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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2017 / Mai

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Britta Nonnast: Wer hat Angst vorm schwarzen Gespenst?

/ Britta Nonnast. Susanne Göhlich. - Zürich : Orell Füssli Kinderbuch, 2017. - 95 S. : Ill.
ISBN 978-3-280-03531-3    fest geb. : ca. € 13,40

Wer anders aussieht, hat oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Dass das nicht nur bei den Menschen, sondern selbst unter Gespenstern so ist, davon erzählt Britta Nonnast in dieser leichtfüßigen Erzählung für Kinder im Volksschulalter. Im Mittelpunkt stehen die beiden kleinen Gespenster Luzi (sie sucht nach der Schließung des Theaters ein neues Zuhause) und Marti (seine Lieblingsbeschäftigung ist es, sich im Schleudergang der Waschmaschine mitwaschen zu lassen). Die beiden hören allerlei schlimme Gerüchte über das schwarze Gespenst: Es hat angeblich Kuchenstücke geklaut, Fenster zerbrochen und soll sogar am Waldsterben schuld sein! Im Lauf der Handlung gesellen sich einige weitere Gespenster dazu, deren jeweilige Eigenheiten Susanne Göhlich in ihren Illustrationen entzückend umsetzt: So trägt der Computerfreak Schotti eine dicke Lesebrille, während der Sammler Balduin für seine Fundstücke stets eine rote Tasche mit sich trägt. Als die kuriose Truppe inklusive Gespensterhund schließlich auf das schwarze Gespenst trifft, stellt sich wenig überraschend heraus, dass eigentlich alles ganz anders ist und auch das schwarze Gespenst auf der Suche nach einem Zuhause ist: Und so umfasst das herzerwärmende Finale schließlich sogar die Gründung einer Gespenster-WG. Das Hörbuch erscheint im Juni, eine Fortsetzung der Geschichte ist bereits in Arbeit.

Alexandra Hofer | STUBE 

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Britta Teckentrup: Das Ei

/ Britta Teckentrup. Übers. aus dem Engl. vom Kathrin Köller. - München : Prestel, 2017. – 96 S. : Ill. - 27 cm.
ISBN  978-3-7913-7286-0   fest geb. : ca. € 20,60

Ostern ist zwar schon vorbei, auf dieses Sachbuch lohnt aber trotzdem ein zweiter Blick – auch wenn, oder sogar gerade weil es nicht als prototypisches Sachbuch daherkommt. Britta Teckentrup wartet darin zwar mit vielseitigen und spannenden Informationen rund um das Ei, dessen mögliche Formen, Größen und Farben, über die unterschiedlichsten tierischen Nestbauer und Eierleger sowie über das Ei in Kunst, Mythologie und Religion auf, allerdings werden diese nicht mit einigen kleinen Bildern auf großformatige Seiten gequetscht. Sowohl (dem meist kurzen) Text als auch (dem stets künstlerisch frei gestalteten) Bild werden viel Raum auf der Doppelseite gegeben, die dadurch auf beeindruckende Weise entschleunigt wird. Ebenso finden sich in diesem ungewöhnlichen Sachbuch kaum etymologische Begriffserklärungen oder komplexe lateinische Termini. Diese braucht es aber auch gar nicht, wenn Britta Teckentrup auf prägnante, fesselnde Weise über die schlimmsten Brutbedingungen der Welt und die für das menschliche Gehirn angenehmste Form, die es gibt, berichtet. Trotz der großen ästhetischen Qualität von Teckentrups in harmonischen Pastelltönen gehaltenen Lithografien lassen diese jedoch auch in Bezug auf ihre naturwissenschaftliche Genauigkeit nichts zu wünschen übrig. So werden zum Beispiel die Anatomie und Oberflächenstruktur des Eis eben gerade durch Teckentrups spezielle Drucktechnik so realistisch verbildlicht. Konsequenterweise werden daher auch vom Kolobri- über das Straußen- bis zum Elefantenvogel-Ei alle Eier in Echtgröße dargestellt.
Ein eindrucksvolles Sachbilderbuch, das große und kleine Leser_innen ab 6 Jahren zum Stöbern, Entdecken und Staunen einlädt!

Claudia Sackl | STUBE

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Paul Auster: 4321

: Roman / Paul Auster. Aus dem Engl. von Thomas Gunkel, Werner Schmitz, Karsten Singelmann und Nikolaus Stingl. - 3. Aufl. - Reinbek : Rowohlt, 2017. - 1258 S.
ISBN 978-3-498-00097-4      fest geb. : ca. € 30,80

Eine große Erzählung über das Leben eines jungen Mannes - in vier verschiedenen Variationen. (DR)

Archie Ferguson wird 1947 in Newark als Nachkomme jüdischer Einwanderer geboren und durchlebt eine stürmische Kindheit, Jugend und Studentenzeit im brodelnden Amerika der 1950er und 1960er Jahre. Doch die Geschichte des jungen Archie wird nicht nur einmal erzählt, sondern in vier Variationen - vier Möglichkeiten, wie das Leben des jungen Mannes verlaufen hätte können, je nachdem, welche Zufälle das Geschehen beeinflussen, für welche Weggabelungen er sich entscheidet.
Unglaublich spannend erzählt Paul Auster viermal eine Story mit den selben handelnden Personen, jedoch völlig unterschiedlichen Wendungen und spielt ein faszinierendes Spiel mit den verschiedenen Wegen, die der junge Archie geht, und mit den Schicksalen, die vor ihm liegen. Paul Auster ist ein Meister des Erzählens, ein Meister der verschachtelten, sich über unzählige Zeilen ergießenden Sätze und er lässt die LeserInnen tief eintauchen in die vier Leben seines Protagonisten im von gesellschaftlichen Umbrüchen gezeichneten Amerika. Ein großartiges, mitreißendes und raffiniertes Buch, dessen nicht unbeträchtlicher Umfang von über 1200 Seiten keinen Leser/keine Leserin abschrecken sollte, da jede einzelne Seite Lesegenuss pur bietet. Sehr empfehlenswert.

Michaela Grames | biblio

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Jussi Adler-Olsen: Selfies

: der siebte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q ; Thriller / Jussi Adler-Olsen. Aus dem Dän. von Hannes Thiess. - Dt. Erstausg. - München : dtv, 2017. - 575 S.
ISBN 978-3-423-28107-2      fest geb. : ca. € 23,70

Wer geben wir vor zu sein und wer sind wir wirklich? Carl Mørck bekommt es mit verborgenen seelischen Abgründen, kaltblütigen Tätern und der selbstverliebten Selfie-Generation zu tun. (DR)

Zwei Jahre sind seit "Verheißung" und jenem Fall vergangen, der Rose vom Sonderdezernat Q an die Grenzen ihrer Belastbarkeit trieb. Nun drohen die Schatten ihrer familiären Vergangenheit sie endgültig zu verschlingen. Doch nicht nur der Ausfall seiner sonst toughen, arbeitswütigen Kollegin bringt Carl zum Granteln. Als ihre Aufklärungsquote von oberster Stelle angezweifelt wird, tun Carl, Assad und Gordon vom Sonderdezernat Q das, was sie am besten können: Sich mit bissigen Kommentaren, trockenem Humor und Spürsinn in die brisanten Fälle der Kollegen einmischen, abseits der Dienstwege einen Cold Case und so manch anderes Verbrechen aufdecken und nebenbei die Gespenster in Roses Leben dingfest machen.
Ja, die Ereignisse überschlagen sich und Jussi Adler-Olsen meint es (vielleicht zu) gut mit seinen LeserInnen. Ein weit verzweigter Plot mit großem Figurenpersonal zwingt zu aufmerksamer Lektüre, die erlebte Rede und Adler-Olsens versierte Erzählerstimme machen es einem aber leicht, in die verschiedenen Handlungsstränge einzutauchen. Ein rascher Wechsel zwischen den Figuren sorgt bis zum rasanten Showdown für hohes Tempo, hochkonzentriert hastet man durch die Seiten dieses gelungenen neuen Thrillers der beliebten Reihe.
Der dänische Bestsellerautor schürt im jüngsten Band nicht nur die Neugier, wie es mit seinem einzigartigen Ermittlerteam wohl privat weitergehen wird, sondern packt auch massive Gesellschaftskritik über die selbstverliebte Selfie-Generation, deren Hang zur Selbstdarstellung und zu unverhältnismäßigem Konsum, hinein: Junge Sozialhilfeempfängerinnen, die einzig aus ihrem Aussehen Kapital schlagen wollen, aber feststellen müssen, dass ihnen mit fortschreitendem Alter die Perspektiven davonschwimmen, bekommen in diesem Thriller einen ganz und gar nicht glanzvollen Auftritt und erkennen, dass der Schritt vom Sozialbetrug zu anderen kriminellen Machenschaften ein kleiner ist. Doch damit werden diese aufgebrezelten Tussen nicht davonkommen, da ist sich deren frustrierte Betreuerin sicher: Tödlich erkrankt und entfesselt von diesem berauschenden Gefühl, über Leben und Tod anderer zu entscheiden, beginnt sie einen Rachefeldzug… Diese spannende Fortsetzung ist allen Büchereien, die diese Serie im Bestand haben, sehr zu empfehlen.

Cornelia Gstöttinger | biblio

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Gerschon Schoffmann: Nicht für immer

: Erzählungen / Gerschon Schoffmann. Hrsg. und mit einem Nachw. von Gerald Lamprecht. Aus dem Hebr. von Ruth Achlama. - Graz : Literaturverl. Droschl, 2017. - 350 S.
ISBN 978-3-85420-991-1      fest geb. : ca. € 25,00

Erzählungen, in denen das Aufwachsen im zaristischen Russland, Erfahrungen in der Metropole Wien und in der steirischen Provinz sowie der immer bedrohlicher werdende Antisemitismus geschildert werden. (DR)

Gerschon Schoffmann wurde 1880 in Weißrussland geboren.1904 desertierte er aus der zaristischen Armee und floh ins habsburgische Galizien. Von dort ging er 1913 nach Wien und zog schließlich mit seiner Frau in die Nähe von Graz, wo er bis zur Flucht nach Palästina 1938 lebte. Er schrieb von Anfang an auf Hebräisch. Die vorliegende Ausgabe seiner Erzählungen ist die erste in deutscher Sprache. Sie umfasst die Zeitspanne von 1913 bis 1938 und schildert das Leben der kleinen Leute - die bittere Armut im Schtetl, die Furcht der jungen Männer vor Zwangsrekrutierungen, das Elend der verwundeten Soldaten und die Heimatlosigkeit der Deserteure.
Während die großbürgerliche Welt der untergehenden Donaumonarchie in zahlreichen Romanen und Künstlerbiografien dokumentiert ist, trifft das für jene der einfachen Leute in viel geringerem Ausmaß zu. Schoffmann, der 1921 mit seiner katholischen Frau nach Wetzelsdorf bei Graz zog, wurde nach seinen Jahren in Wien nun auch mit dem bäuerlichen Umfeld in der Steiermark vertraut. In seinem Werk spiegeln sich die unterschiedlichen Lebenswelten des ehemaligen Vielvölkerstaats wider. Sein Stil erinnert an Tschechow und ist stark von seinem Vorbild Peter Altenberg beeinflusst. Das kommt besonders bei jenen Erzählungen zum Ausdruck, die von Sehnsucht, Erotik und Enttäuschung handeln.
Die Publikation von Schoffmanns Erzählungen ist ein Glücksfall sowohl für die Literaturwissenschaftler als auch für die Geschichtsforscher. Sie finden in dem Autor einen Chronisten, dessen Werk die Zwischenkriegszeit in Österreich beleuchtet und daher für das österreichische Publikum wohl von besonderem Interesse ist.

Ingrid Kainzner | biblio

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Maria Höfl-Riesch: Maria macht dich fit

: das Schlank- und Fitprogramm ; [erreiche deine Bestform in 4 Wochen!] / Maria Höfl-Riesch. - 2. Aufl. - München : Gräfe und Unzer, 2017. - 173 S. : zahlr. Ill. (z.T. farb.)
ISBN 978-3-8338-5874-1      kart. : ca. € 17,50

Kraft- und Ausdauertraining für Anfänger und Fortgeschrittene. (VS)

Die Autorin, ehemaliger Skiprofi aus Deutschland, schaffte innerhalb von zwölf Jahren doppeltes Olympia-Gold und unzählige Weltcup-Erfolge. In diesem Buch bietet sie ein schlüssiges Trainingskonzept mit Gewichtsmanagement für ein Kraft- und Ausdauertraining sowohl für Anfänger als auch für Profis an. Basierend auf ihren eigenen Erfahrungen stellt sie in diesem Buch ein "Vier-Wochen-Programm" mit Warm-up-Übungen, Kraft- und Ausdauertraining und abschließenden Cool-down-Übungen zusammen. Die Kraftübungen - fast alle ohne Geräte - sind in acht Einheiten mit je vier Übungen für Anfänger und Fortgeschrittene eingeteilt, fotografisch in zwei Schritten dargestellt und kurz, prägnant und leicht verständlich erklärt. Für das Ausdauertraining schlägt Maria Höfl-Riesch Gehen, Laufen, Ergometer-Training und Radfahren vor. Die wechselnde Folge von Kraft- und Ausdauertraining (in Einheiten von 20 bis 45 min.) sowie die Regelmäßigkeit bewirken eine gute Grundlagenausdauer, die Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems und die Ankurbelung des Fettstoffwechsels. Die sportlichen Aktivitäten werden von einem Ernährungskonzept begleitet, das auf einem "Drei-Mahlzeiten-Prinzip" fußt (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) und auf eine langsame Ernährungsumstellung ohne Hungerkuren und JoJo-Effekt zielt. Ein gut durchdachtes, leicht nachvollziehbares und motivierendes Trainingskonzept für Anfänger und Profis. Für alle Bibliotheken sehr empfehlenswert.

Maria Dorrer | biblio

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Umberto Eco: Pape Satàn

: Chroniken einer flüssigen Gesellschaft oder die Kunst, die Welt zu verstehen / Umberto Eco. Ausgewählt, übers. und eingerichtet von Burkhart Kroeber. - München : Carl Hanser, 2017. - 218 S.
ISBN 978-3-446-25442-8      fest geb. : ca. € 20,60

Der Mailänder Universalgelehrte sorgt auch nach seinem Tod noch für ein Lesevergnügen auf hohem Niveau. (GP)

Das letzte Buch von Umberto Eco, der im Februar 2016 im Alter von 84 Jahren starb, ist eine weitere Sammlung seiner Kolumnen, die er ursprünglich für die römische Wochenzeitschrift L'Espresso verfasst hat. Der eigenwillige Titel stammt aus dem siebten Gesang der "Göttlichen Komödie" von Dante, wo der Unterweltsgott Pluto gegen allerlei Missstände wettert. Eines der interessantesten Kapitel widmet der Autor der "flüssigen Gesellschaft", die geprägt ist durch eine latente Krise des Staates. Er wirft die Frage auf, welche Entscheidungsfreiheit den Nationalstaaten angesichts des Machtpotenzials der supranationalen Instanzen noch bleibt. Laut Umberto Eco entsteht mit der Krise des Begriffs der Gemeinschaft ein hemmungsloser Individualismus, in dem niemand mehr der Weggefährte der anderen ist, sondern nur noch ein Gegner, vor dem man sich hüten muss. Er sieht den deutlichen Verlust der notwendigen Bezugspunkte für das Individuum, was bei den Menschen der Gegenwart zu einer Tendenz des Auffallens um jeden Preis, des Sich-Zeigens als Wert und eines hemmungslosen Konsumverhaltens führt.
Die einzelnen Kapitel seiner "Streichholzbriefe" hat der Autor zu Themenkomplexen zusammengefasst, die den LeserInnen eine Ahnung von der unglaublichen Bildung dieses Parade-Intellektuellen geben. Dieses Buch ist für jeden Leser, jede Leserin eine Herausforderung, die am Ende reich belohnt wird. Es ist eine eindrucksvolle Liebeserklärung an das Lesen in einer Zeit der falschen Propheten und der erhöhten Beschleunigung.

Johannes Preßl | biblio

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Wilhelm Krautwaschl: Mach etwas draus!

: ein Firmbuch der Eigen(en)art / Bischof Wilhelm Krautwaschl. - Wien [u.a.] : Styria, 2017. - 177 S. : Ill.
ISBN 978-3-222-13555-2      fest geb. : ca. € 19,90

Ein inspirierendes Mitmachbuch zur Firmung, das junge Menschen einlädt, weiter zu denken und sich auf die Gabe des Heiligen Geistes einzulassen. (JP)

Spürbar ist, dass der Bischof mit seinem Kreativteam mit diesem Buch, das gemäß dem Text auf dem Buchrücken "gebraucht, gestaltet, zerschnitten und beschrieben werden soll", den Geschmack der jungen Leute trifft und sie in einer Weise anspricht, die berührt, betroffen macht und zugleich ermutigt und mitreißt. Jedenfalls wirkt das Buch motivierend, um sich vom bequemen Sofa zu erheben und auf besondere Art ins Denken, Reden und Handeln zu kommen und damit auch im übertragenen Sinn ins Gestalten des eigenen Lebens- und Glaubensweges. Gleich zu Beginn steht die Warnung, dass das Beschäftigen mit dem Buch Spaß bereiten könnte und dass die jungen Firmlinge keinen Stress haben müssen bezüglich des "Durcharbeitens" der einzelnen Kapitel. Mit Lust und Laune können die Jugendlichen sich mit sich selbst, mit den anderen und mit der Welt beschäftigen und die Kontaktliste nützen, um nachzudenken, was es braucht, um mit Gott ins Gespräch zu kommen. Sehr persönlich wird der Bischof, wenn er beschreibt, was Jesus zu seinem Vorbild macht, warum "Jesus Christ Superstar" auch ein treuer Wegbegleiter der Jugendlichen sein kann und was wahre Stärke ausmacht.
Das Buch sollte in jeder Bibliothek zur Verfügung stehen, damit sich auch Eltern, PädagogInnen, Priester und SeelsorgerInnen das sprachliche Werkzeug zur konstruktiven Auseinandersetzung mit Jugendlichen über Gott und die Welt aneignen können.

Birgit Leitner | biblio

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