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Buchtipps / 2007 / Oktober

erstellt von der STUBE (Studien- und Beratungsstelle für Kinder und Jugendliteratur) und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Manfred Scheuer: Selig, die keine Gewalt anwenden

: das Zeugnis des Franz Jägerstätter./ Manfred Scheuer. Mit Beiträgen von Józef Niewiadomski, Wolfgang Palaver und Roman A. Siebenrock. - Innsbruck : Tyrolia, 2007. - 207 S. : Ill.
ISBN 978-3-7022-2863-7 fest geb. : ca. € 17,90

Aus aktuellem Anlass möchten wir auf eine Neuerscheinung ganz besonders hinweisen: Am 26. Oktober erfolgt die Seligsprechung Franz Jägerstätters, der am 9. August 1943 wegen "Zersetzung der Wehrkraft" hingerichtet wurde.
In diesem Buch reflektiert und meditiert Bischof Manfred Scheuer die spirituellen Herausforderungen, vor die das Zeugnis des Märtyrers Franz Jägerstätter Gläubige und Skeptiker damals wie heute stellt.

Ausführliche Besprechung in den bn.bibliotheksnachrichten und auf www.rezensionen.at folgt.

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Lukas Hartmann: Spuren in der Polenta

: Essgeschichten und Rezepte für Kinder / Lukas Hartmann. Mit Bildern von Larissa Bertonasco. - Zürich : Bajazzo, 2007. - 141 S. : Ill.
ISBN 978-3-907588-84-0 fest geb. : ca. € 17,40

Wie finden Polenta und Basmatireis zusammen? Und wie Lausbubenstreiche und mittelalterliche Geschichten über Kampf und Verrat. Und wie findet der Basmatireis zum Lausbubenstreich? Der Schweizer Autor Lukas Hartmann serviert eine Buchstabensuppe der ungewöhnlichen Art: Er kommt den Kinderwünschen nach, die in zahlreichen Briefen an ihn herangetragen werden und gönnt sich und seinen LeserInnen einen bunten Mix aus unterschiedlichen Genres. Dabei lässt er zahlreiche Obst- und Gemüsesorten sowie Küchenutensilien als Figuren und/oder zentrale Requisiten auftreten. Wenn dann Tomatenhelden gefunden und widerspenstige Mehlklösschen gezähmt sind, wenn die Liebesgeschichte zwischen Apfel und Banane ihr schönes Ende gefunden hat und die große Pastaschlacht geschlagen ist, darf man an das Ende des Lesegenusses einen kulinarischen stellen. Jeder Geschichte ist das passende Rezept beigefügt, mit leicht umsetzbaren Kochanleitungen, sodass die schlichten Leckereien auch Kindern gut gelingen können. Mit verpackt und in den ganzseitigen Farbillustrationen auch entsprechend zum Ausdruck gebracht ist ein Streifzug durch verschiedene lukullische Regionen. Empfehlenswert ab 9 Jahren.

Heidi Lexe | STUBE

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Hermann-Josef Frisch: Lexikon großer Christen

/ Hermann-Josef Frisch. - Düsseldorf : Patmos, 2007. - 128 S. : Ill. ;
ISBN 978-3-491-79775-8 fest geb. : ca. € 17,40

Es sind wohl nur eine Handvoll Menschen, die einem beim ersten Überlegen einfallen, wenn der Begriff „große Christen“ fällt. Umso beeindruckender ist es, dass Hermann-Josef Frisch hier in Form eines Lexikons 263 Menschen vorstellt, die in der Geschichte des Christentums durch unterschiedliche Taten oder Eigenschaften besonders bemerkenswert waren. Dabei wird der Blick auf Menschen aller Konfessionen gerichtet, es werden also auch Angehörige der orthodoxen und östlichen Kirchen vorgestellt. Auch in den Texten wurde auf eine ökumenische Ausrichtung geachtet, ergänzt sind die Beiträge mit Fotos bzw. künstlerischen Darstellungen der jeweiligen Personen. Bemerkenswert ist die Aktualität der Texte – so wird etwa die in Amerika geborene Ordensfrau Dorothy Stang vorgestellt, die ihren Einsatz für die arme Landbevölkerung Brasiliens im Februar 2005 mit dem Leben bezahlte: Sie wurde von Auftragskillern erschossen. Mit diesem Buch hat Hermann-Josef Frisch einerseits ein Nachschlagewerk vorgelegt, das für verschiedenste Einsatzmöglichkeiten wie Religionsunterricht oder Firmvorbereitung gut geeignet ist, andererseits aber auch eine Zusammenstellung von Texten, die sehr gegenwartsbezogene Fragen aufwerfen – nach dem, was christliches Leben ausmacht.

Kathrin Wexberg | STUBE

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Peter Henisch: Eine sehr kleine Frau

: Roman / Peter Henisch. - Wien : Deuticke, 2007. - 286 S.
ISBN 978-3-552-06067-8 fest geb. : ca. € 20,50

Auf den Lebensspuren der Großmutter: ein Frauenschicksal im 20. Jh. (DR)

Ein altes Klavier in einem Wiener Antiquitätenladen ist es, das Paul Spielmann in seine Kindheit zurückkatapultiert. Unverzüglich fühlt sich Spielmann in die Wohnung der geliebten Großmutter zurückversetzt, deren Spiel er, unter dem Flügel sitzend, andächtig lauschte. Mit wachen Sinnen streicht der Ich-Erzähler durch die Straßen seiner Geburtsstadt, auf seinen Streifzügen verdichten sich die Erinnerungen an seine Kindheit und an jene Frau, die ihm auf langen Spaziergängen durch ein zerstörtes Nachkriegswien erzählend die Welt erschloss, ihm durch ihre Geschichten die Welt der Sprache, der Literatur und der Musik öffnete. Der einstige Schriftsteller macht sich akribisch Notizen, will die Schicksalslinien seiner Großmutter, dieser "sehr kleinen Frau", nachzeichnen und findet dadurch zurück in die Schriftstellerei.
Es war ein Leben voller Entbehrungen und Enttäuschungen, voller unerfüllter Sehnsüchte und Selbstverleugnung, geprägt von den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts: Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs schwanger sitzen gelassen, hat es Marta nicht leicht, sich und ihr Kind durchzubringen. Schnell flieht sie in eine zweite Ehe mit dem dominanten Postbeamten Wilhelm Prinz, der sich den Nationalsozialisten anschließt und die jüdischen Wurzeln seiner Frau verabscheut. Marta flüchtet in die Welt der Lektüre, nach Wilhelms Tod ist es Margaret Mitchells Scarlett O'Hara, die sie aus dem Sumpf der Trauer reißt. Während dem Zweiten Weltkrieg findet sie eine Stelle als Krankenschwester, später wird sie an ihrem Enkel gutmachen, was ihr Sohn an Liebe und Geborgenheit missen musste.
Mit diesem atmosphärisch-dichten Erinnerungsreigen knüpft Henisch an sein Vaterporträt "Die kleine Figur meines Vaters" (1975) an und schreibt - wenngleich der Zugang diesmal ein fiktiver ist - abermals ein Stück Familiengeschichte. Liebevoll und voller Melancholie wird hier Autobiografisches im Kleide eines Romans arrangiert. Einmal mehr erweist sich Henisch als Meister der leisen Töne und feinen Nuancen und zeigt als Chronist der kleinen Leute wiederholt sein großes Erzähltalent. Allen Beständen wärmstens zu empfehlen. Auch für Literaturgesprächskreise bestens geeignet. Ein neues Lieblingsbuch!

Cornelia Gstöttinger | biblio

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Simon Beckett: Kalte Asche

: Thriller / Simon Beckett. Dt. von Andree Hesse. - Reinbek : Wunderlich, 2007. - 430 S.
ISBN 978-3-8052-0812-3 fest geb. : ca. € 20,50

Geschickt inszenierter Krimi mit dem Gerichtsmediziner David Hunter. (DR)

Simon Beckett ist der neue Star am englischen Thrillerhimmel. Dieses Buch ist nach "Die Chemie des Todes" das zweite rund um Dr. David Hunter, den forensischen Anthropologen (Krimifans wissen: dabei handelt es sich um den Gerichtsmediziner), der hier nolens-volens einen geschickt inszenierten Mord auf einer abgelegenen Insel aufklären muss. Mit David Hunter ist dem Autor nicht nur eine sympathische, glaubwürdige Figur mit viel Identifikationspotential für den Leser gelungen, er entspricht damit auch einem aktuellen Trend, den man vielfach im Fernsehen verfolgen kann: "Krankenhaus trifft Kripo" könnte man sagen, Serien um Rechtsmediziner boomen. Dieses Spezialwissen ist an und für sich schon faszinierend genug, aber Beckett setzt es auch gelungen (und das ohne Kamera!) für schaurig-schöne Schockeffekte ein. Dagegen hält er seine Figuren, die er sparsam, aber äußerst sensibel für feine Nuancen in dem für sie typischen Alltag schildert. Er charakterisiert sie mit ihren Kanten oder Sympathiewerten, mit ihren Fehlern und verständlichen Schwächen, hinter denen sich dann, plötzlich und unerwartet, psychologische Abgründe auftun. Die goldene Regel, dass nichts so sein darf, wie es scheint, setzt er beinahe unmerklich und damit meisterhaft um. Da er dieser Regel sogar bis zur letzten Seite treu bleibt, darf man auf das dritte Buch (wird laut Klappentext derzeit geschrieben) gespannt sein. Fazit: Must-have fürs Krimiregal!

Bettina Huber | biblio

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Verena Stefan: Fremdschläfer

: Roman / Verena Stefan. - Zürich : Ammann, 2007. - 219 S.
ISBN 978-3-250-60115-9 fest geb. : ca. € 19,40

Fremdheit in einem neuen Land und im eigenen Körper - Krankheit und Immigration als große Herausforderung. (DR)

Die namenlose, fast distanzierte Erzählerin ist neu angekommen in Kanada und erfährt recht bald, dass sie in ihrem Körper ebenfalls Fremdes hat, was zu einer Entfremdung führt. Sie ist krank, hat Krebs. Nun schläft sie in der Fremde und hat Fremdes in sich. Sie entwickelt ihre Geschichte in Bildern, gemischt mit früheren Erlebnissen, Kindheitserinnerungen und der Beziehung zu ihrer Freundin Lou, derentwegen sie nach Kanada gekommen ist. Eingestreute englische und französische Wörter zeigen den Eingewöhnungsprozess in eine neue Sprache, die zwar vertraut ist, doch anders ausgesprochen wird. Die Medizin stellt sie immer wieder vor große Probleme - sei es in der Verständigung, sei es durch ihre Angst vor dem, was im Körper vor sich geht.
In einer sehr einfühlsamen Art wird hier erzählt: Von den neuen Lebensumständen, von der Liebe und den Großeltern, von der Schweiz und dem neuen Land, dessen Klima so anders ist als jenes "zu Hause". Als LeserIn fühlt man sich hineingenommen in das Leben und die Liebe und auch in die Krankheit dieser Frau. Dieser Roman trägt starke autobiografische Züge und ist sprachlich sehr eigenwillig und schön. Ich möchte ihn all jenen sehr empfehlen, die sich etwas Zeit nehmen können, in ein Buch hineinzuleben.

Angela Zemanek-Hackl | biblio

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Jeremy Melvin: ...ismen

: Architektur verstehen / Jeremy Melvin. - München : Knesebeck, 2007. - 159 S. : Ill. (farb.)
ISBN 978-3-89660-427-9 kart. : ca. € 17,50

Handliche Beschreibung der wichtigsten Architekturströmungen. (KB)

Wie erkennt man gotische Architektur? Was ist typisch am Jugendstil? Welche gesellschaftlichen und politischen Aufgaben und welche Techniken waren notwendig, um Bauten wie die Chinesische Mauer entstehen zu lassen? Der neue Band aus der Reihe "...ismen" beschäftigt sich mit Architektur und gibt höchst kompetent Antworten auf diese und andere Fragen zu Stilrichtungen der Baukunst von der Antike bis heute. Dabei werden vielerlei Aspekte aufgegriffen wie z.B. regionale Entwicklungen, philosophische Grundlagen, gesamtkulturelle Strömungen oder aktuelle Architekturbewegungen.
Mit insgesamt 114 hochwertigen Farbabbildungen versehen, werden auf je einer Doppelseite die wichtigsten Begriffe erklärt und Stilrichtungen in ihrem historischen und kulturellen Kontext beleuchtet. Ein kleines kompetentes Handbuch zur Architektur, das vorbehaltlos allen Interessierten empfohlen werden kann.

Doris Schrötter | biblio

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Karl-Albrecht Immel: Tatort Eine Welt

: was hat mein Handy mit dem Kongo zu tun? / Karl-Albrecht Immel [Text]. Klaus Tränkle [Ill.]. - Wuppertal : P. Hammer Verl., 2007. - 199 S. : Ill. - (Globalisierung verstehen)
ISBN 978-3-7795-0154-1 kart. : ca. € 20,50

Globale Probleme auf einen Blick. (GW)

Mit Nachrichten über Katastrophen und das Elend in den armen Ländern der Welt werden wir von den Medien regelrecht bombardiert. Und obwohl tagtäglich in Zeitungen, Fernsehen und Rundfunk Zahlen genannt werden, gelingt es nicht, die Dimensionen von Problemen zu veranschaulichen und Zusammenhänge klarzumachen. "Overnewsed but underinformed" lautet dafür der Befund der Kommunikationsexperten. Dieses Defizit abzubauen und "ein bisschen mehr Klarheit zu schaffen", haben sich die beiden Verfasser des Buches vorgenommen. Und diesem Anspruch werden sie auch gerecht. Beide sind ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Karl-Albrecht Immel ist einer der profiliertesten entwicklungspolitischen Journalisten in Deutschland. Klaus Tränkle ist ein erfahrener Grafiker und Ausstellungsgestalter.
Das Buch bietet eine hervorragend gegliederte Zusammenstellung globaler Probleme. Behandelt werden etwa die Frage des ungleichen Ressourcenverbrauchs in armen und reichen Ländern, die Verschuldung der armen Länder, die Bildungsthematik, das Nahrungsproblem. Die Auswirkungen des globalen Handels werden ebenso aufgezeigt wie die ganz unterschiedlichen Facetten des Themas Gesundheit in armen und reichen Ländern. Basis für die Darstellung sind vor allem Statistiken von Organisationen wie Weltbank, UNO, WHO oder World Watch Institute.
Die Stärke des Buches ist, dass diese elementaren Themen in knapper Form und weitgehend ohne ideologischen Beigeschmack auf den Punkt gebracht werden. Wesentlich zu dieser Veranschaulichung tragen die hervorragenden Grafiken bei, die Klaus Tränkle zu jedem einzelnen Aspekt entworfen hat. Das Buch ist hervorragend geschrieben, ungemein informativ und anschaulich wie kaum ein vergleichbares Werk. Der Wert dieser Fundgrube von Zahlenmaterial und verdeutlichenden Grafiken ist nahezu unüberbietbar. Allen Beständen empfohlen!

Karl Vogd | biblio

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Franz-Josef Nocke: Ja sagen zum Alter

: Impulse aus dem Glauben / Franz-Josef Nocke. - München : Kösel, 2007. - 119 S.
ISBN 978-3-466-36770-2 / 3-466-36770-0 fest geb. : ca. € 13,40

Älterwerden als geistlicher Weg. (PR)

Im Rückblick auf sein Leben als Theologe stellt der Verfasser, emeritierter Professor für Dogmatik, fest, dass sich seit seinen Studientagen bis heute ein Wandel zum Thema Altern auch in der Theologie vollzieht. Befragt er die Bibel nach dem Alter, so erhält er unterschiedliche Antworten. Dies führt ihn zum Schluss, dass man über das Alter nicht pauschal sprechen könne, sondern dass sich ein jeder die Fragestellungen, die mit dem Älterwerden kommen, selbst beantworten muss: Wer möchte ich sein? Wie gehe ich mit mir selbst und mit meinen Mitmenschen um? Was schließe ich ab, wofür halte ich mich offen? Er tut dies für sich und zieht dabei seine Beobachtungen heran, greift auf die Erfahrungen anderer zurück (Romano Guardini, Karl Rahner, Hilde Domin…), schaut in die Bibel und formuliert für sich Leitbilder und Wünsche, die ihm helfen sollen, im Fortschreiten des Lebens auch in die Tiefe zu wachsen.
Ein sehr persönlich gehaltenes, angenehm zu lesendes kleines Buch mit viel Tiefgang, hervorragend geeignet als Anstoß zum eigenen Weiterdenken. Für alle LeserInnen ab der Lebensmitte und alle Büchereien.

Hanns Sauter | biblio

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