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Buchtipps / 2007 / September

erstellt von der STUBE (Studien- und Beratungsstelle für Kinder und Jugendliteratur) und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Eva Schatz/Susanne Straßer:
Flederhase, Flatterpferd

/ Eva Schatz. Susanne Straßer. - St. Pölten : Residenz Verl., 2007. - [32] S. : überw. Ill. (farb.) ; 28,5 x 21 cm
ISBN 978-3-7017-2024-8 fest geb. : ca. € 14,90

Pferd, Hund und Schwein – durchaus bekannte tierische AkteurInnen im Bilderbuch. Ein Bauernhof am kleinen Teich – auch ein wenig spektakuläres Setting. Doch dann kommt alles anders als erwartet: „Denn jedes Tier, das auf sich hält, verkleidet sich als Tier von Welt“. So steht die Katze plötzlich mondän geringelt in der Steppe, der stämmige Apfelschimmel wird plötzlich zum zarten Flattertier und der kleine Hase erfüllt sich den lang ersehnten Traum, als Fledermaus im Baum zu hängen. Susanne Straßer, die bereits unter anderem in „Wenn Gwendolin nachts schlafen ging“ ihr Talent als Bilderbuchgestalterin bewiesen hat, setzt diese Träume ungemein kreativ um: In jedem Bild spielen collagierte Stoffstücke eine wichtige Rolle, verstecken sich Mäuse oder Maulwürfe, kommentieren Nebenfiguren nonverbal die Auftritte der tierischen Stars. Eva Schatz führt in ihrer ersten Veröffentlichung in unkonventionellen und witzigen Reimen durch diesen phantastischen Tag am Bauernhof, bis dann am Abend alles wieder seinen gewohnten Gang nimmt. Bis auf Flatterpferd und Flederhase, die ihre Träume beibehalten...

Kathrin Wexberg / STUBE

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Eoin Colfer: Fletcher Moon - Privatdetektiv

/ Eoin Colfer. Aus dem Engl. von Catrin Frischer. - Hamburg : Carlsen , 2007. - 317 S. ISBN 978-3-551-55491-8 fest geb. : ca. € 15,40

Die Erzählkunst des Jugendkrimis liegt in der Etablierung einer Detektivfigur, die trotz ihrer Jugend und trotz der daraus folgenden Unmöglichkeit offizieller Handhabe, Ermittlungskompetenz erhält. Eoin Colfer, der sein Raffinement in der Konstruktion leicht abwegiger Handlungswelten bereits in seinen Artemis-Fowl-Romanen unter Beweis gestellt hat, symbolisiert diese Ermittlungskompetenz in einem goldenen Detektivabzeichen, das den zwölfjährigen Fletcher Moon als Absolvent der Bernstein-Akademie für Privatdetektive ausweist – wobei Fletcher beim legitimen Erwerb dieser Marke die Namensgleichheit mit seinem Vater geschickt eingesetzt hat! Leider jedoch – und daraus entstehen alle folgenden kriminalistischen Irrungen und Wirrungen – missachtet Fletcher gleich zu Beginn Bob Bernsteins erste Regel für Privatdetektive, die da lautet: Setz die Puzzleteile zusammen, aber werde nie selbst ein Teil des Puzzles. Leichter gesagt, als getan. Als Fletcher in der Schule recht unsanft „gebeten“ wird, einen Streit rund um einen verschwundenen Organizer zu klären, gerät er zwischen die Fronten. Auf der einen Seite treiben die elitären „Barbiten“ (Girlies, die an zum Leben erweckte Barbie-Puppen gemahnen) ihr hinterlistiges Spiel, auf der anderen Seite kämpfen die Sharkey-Brüder, potentielle Kleinkriminelle mit mafiosem familiären Hintergrund, um ihre Glaubhaftigkeit. Mit dem trockenen Humor einer hard-boiled Figur schildert Fletcher seine kuriosen Versuche, an einem Puzzle mitzubauen, dessen Motiv – in perfekt arrangierter Krimitradition – im Dunkeln liegt. Als Fletcher Moon dann jedoch die Dinge „endlich“ (wie es in der Kapitelüberschrift heißt) erkennt, wie sie wirklich sind, hätte man vom kurzweiligen Lesevergnügen noch längst nicht genug … Zu empfehlen ab 12 Jahren.

Heidi Lexe / STUBE

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Esmahan Aykol: Goodbye Istanbul

: Roman / Esmahan Aykol. Aus dem Türk. von Antje Bauer. - Zürich : Diogenes, 2007. - 355 S.
ISBN 978-3-257-06569-5 fest geb. : ca. € 20,50

Armenische Geschichten im Konflikt mit der Realität. (DR) Die 1970 geborene türkische Autorin Esmahan Aykol kennt man bis dato vor allem durch ihre Krimis rund um die Detektivin Kati Hirschel ("Hotel Bosporus", "Bakschisch"). In ihrem neuesten Roman "Goodbye Istanbul" schildert sie eine interessante Mischung aus brutaler Migrantenrealität und verzauberter Geschichte. Die Ich-Erzählerin, Ece, eine junge Türkin aus Istanbul, verlässt ihre Familie und emigriert nach London, wo sie bei ihrer Cousine Aylin vorerst Unterschlupf findet. Sie will in der neuen unbekannten und furchteinflößenden Stadt vor allem die langjährige und hoffnungslose Beziehung zu dem verheirateten Tamer vergessen. Doch die Erinnerungen werden gerade in der bedrohlichen Fremde besonders stark und Ece begibt sich auf eine gedankliche Reise in des geliebten Großvaters Vergangenheit. In Erzählungen erfährt man die tragische Geschichte des armenischen Volkes, phantasievoll eingepackt in die faszinierende Historienwelt des osmanischen Reiches. Die trostlose Realität in der Migration und die türkisch-armenische Tragödie werden dabei durch parallel ablaufende Erzählstränge geschickt und behutsam verknüpft. Glücklicherweise kann Ece, durch den verstorbenen Großvater mit dessen Ersparnissen beschenkt, ein relativ sorgenfreies Leben in der Fremde führen. Sie findet durch diszipliniertes Lernen und konsequenten Sprachunterricht aus ihrer Isolation, knüpft Freundschaften und scheint sich langsam und behutsam von ihren negativen Erinnerungen befreien zu können.
"Goodbye Istanbul" ist ein lesenswertes Buch über die Gegensätze von West und Ost, die Unterschiede zwischen den Kulturen, aber auch eine wunderschöne Allegorie über die Emanzipation einer jungen Frau und ihren mutigen Aufbruch in ein neues Leben.

Barbara Tumfart / biblio

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Reginald Hill: Das Fremdenhaus

: Roman / Reginald Hill. Aus dem Engl. von Dr. Dietmar Schmidt. - Bergisch Gladbach : Ehrenwirth, 2007. - 541 S.
ISBN 978-3-431-03704-3 fest geb. : ca. € 20,60

Extrem spannender Thriller über die Suche zweier junger Menschen nach ihrer Vergangenheit. (DR)

Nahezu gleichzeitig tauchen im kleinen englischen Dörfchen Illthwaite die quirlige junge Australierin Sam Flood und der geheimnisvolle Spanier Miguel Madero auf. Beide sind auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Familie und bringen alsbald Geheimnisse ans Licht, die das Leben der Dorfgemeinschaft durcheinanderwirbeln. - Oft genug erhalten Thriller das Prädikat "spannend", doch nur selten trifft dieses so sehr zu wie bei diesem Roman, mit dem sich Krimimeister Reginald Hill selbst übertroffen hat. Zwischen drei Zeitebenen - der Gegenwart, den bigotten 1960er Jahren und der Zeit der Glaubenskriege im 16. Jahrhundert - pendelnd, versteht der Autor es meisterhaft, wie in einem Puzzle die einzelnen Handlungsteile nach und nach zu einem Ganzen zusammenzusetzen, wobei immer neue raffinierte Wendungen keine Zeit zum Atemholen lassen.
Intelligenter Humor, mitreißende Dialoge und scharf gezeichnete Charakterbilder sowie ein kniffliges, bis ins letzte Detail durchdachtes Handlungskonzept machen dieses Buch zur Krimikost vom Feinsten, die keine Wünsche übrig lässt.

Michaela Grames / biblio

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Martha Gellhorn: Paare

: ein Reigen in vier Novellen / Martha Gellhorn. Mit einem Nachw. von Hans Jürgen Balmes. Aus dem Amerikan. neu übers. von Miriam Mandelkow. - Zürich : Dörlemann, 2007. - 254 S.ISBN 978-3-908777-26-7 fest geb. : ca. € 22,50

Bibliophile Ausgabe von vier Novellen rund um die Frage, was Beziehungen zusammenhält. (DR)

Dass manche Bücher kostbar sind, bemerken BibliothekarInnen gleich daran, dass sie etwa über den dezenten Leinenband keine Klebefolie ziehen wollen. Und dann auch noch das Bekenntnis des Verlages, es handle sich um Novellen - in Zeiten, in denen jede Novelle als Roman bezeichnet und verkauft wird. Brauchen Sie weitere Gründe, diesen Band sofort zu bestellen? Es geht um Liebe, um Beziehungen in politisch schwierigen Zeiten zwischen generell schwierigen, da besonderen Menschen. "In guten wie in schlechten Tagen", "In Reichtum und Armut", "In Gesundheit und Krankheit" und "Bis der Tod uns scheide", so die Titel der einzelnen Novellen, so die Gelübde am Höhepunkt der Liebe, wenn das denn die Eheschließung ist.
Ein wenig zynisch schreibt und titelt die Autorin, die die Distanz zwischen den Liebenden genau vermisst und aus den Charakteren heraus begründet. In der letzten Novelle lässt sich leicht der Kriegsfotograf Robert Capa hinter der Romanfigur Tim Bara erkennen: Martha Gellhorn lernte 1936 Ernest Hemingway kennen, das Experiment ihrer Liebe aber scheiterte, die Ehe zerbrach. Ein Plädoyer für die Leidenschaft in vier Novellen, in bibliophiler Aufmachung. Sehr empfehlenswert, für Literaturkreise ein wahres Geschenk, für die stillen Stunden, in denen einen die Wahrheit besucht.

Christina Gastager-Repolust / biblio

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Murielle Rousseau-Grieshuber: À table!

: die wunderbaren Rezepte meiner französischen Familie / Murielle Rousseau-Grieshuber. Mit Ill. von Martin Vian und Fotos von Horst Hamann. Gestaltung Stefanie Roth. - Hildesheim : Gerstenberg, 2007. - 224 S. : Ill.
ISBN 978-3-8067-2959-7 kart. : ca. € 20,50

75 wunderbare Rezepte einer französischen Familie, klassisch und leicht nachzukochen, aber auch Erinnerungen an eine Kindheit im Paris der 1960er Jahre. (VL)

Seit einigen Jahren gibt es sie häufiger: Kochbücher, die mehr sind als Rezeptsammlungen. Kochbücher für Bücherliebhaber, die Geschichten über Land und Leute erzählen. Murielle Rousseaus-Grieshubers "À table!" gehört in diese Kategorie. Schon der Untertitel verrät es: "Die wunderbaren Rezepte meiner französischen Familie." Die Rezepte selbst sind leicht nachzukochen. Man muss kein Starkoch sein und auch die meisten Zutaten sind fast überall erhältlich. Alltagsküche im positiven Sinn, Gemüsesuppen, Eintöpfe und Klassiker der französischen Küche: natürlich ein Ratatouille-Rezept, Rezepte für Kartoffelgratin und Mousse au chocolat, Tarte und Crêpes, aber auch Bresse-Huhn und Trüffeleier.
Die Rezepte stammen großteils noch von der Großmutter. Das wunderschöne, hochmoderne Layout des Buches (Familienfotos, handschriftliche Notizen, Illustrationen) erinnert an alte Werbungen und Illustrierte. Die Autorin nennt das erste Kapitel auch "Der Duft meiner Kindheit". Eine kulinarische Reise in das Paris der 1960er Jahre. Für alle Bestände zu empfehlen!

Silvia Westreicher / biblio

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Hannes Gans: Geheimnisvolles Waldviertel

: Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes / Hannes Gans. Eva Wrazdil [Fot.]. - Graz : Stocker, 2007. - 215 S. : zahlr. Ill. (farb.) ; 27 cm ISBN 978-3-7020-1156-7 fest geb. : ca. € 29,90

Ein eindrucksvoller Band über eine besondere Gegend. (EH)

Das Waldviertel, abseits von den Touristenströmen und viele Jahre am Eisernen Vorhang gelegen, bietet gerade deshalb viele Besonderheiten: eine unberührte Landschaft, geheimnisvolle Orte, zahllose kleine und große Kostbarkeiten und so manche Kuriositäten. Insgesamt 66 solcher Schätze werden hier sachkundig und mit viel Liebe beschrieben sowie anhand zahlreicher Fotos vorgestellt, die ganz auf den Text abgestimmt sind: Naturschätze wie Moore, Wälder und Seen, künstlerische Highlights wie Stifte, Kirchen und Schlösser, Zeugen vergangenen Alltags wie altes Handwerk, Zeugen früherer Technik und besondere Museen, lebendige Gegenwart durch das Wirken zeitgenössischer Künstler, durch charaktervolle Festspiele und lebendiges Brauchtum sind hier versammelt.
Texte und Bilder lassen den dringenden Wunsch aufkommen, so schnell und so oft wie möglich, diesen zauberhaft-vielseitigen Landstrich zu erleben. Die knappen Informationen für den Touristen und Urlauber, die jedem Kapitel beigegeben sind, sind dazu eine gute Hilfe.

Hanns Sauter / biblio

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Maximilian Fürnsinn / Veronica-Maria Schwed:
Aus ganzem Herzen leben

: Gedanken zu Maria / Maximilian Fürnsinn ; Veronica-Maria Schwed. - Wien : Molden, 2007. - 120 S. : Ill. (farb.)
ISBN 978-3-85485-203-2 fest geb. : ca. € 14,90

Die bevorstehende Wallfahrt von Papst Benedikt XVI. vom 7. bis 9. September 2007 nach Mariazell nahmen Propst Maximilian Fürnsinn und Veronica-Maria Schwed zum Anlass für dieses Buch, das in 56 jeweils einseitigen Abschnitten Zugänge zu Maria eröffnet.
Es geht hier nicht um mariologische Fachfragen, sondern um Impulse und Gedanken, die Ausdrucksformen der Marienfrömmigkeit vergangener Jahrhunderte in einen heutigen Lebensbezug stellen. Nicht die Argumentation bestimmt das Wesen der Texte, sondern das suchende Nachspüren. Begleitet werden die Gedanken von Ausschnitten zumeist berühmter Mariendarstellungen - die in der Kunst verdichteten Erfahrungen von Transzendenz verstärken somit den meditativen Charakter des Bandes.
EB Alois Kothgasser betont in seinem Vorwort die Bedeutsamkeit einer „hoffenden Heilsperspektive“ für unsere Zeit - als solche kann dieser Band allen Bibliotheken empfohlen werden.

Reinhard Ehgartner / biblio

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