler: bleiben
: Roman / Judith W. Taschler. - München : Droemer, 2016. - 252 S.
ISBN 978-3-426-28132-1 fest geb. : ca. € 20,60
Liebesgeschichte, Gesellschaftsroman oder Psychodrama? Ein brillant erzählter, verhängnisvoller Beziehungsreigen abseits des Klischees. (DR)
Wie ein vielteiliges Puzzle präsentiert sich dieser multiperspektivisch und auf verschiedenen Zeitebenen erzählte Roman der österreichischen Erfolgsautorin Judith W. Taschler, die 2014 für "Die Deutschlehrerin" mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. Ein Nachtzug nach Rom, drei Männer und eine Frau lernen sich in einem Abteil kennen. Eine schicksalhafte Begegnung für alle Beteiligten. "Aufgrund von Eiskugeln erfuhr ich von der Affäre meiner Frau", erzählt Rechtsanwalt Paul, einer der Reisenden von damals, zwanzig Jahre später einem nicht näher bezeichneten Gegenüber zu Beginn dieses fesselnden Romans. Weitere Gespräche der anderen Beteiligten folgen und unwillkürlich schlüpft man als LeserIn in die Rolle dieses jeweils angesprochenen "Du", Neugier und Interesse sind dank dieses erzählerischen Tricks sofort geweckt. Bald ist klar, die untreue Gattin ist keine Geringere als die damalige Reisegefährtin Juliane und der Geliebte einer der anderen beiden Zugfreunde, der lebenslustige Felix. Doch wie sind sich die beiden wieder begegnet und warum hat auch Paul Kontakt zu ihm? Welche Rolle nimmt der Vierte im Bunde, Max, ein? Jede Erzählerstimme bringt neue Facetten des Geschehens und der handelnden Personen zu Tage und wie bei dem Blick durch ein Kaleidoskop offenbart sich den LeserInnen jeweils ein anderes Bild der Vorkommnisse. Der Schein trügt, die Wahrheit liegt woanders als vermutet.
Wohldosiert, mit viel Raffinesse und Logik bringt die Bestsellerautorin Licht in diese rätselhafte Geschichte über Liebe und Freundschaft, Schuld und Sterben, Schicksal und Zufall und verwebt darin geschickt unterschiedlichste Genreelemente. Dank überzeugender Charaktere und reichlich Stoff zum Nachdenken bleibt dieser in vielerlei Hinsicht überraschende Roman spannend bis zur letzten Seite - sehr empfehlenswert für alle Bestände und Literaturgesprächskreise.
Elisabeth Zehetmayer | biblio
Peter Henisch: Suchbild mit Katze
: Roman / Peter Henisch. - Wien : Deuticke, 2016. - 203 S.
ISBN 978-3-552-06327-3 fest geb. : ca. € 20,60
Ein stilles Buch über das Erinnern, das Schreiben und eine Nachkriegskindheit in Wien. (DR)
Ein Mann steht am Fenster, blickt hinaus, ist ein sensibler Beobachter der Welt. Einer, der viel und genau wahrnimmt, mit einem Gespür für die feinen Nuancen. Bereits als Kind bezog er seinen Beobachterposten, damals noch am Erkerfenster in dem halb zerbombten Haus im dritten Wiener Bezirk, neben ihm die geliebte Katze Murli, wichtige Begleiterin durch die Kinderjahre. Der Erzähler erinnert sich an all die Fenster, aus denen er schon blickte, und setzt eine Assoziationskette in Gang, die mühelos Gegenwart und Vergangenheit verknüpft.
Und so führt der poetische Lebensrückblick in das Wien der 1940er Jahre, wo das Bewusstsein dieses verträumten Kindes erwachte. Mit großer Sensibilität beschreibt Peter Henisch die Wahrnehmung des in sich gekehrten Jungen, der sich im Umgang mit Erwachsenen sicherer fühlte als mit Gleichaltrigen.
Diesen "kleinen Sohn mit dem großen Kopf", der beim Ratespiel "Wer bin ich, wer war ich?" glänzt und sein erstes selbst gemachtes Gedicht mit mäßigem Erfolg seinen Verwandten vorträgt (was an den Verwandten und nicht an ihm liegt), glaubt man bereits aus den Erinnerungsbüchern "Die kleine Figur meines Vaters" und "Eine sehr kleine Frau" zu kennen. Mit einem Augenzwinkern kommt Peter Henisch auf die Verschränkung von Fiktion und Realität, auf die Nähe zu seinen Protagonisten, die häufig Peter oder Paul heißen und Rückschlüsse auf die eigene Biografie provozieren, zu sprechen. Er lässt dabei aber manches sehr raffiniert in der Schwebe. Schließlich gehe es darum, "das Wesentliche wiederzugeben, nicht nur die sogenannte Wirklichkeit." (S. 196) Immerhin erwähnt sein Alter Ego, dass er an "so etwas wie einer Autobiografie" (S. 176) arbeite. Auf einer Metaebene wird demnach der Entstehungsprozess eben jener Zeilen mitgedacht, die man gerade liest.
So ist Henischs "Suchbild mit Katze", das für den Österreichischen Buchpreis nominiert war, ein Buch über Kindheitserlebnisse in der Nachkriegszeit, über die Sozialisation eines Dichters, aber vor allem eine Auseinandersetzung mit dem Schreiben. Und offeriert ganz nebenbei einen Streifzug durch Henischs Werk. Eine empfehlenswerte Lektüre, die sich zum gemeinsamen Austausch in Literaturgesprächskreisen anbietet. Für alle Büchereien!
Cornelia Gstöttinger | biblio
Evgenij Vodolazkin: Laurus
: Roman / Evgenij Vodolazkin. Aus dem Russ. von Olga Radetzkaja. - Zürich : Dörlemann, 2016. - 414 S.
ISBN 978-3-03820-027-7 fest geb. : ca. € 25,70
Nach dem Tod seiner großen Liebe zieht der mit einer außergewöhnlichen Begabung zum Heilen geborene Arseni als Arzt durch das mittelalterliche Russland. (DR)
Als die Pest in ganz Europa wütet, kommt im Jahr 1441 der kleine Arseni auf die Welt. Er wächst bei seinem Großvater, einem kräuterkundigen Einsiedler, heran und lernt bei ihm außer der Naturheilkunde auch das Lesen und Schreiben. Als der Großvater stirbt, ist er ganz auf sich allein gestellt. Eines Tages sucht ein junges Mädchen aus einem von der Pest entvölkerten Dorf bei ihm Zuflucht. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick und eine verzauberte Zeit beginnt. Als Ustina bei der Geburt des gemeinsamen Kindes stirbt, ist Arseni dem Tode nahe. Was ihn weiterleben lässt, ist der Entschluss, mit guten Taten Ustinas Seele zu retten, ist diese doch ohne Beichte und Kommunion gestorben. Mit seinem beim Großvater erworbenen Wissen und großer Intuition wirkt er als Arzt. Auch vor der Behandlung Pestkranker schreckt er nicht zurück und es gelingen ihm viele Heilungen. Rasch breitet sich sein Ruhm aus und der Landesfürst versucht, ihn mit großzügigen Angeboten im Land zu halten. Doch Arseni will das Leben eines Asketen führen. Wo immer er sich aufhält, heilt er Kranke und tröstet Sterbende. Seine letzten Jahre verbringt er als Eremit in einer Höhle und vollendet mit einem letzten großen Opfer sein heiligmäßiges Leben.
Als der Autor den Roman fertiggestellt hatte und seine Frau um ein Urteil bat, war diese begeistert, meinte aber, dass so etwas heutzutage wohl kaum jemand lesen würde. Doch weit gefehlt, innerhalb kurzer Zeit war das Buch in Russland vergriffen und wurde lebhaft diskutiert. Und tatsächlich, diese Heiligenvita ist etwas ganz Besonderes. Von der ersten Seite an gelingt es Vodolazkin eine eigene Atmosphäre zu vermitteln. Die Handlung ist spannend, die Personen sind für die LeserInnen sofort präsent. Dies allein erklärt allerdings noch nicht den großen Erfolg von "Laurus". Die Geschichte Arsenis spielt im Mittelalter und wird in diesem Geist erzählt. Der Autor leistet sich jedoch zwischendurch Ausritte in die postmoderne Welt, zum Beispiel wird einmal nebenbei eine im Wald liegende Plastikflasche erwähnt, was einige Kritiker äußerst empört hat. Erstaunlicherweise stören solche Einsprengsel aber keineswegs den Gesamteindruck des Romans, der sehr viel Wärme, Spiritualität und Güte ausstrahlt. Auf geniale Weise verbindet Vodolazkin mittelalterliche und moderne Sprache, in diesem Fall Altrussisch und modernes Russisch. Olga Radetzkaja hat in ihrer großartigen Übersetzung ins Deutsche u.a. Anleihen bei Gryphius und Luther genommen. Vodolazkin, der in seinem Hauptberuf Literaturwissenschaftler ist und "Laurus" erst mit fünfzig Jahren veröffentlicht hat, wird bereits als russischer Umberto Eco bezeichnet. Sein Roman hinterlässt einen starken Eindruck und die Rezensentin kann sich der dem Buch beigelegten Empfehlung des Autors Francis Wyndham nur anschließen, der nach der Lektüre sofort zwei Dutzend Exemplare bestellt hat, um sie "jedem, dem ich begegne, zu schenken."
Ingrid Kainzner | biblio
Brita Steinwendtner: Der Welt entlang
: vom Zauber der Dichterlandschaften / Brita Steinwendtner. Mit Fotogr. von Wolf Steinwendtner. - Innsbruck : Haymon, 2016. - 351 S. : Ill.
ISBN 978-3-7099-7262-5 fest geb. : ca. € 24,90
Eine literarische Spurensuche, die der Frage, welche Bedeutung Lebensort und Landschaft für Dichterinnen und Dichter hat, nachgeht. (PL)
Zwei Jahre lang ist Brita Steinwendtner, selbst Schriftstellerin, kreuz und quer durch Europa gefahren und hat Kolleginnen und Kollegen aufgesucht, um von ihnen zu hören, was ihnen ihre Lebensorte bedeuten und wie sie ihr Schreiben beeinflussen. Kein einziges der 18 Dichterporträts lässt die LeserInnen kalt und das unabhängig davon, ob man von dem einen oder der anderen Autorin schon gehört oder gelesen hat. Jedes strahlt eine unglaubliche Intensität aus, ist mit so viel Feingefühl und Empathie verfasst, dass man meint, den oder die Porträtierte vor sich zu haben.
Ob es sich um Friederike Mayröcker handelt, die in ihrer von Schriften und Zetteln beinahe gänzlich bedeckten Wiener Wohnung von ihrem Kindheitsparadies Deinzendorf erzählt, den passionierten Großstadtliebhaber Bodo Hell, der seit 38 Jahren im Sommer ein zweites Leben als Senner auf der Grafenbergalm am Dachstein führt, oder die poetische Marica Bodrozic, die in ihrer heiß geliebten Wahlheimat Berlin den Zauber der mediterranen Welt beschwört, immer gelingt es Steinwendtner das Wesentliche herauszuarbeiten und unter den Zitaten jene auszuwählen, die das jeweilige Werk am besten illustrieren. Was sie mit ihren GesprächspartnerInnen verbindet, ist ein humanistischer Grundkonsens, Engagement für die Unterdrückten, Interesse für das Weltgeschehen und das Erkennen von Schönheit, in der Natur, der Kunst, der Sprache. Große Empfehlung!
Ingrid Kainzner | biblio
Amir Baitar: Unter einem Dach
: ein Syrer und ein Deutscher erzählen / Amir Baitar ; Henning Sußebach. Amir Baitars Texte wurden aus dem Arab. übers. von Larissa Bender. - Reinbek : Rowohlt, 2016. - 190 S.
ISBN 978-3-498-06445-7 fest geb. : ca. € 20,60
Protokoll der behutsamen Annäherung zwischen einer deutschen Familie und einem syrischen Flüchtling. (BO)
Eine vierköpfige deutsche Mittelstandsfamilie (der Vater renommierter, mehrfach ausgezeichneter Journalist der Qualitätswochenzeitung "Die Zeit") entschließt sich im Dezember 2015, ein Zimmer in ihrem Einfamilienhaus am Rande Hamburgs dem 24-jährigen syrischen Flüchtling Amir zur Verfügung zu stellen. Ein gutes halbes Jahr lebt nun der aus einer politisch und religiös streng regulierten Welt kommende junge Mann mit der liberal und sozial eingestellten Familie unter einem Dach. Nach einigen Monaten, in denen sich beide Seiten vorsichtig mit den jeweils anderen Positionen und Lebensgewohnheiten vertraut gemacht haben, beschließen der Familienvater Henning und der syrische Mathematik- und Informatikstudent Amir, gemeinsam ein Buch darüber zu schreiben.
Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Dokument in dialogischer Form! Abwechselnd formulieren sie ihre Erlebnisse, Diskussionen und Wahrnehmungen während dieser Zeit. Da gibt es viel Geglücktes, aber auch Enttäuschendes, Verständnis und Misstrauen. Letztlich aber zeigt sich: Wenn Integration gelingen soll, dann nur im ehrlichen Austausch, mit einer Offenheit auf beiden Seiten. Eine aufgeklärte Gesellschaft wie unsere, in der alles in Frage gestellt werden darf, wirkte für den streng erzogenen Muslim anfangs wie ein Schock. Die Regeln der Tradition und der Religion galten für den jungen Mann als unantastbar, und Kritik an den Herrschenden war bis zum Arabischen Frühling sowieso ein absolutes Tabu. Dass sich Liebespaare ungeniert in der Öffentlichkeit küssen, dass der Mann mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt und die Frau das Auto nimmt, versteht der Flüchtling nicht. Und der deutsche Journalist staunt darüber, dass ein Student der Naturwissenschaft vom "Urknall" und von der Evolutionstheorie nichts hält. Aber nach dieser prägenden Zeit der langsamen Eingewöhnung in Deutschland wundert sich Amir, wie er selber sich von den Diktaten seiner Erziehung ein wenig befreit. Und die gastfreundliche Familie hat die Nagelprobe für ihre persönliche "Wir schaffen das"-Aktion bestanden.
Ungemein sachkundig aufbereitet und äußerst spannend! Ein eminent wichtiges Buch in der aktuellen Debatte und breit zu empfehlen!
Maria Schmuckermair | biblio
Matthias Beck: Christ sein - was ist das?
: Glauben auf den Punkt gebracht / Matthias Beck. - Wien [u.a.] : Styria Premium, 2016. - 157 S.
ISBN 978-3-222-13542-2 fest geb. : ca. € 19,90
Was Christsein für das Leben bringt. (PR)
Der Autor stellt die Frage nach den gegenwärtig viel apostrophierten Werten Europas, die oft auf den christlichen Glauben zurückgeführt werden, über die aber unterschiedliche, oft schillernde und wenig greifbare Vorstellungen existieren. In seiner Antwort stellt er das Christentum - abseits von Konfessionalismus und Kirchenbildern - als Heilungs- und als Beziehungsreligion dar, dessen großer Schatz es ist, einen Gott zu haben, der dem Menschen zu seiner Größe und Würde sowie zur Entfaltung seines Lebens verhelfen möchte. Schlüssig erläutert er dazu so sperrige Begriffe wie "Trinität", die "Lehre von den zwei Naturen in Jesus" und "Unterscheidung der Geister" und erschließt ihren Inhalt und ihre Relevanz im Blick auf die innere Entwicklung des Menschen, die wiederum durch die Sakramente begleitet und gefördert wird. Dabei ist ihm eine bemerkenswert schlüssige und lebensnahe Sicht der Sakramente im Blick auf den ganzen Lebenslauf gelungen. Eine vom Christentum geprägte Gesellschaft müsse auf diesem Hintergrund versuchen, ihr Bestes zur Entfaltung des Einzelnen und der Gemeinschaft zu tun. Europa sei hier - wie viele Beispiele belegen - auf einem guten Weg. Aufgabe des Einzelnen bleibt, diesen Weg zu ermöglichen, indem er/sie nach seiner/ihrer Berufung und dem Willen Gottes für sich fragt.
Die Botschaft des Christentums ist in ihren Grundzügen einfach und klar, jedoch überlagert durch eine lange Geschichte. Mit der momentanen Diskussion um Grundwerte ist auch die Chance verbunden, diese Botschaft in ihrer ganzen Tiefe neu zu entdecken. Empfehlenswert für alle Bibliotheken!
Hanns Sauter | biblio