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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2023 / Juli

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

Corey R. Tabor: Pips fliegt

/ Corey R. Tabor ; übersetzt von Ebi Neumann.
- Stuttgart : Thienemann, 2023. - 40 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-522-46003-3       Festeinband : EUR 15,50 (AT)

Der Eisvogel war bislang noch eher selten zu Gast im erzählenden Bilderbuch. Dafür setzt ihn der US-amerikanische Autor Corey R. Tabor umso mehr in Szene. Oder vielmehr sie. Denn Pips erklärt ihren Geschwistern, dass sie jetzt flügge sein wird, denn »Heut lern ich fliegen. Endlich Schluss mit der Nesthockerei.« Und diesen Worten folgen Taten: Todesmutig wirft sich Pips vom Ast - und fällt. Einer rasanten Abwärtsbewegung folgend wird hier mit dem Buchformat gespielt. Im Querformat fällt das Vogelkind: Während auf der rechten Bildhälfte der nicht enden wollende Baumstamm als Konstante fungiert, setzt der Künstler immer andere Tierwesen in den Weißraum, an denen Pips vorbeifällt. Eulen, die die Augen weit aufreißen, Eichhörnchen, die den Vogel unbedingt auffangen wollen oder Schnecken, die leider zu langsam sind, um irgendwas zu unternehmen. Mit aufgerissenen Augen, was den Illustrationen einen gewissen Witz verleiht, wird dem fallenden Geschöpf hilflos nachgeblickt. Bis Pips mit einen großen Platsch in das Gewässer am Fuße des Stamms eintaucht. Mit dem Eintauchen ins Wasser – was dem natürlichen Jagdvorgang eines Eisvogels entspricht – wechselt die Perspektive und Ausrichtung des Buchs. Nach dem Eintauchen und dem Fangen eines Fisches muss auch wieder aufgetaucht werden und damit werden die Leser*innen dazu eingeladen, gemeinsam mit dem Vogelkind die Richtung zu wechseln und fliegen zu lernen. Denn wo vorher gefallen wurde, wird jetzt geflogen: Vorbei an all den Tieren, die gebangt haben, nun jubeln, wird das Nest wieder erreicht. Und es wird gejubelt, auch wenn die Beute unterwegs verloren gegangen ist und der Fisch seinerseits fällt, fällt, fällt. Mit wenig Text, viel Weißraum und tierischem Figurenensemble erzählt Tabor von einem mutigen Vogelkind, dem das Experiment »Fliegenlernen« glückt.

Alexandra Hofer | STUBE

Sigrid Zeevaert: Greta

; mit Bildern von Ulrike Möltgen.
- München : Tulipan Verlag, 2023. - 159 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-86429-571-3       Festeinband : EUR 15,50 (AT)

Ein verwunschenes Haus, direkt an einem einsamen See: Das ist jener Ort, an dem Greta den langen ersehnten Sommerurlaub mit ihrer alleinerziehenden Mutter verbringen wird. Doch es ist nicht irgendein Haus und nicht irgendein See: Es ist das Haus von Jella, einer Schuldfreundin von Gretas Mutter, die hier mit ihren beiden Kindern Jonah und Jamila wohnt, seit sie aus Kenia zurückgekehrt sind. Alles könnte so schön und idyllisch wie die das Haus umgebende Natur sein, aber – wie so oft – trügt der Schein: Jonah hat ein Geheimnis, verschwindet immer wieder und scheint sich über Gretas Besuch nicht wirklich zu freuen. Hängt das mit dem Boot zusammen, das mehrmals auf dem See treibt, obwohl es gut am Steg vertäut war? Und welche Rolle spielen die – vermeintlichen – Freunde von Jonah? Nach und nach erfährt Greta, was sich hinter all den Geheimnissen und Fragen verbirgt, und lernt, was es heißt, als unerwünschte Fremde in der Dorfgemeinschaft zu gelten. Denn Jonah und Jamila gelten – qua ihrer Herkunft – in dem konservativ geprägten Dorf als Außenseiter*innen; ein Status, der sie immer wieder, auch körperlich, zu Angriffszielen macht… Doch für Greta ist klar: Sie steht den beiden bei. Feinfühlig erzählt Sigrid Zeevaert eine Geschichte von Freundschaft und Zusammenhalt, in der Themen wie Rassismus und Ausgrenzung nicht plakativ, sondern poetisch verhandelt werden. Abgerundet wird der Roman durch die wunderbaren Schwarz-weiß-Illustrationen von Ulrike Möltgen.

Julia Lückl | STUBE

Immer mal wieder zum Himmel schauen

: Gebete für Kinder / herausgegeben von Kathrin Wexberg
; mit Bildern von Michael Roher.
- Innsbruck ; Wien : Tyrolia Verlag, 2023. - 123 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-7022-4080-6      Festeinband : EUR 22,00

Beide Beine fest auf dem Boden, den Blick hoch nach oben, Herz und Seele weit dazwischen ausgespannt: Dieses wunderbare Buch nimmt uns hinein in die Vertikale unseres Daseins und öffnet zugleich einen weiten Horizont des Denkens, Spürens, Dankens, Betens und Hoffens. (JP)

Wir brauchen sie beide – die Blicke nach oben und die Blicke nach unten, brauchen den offenen Himmel der Träume und das Wissen um den nächsten Schritt, der vor uns liegt. In Zeiten wachsender Verunsicherung, in denen wir vermehrt die Blicke ängstlich senken, können uns Gedichte und Gebete dabei helfen, die Weite einer größeren Bestimmung und den Traum eines gelingenden Lebens nicht aus den Augen zu verlieren. »Komm! ins Offene, Freund!«, heißt es bei Hölderlin. In diese Offene führt uns dieses ganz besondere Buch. Lyrik hebt die Sprache aus der Enge von Information und Argumentation und stellt sie in einen größeren Seinszusammenhang. Rhythmen, Reime, Sprachbilder, Wortschöpfungen – häufig noch verbunden mit Sprachgesang oder Musik – berühren unser Innerstes und hallen nach. Bisweilen ein ganzes Leben lang. Im 19. Jahrhundert zählten Gebetbücher – meist bibliophil aufgemacht – zu den auflagenstärksten Druckwerken. Sie dienten in erster Linie der persönlichen Erbauung, in manchen Haushalten waren sie das einzige Buch. Im Lauf der Zeit sank ihre Beliebtheit, unter der Patina einer zusehends verbrauchten Sprache wanderten sie ab in die Nischen der Frömmigkeit. Die Kraft religiöser Lyrik Von der Literaturkritik meist ignoriert, blitzt sie doch immer wieder auf, diese Kraft religiöser Sprache: In den Texten eines Ernesto Cardenal oder in den Psalmen berühmter Autor*innen wie Trakl, Bernhard, Busta, Bachmann oder Celan. Auch in der Kinderlyrik findet sich zwischen der Betulichkeit gängiger Geschenkbücher eine Reihe von Perlen – viele davon fanden in der Anthologie Aufnahme. Mit Autor*innen wie Georg Bydlinski, Heinz Janisch, Lene Mayer-Skumanz, Lena Raubaum oder Elisabeth Steinkellner schreibt sich ein österreichischer Ton in die Sammlung, mit Dietrich Bonhoeffer, Angelo Roncalli, Franz von Assisi oder oder christlichen Grundgebeten finden große Texte näherer oder weiterer Vergangenheit ihren Platz. Stimmig, wenn alles stimmt Ein Buch wie dieses, fällt nicht vom Himmel. Kathrin Wexberg, die als Herausgeberin lange an dieser Anthologie gearbeitet und auch selbst drei Texte beigesteuert hat, war sorgsam darum bemühmt, die Breite lyrischen Suchens und religiösen Sprechens einzufangen. Das thematische Spektrum fungiert zugleich als Ordnungsprinzip: Alltägliches, Tagesablauf & Jahreskreis, entscheidende Momente im Leben, Grundgebete, Psalmen und Gebet mit Geschichte und Segen – so lauten die Überschriften der einzelnen Abschnitte. In diesem klugen Wechsel von Gegenwart und Tradition, von feierlich und leicht und von ernst und fröhlich gewinnen die Texte eine frische Färbung: Alte traditionelle Texte beginnen neu zu strahlen, heutige Texte gewinnen an Tiefe. 
Dass diese Vielzahl an Texten ein wunderschönes Ganzes bildet, hat auch wesentlich mit der schönen Aussttattung und dem feinen Layout zu tun – in ganz besonderer Weise aber mit den Illustrationen von Michael Roher. Es ist ganz große Kunst, wie er abwechselnd Aussagen betont, vertieft, erweitert oder mit zarter Ironie begleitet. Michael Roher zeigt sich hier als Meister der Reduktion, der mit einfachen Mitteln in das Zentrum der Gedichte zu führen vermag – und das mit einer Leichtigkeit, wie es seine Vögel des Himmels bereits auf dem Cover zum Ausdruck bringen. Eine Botschaft für unsere Zeit Lyrik trägt in sich die Gewissheit, dass es einen Zauber des Sprechens gibt, der mit den Worten zugleich auch über sie hinausgreift. Im lyrischen Blick auf die Welt ist stets auch die Suche nach dem Dahinter und Darüber unseres Daseins spürbar. Diese wunderbare Neuerscheinung hat das Potenzial, einen neuen Blick auf religiöse Gedichte und Gebete zu gewinnen. Die Texte und Bilder stellen das Ich der Kinder in den Mittelpunkt und begegnen ihm mit Wahrheit und Ernst. Dabei öffnet sich ein Raum nach oben und nach innen, in dem die Freuden und Ängste, die Sehnsüchte und Träume ihren Platz finden und dem Leben wieder mit dem ihm gebührenden Staunen begegnet wird. Allen Bibliotheken nachdrücklich empfohlen.

Reinhard Ehgartner | biblio

Denene Millner: Die Farbe meines Blutes

: Roman / Denene Millner ; aus dem amerikanischen Englisch von Henriette Zeltner.
- München : Goldmann Verlag, 2023. - 653 Seiten
ISBN 978-3-442-31641-0      Festeinband : EUR 24,70 (AT)

Berührende Geschichte dreier Frauen, die wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft benachteiligt werden. (DR)

»Sich vor Blut zu fürchten, wäre so, als hättest du vor dir selbst Angst.« (S. 19) Nachdem Graces Großmutter festgenommen worden ist, muss Grace bei einer Tante in einem anderen Bundesstaat leben. Als sie dort schwanger wird, nimmt die Tante ihr das Kind weg. Delores, die nach einer Abtreibung nicht mehr schwanger werden kann, und ihr Mann adoptieren bei einer Kinderrettungsorganisation Graces Tochter und geben ihr den Namen Rae. Rae wächst somit bei ihren Adoptiveltern auf und stellt nie Nachforschungen nach ihrer Herkunft an, bis ihr Vater stirbt.
Ein berührender Roman über drei afroamerikanische Frauen im 20./21. Jahrhundert. Denene Millner erzählt in drei Teilen die Geschichten dreier unterschiedlicher Frauen und wie diese nur wegen ihrer Hautfarbe, Kultur und Herkunft benachteiligt werden. Die Geschichte berührt einen aufs Tiefste und macht auf die Ungerechtigkeiten, die auch im 21. Jahrhundert immer noch präsent sind, aufmerksam. Ein sehr wichtiger und empfehlenswerter Roman, der in jeder Bücherei, aber auch im Deutschunterricht einen Platz finden sollte.

Sarah Atzlesberger | biblio

David Safier: Solange wir leben

: Roman / David Safier. - München : Kindler, 2023 . - 454 Seiten
ISBN 978-3-463-00030-5      Festeinband : EUR 24,70 (AT)

Verlieren, scheitern und stark sein. Ein Autor würdigt seine Eltern in einem Roman über deren Lebens- und Liebesgeschichte. (DR)

David Safiers jüdischer Vater Joschi wächst in Wien auf und muss bei seiner Flucht 1938 seine Eltern zurücklassen. Außer seiner Schwester und einer Kusine verliert er alle Angehörigen, auch seine erste Liebe Hedy. In Palästina versucht er sich ein neues Leben aufzubauen. Mit Alkohol betäubt er seinen Dauerschmerz: über so viele ausgelöschte Familien und darüber, dass auch seine Familie nach ihm enden wird, weil seine Ehe mit Dora kinderlos bleibt. Als Soldat im israelischen Unabhängigkeitskrieg ist nun auch er für den Tod anderer Menschen verantwortlich... Um den ewigen Kreislauf der Schuld zu durchbrechen, quittiert Joschi den Armeedienst, ist als Seemann weltweit unterwegs und kommt Ende der 1950er Jahre erstmals wieder ins Wirtschaftswunderland, um seine Schwester zu besuchen, die – für ihn unerklärlich! – mit ihrem Mann ins Land der Täter zurückgekehrt ist. Alle gleichaltrigen und älteren Deutschen lösen bei Joschi reflexartig die »Schuldvermutung« aus (S. 189).
Safiers Mutter Waltraut ist ein Kriegskind aus Bremen und wächst unter ärmlichsten Bedingungen auf. Als »Löwin« verschafft sie sich ohne Schulabschluss die Ausbildung zur Parfumverkäuferin bei Karstadt – ein Traumjob für damalige Verhältnisse. Mit den Jahren gewinnt die attraktive junge Frau auch an Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit. So hätte die Liebesgeschichte zwischen Waltraut, der verwitweten Mutter einer kleinen Tochter, und dem 20 Jahre älteren »Seemann« auch beinahe geendet, bevor sie richtig begonnen hat. Aus Liebe zu Waltraut entscheidet sich Joschi für einen radikalen Neubeginn und eine gemeinsame Zukunft in Deutschland... Dem Paar stehen schwierige Zeiten bevor; nicht nur deshalb lautet Waltrauts Devise »Leben heißt leiden.«
Das Leben von Joschi und Waltraut wird in abwechselnder, manchmal rascher Folge und mit stilistischem Geschick erzählt. Das Gerüst aus zeitgeschichtlichen Fakten, biografischen Daten und Eigenschaften der Haupt- und Nebencharaktere füllt Safier mit empathischer Phantasie und schafft damit einen flüssig lesbaren Roman. Dem Autor gelingt eine glaubhafte Annäherung auch dann, wenn er aus der Sicht des Kindes Waltraut erzählt. Sobald Safiers eigene familiäre Erinnerungen einsetzen, werden aufmerksame Leser*innen eine verständliche, leichte Änderung im Erzählverhalten feststellen. Das tut dem Lesegenuss jedoch keinen Abbruch – breite Empfehlung!

Sabine Krutter | biblio

Lisa Hauser: Gesund und günstig kochen

: 70 schnelle Rezepte für jeden Tag / Lisa Hauser.
- Innsbruck ; Wien : Tyrolia Verlag, 2023.
- 191 Seiten : Illustrationen - (Koch mit Herz)
ISBN 978-3-7022-4109-4       Festeinband : EUR 26,00 (AT)

Gesunde und trotzdem günstige Alltagsküche nach den Prinzipien »Clean Eating« und »Clean Shopping«. (VL)

Preisgünstig und ohne großen Zeitaufwand zu kochen unter Verwendung möglichst unverarbeiteter, frischer Lebensmittel aus der Region – das ist wohl der Wunsch vieler Köchinnen und Köche, die ihre Familie mit gesundem Essen verwöhnen möchten. Dieses sehr übersichtlich und ansprechend gestaltete Kochbuch ist ein äußerst praktischer Helfer dabei. Nach der knapp, aber sehr informativ gehaltenen Einführung zu den Themen überlegter Einkauf, richtige Lagerung und Vorratshaltung kommt der Rezeptteil (Frühstück und Brote, Suppen und Vorspeisen, Hauptgerichte mit und ohne Fisch/Fleisch, Snacks und Süßes). Dabei zeigt jeweils ein Foto auf der linken Seite neben der Kochanweisung auf der rechten Seite, wie man das Gericht appetitlich anrichten kann. Die Rezepte sind zum Teil ganz traditionell (z.B. Gröstl-Omelett, Scheiterhaufen mit Birnen), aber auch sehr pfiffig (falscher Kartoffelsalat aus Kohlrabi) und in unseren Breiten wenig bekannt (knusprige amerikanische Kale-Chips aus Grünkohl, levantinisches Shakshuka). Den Abschluss bilden eine Vorratsliste und Speisepläne.
Dieses sehr praktisch und hübsch gestaltete Kochbuch verdient eine uneingeschränkte, warme Empfehlung!

Maria Schmuckermair | biblio

Evgenij Dajnov: Politik und Rock'n'Roll

: wie kamen wir von »Love Me Do« auf Donald Trump?
/ Evgenij Dajnov. - Wien : Edition Konturen, 2022. - 381 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-902968-76-0      Festeinband : EUR 34,00 (AT)

60 Jahre Weltgeschichte - aufgezeigt durch die Wechselwirkung zwischen Politik und Rock’n’Roll. (GP)

Der Autor dieses in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Buches lehrt als Professor für Politologie an der Universität in Sofia, er ist aber auch Rockmusiker und ein prominenter Dissident. Mit dem vorliegenden Werk verbindet er gewissermaßen seinen Brotberuf als Politologe mit dem Spielbein des praktizierenden Rockmusikers, indem er die letzten 60 Jahre umfassend analysiert und den Auswirkungen der politischen Ideen dieser Zeit in der Musik - und dabei speziell in der Rockmusik - nachspürt. Dajnovs Betrachtung reicht von der Entdeckung des Beats als Abenteuer des Körpers über die Zeit von Woodstock und das Zeitalter des Wassermannes bis zu den ersten zwanzig Jahren des 21. Jahrhunderts, in denen er generell eine wachsende Gefahr für die Demokratie in Ost und West sieht. Seine große Leistung besteht darin, dass er wissenschaftlich fundiert, aber leicht lesbar aufzeigt, wie sich der Zeitgeist in Form der aktuellen Musikkultur mit den Ideen und dem politischen Handeln der Mächtigen in einem Wechselspiel gegenseitig beeinflussen.
Evgenij Dajnov hat für dieses außergewöhnliche Buch viele Jahre lang geforscht. Die Mühe hat sich mehr als gelohnt. Ich wünsche ihm möglichst viele Leser*innen und empfehle das Buch aus voller Überzeugung.

Johannes Preßl | biblio

David Steindl-Rast und Johannes Pausch: Erkenntnis

/ David Steindl-Rast ; Johannes Pausch. - Wien : edition a, 2023. - 159 Seiten
ISBN 978-3-99001-653-4       Festeinband : EUR 24,00

Zwei weithin bekannte Benediktiner befassen sich in diesem Buch mit dem aktuellen Thema der Krisenbewältigung. (PR)

Steindl-Rast und Pausch greifen in diesem Buch auf Fragestellungen und Erfahrungen eines gemeinsamen Kurses zum Thema zurück. Ihr Rat ist - und damit beziehen sie sich auf das siebte Kapitel der Klosterregel des Hl. Benedikt - sich dabei von der Demut begleiten zu lassen. Benedikt hat seine Regel zwar für Mönche geschrieben, doch lässt sie sich in weiten Teilen auf alle Menschen anwenden. Als Symbol für das Leben verwendet Benedikt das Bild einer Leiter. Ihre zwölf Sprossen stehen für unterschiedliche Haltungen, auf die es - will man das Leben mit allen seinen Herausforderungen gut bestehen - ankommt.
Die beiden Autoren erschließen den Sinn des für moderne Leser*innen nicht immer gleich zugänglichen Textes Benedikts plausibel und nachvollziehbar. Sie verbinden ihre Erläuterungen mit dazu passenden Heilpflanzen - gehen allerdings nicht darauf ein, wie diese in diesem Zusammenhang anzuwenden sind. Demut - so wird nach ihren Ausführungen deutlich - ist alles andere als ein Unterwürfigsein oder ein Buckeln, sondern ein Miteinander von Menschen mit Selbststand, die einander achten und solidarisch fühlen. Zu einer solchen Beziehung gehört das Einhalten von Balance und Ordnung. Damit das gelingt, müssen die eigenen und anderweitig gegebenen Grenzen eingehalten werden, jedoch nicht ohne zu erkunden, was im jeweiligen Rahmen alles möglich ist. Dies wiederum macht den Menschen lebendig, transparent und authentisch, befreit von Angst und fördert Beziehungen jeglicher Art. Ein authentischer Mensch lebt in Beziehung zur Schöpfung, Natur und Umwelt. Er erwirbt sich das, was ihn weiterführt und erfüllt: die Sehnsucht nach Verstehen, Mitgefühl (nicht Mitleid) und letztlich die Erkenntnis dessen, was für das eigene Leben wichtig ist.
Ein sehr hilfreiches Buch für Menschen, die mit der aktuellen Weltlage kämpfen, die sich in sozialen Berufen einsetzen oder sich als Ehrenamtliche aufopfern und an ihre Grenzen stoßen, ja über sie hinausgehen.

Hanns Sauter | biblio

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