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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2013 / Oktober

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Silke Vry: Augen-Verwirr-Buch

: verrückte Künstlertricks / Silke Vry. - München [u.a.] : Prestel, 2013. – 64 S. : zahlr. Ill. ; 30 cm. - (Prestel junior)
ISBN 978-3-7913-7138-2     fest geb. : ca. € 20,60

„Dieses Buch soll verwirren.“ Eine ungewöhnliche Einleitung, ist es doch normalerweise das Anliegen von Sachbüchern, Dinge zu erklären. Die Kunsthistorikerin Silke Vry, von der bei Prestel unter anderem bereits das Buch „13 optische Tricks, die du kennen solltest“ erschienen ist, klärt zunächst einmal, welche Organe beim Sehen beteiligt sind – und dass auch der Titel des Buches eigentlich irreführend ist: Denn die Augen zeichnen Bilder nur auf, um sie ans Gehirn weiterzuleiten, für die Wahrnehmung (und damit auch für die Verwirrung…) ist dann das Gehirn zuständig. Auf großformatigen Doppelseiten werden Kunstwerke präsentiert, die für Irritation sorgen – und der historische Bogen dabei von antiken Wandmalereien bis zu mithilfe modernster Computertechnologie erstellten Fotomontagen gespannt. Jeweils in einer anderen Schrift gesetzt sind Anregungen, den Ansatz des vorgestellten Werkes selbst nachzuempfinden oder weiterzuspinnen: M.C. Eschers berühmte unendliche Treppe mit Legotürmen nachbauen, die Decke des Zimmers blau anmalen oder einen Löffel in Götterspeise versenken zum Beispiel. In den aufschlussreichen Begleittexten wird deutlich, dass die durch diese irritierenden Kunstwerke aufgeworfenen Fragen weit in den Bereich der Philosophie verweisen: Denn wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Kathrin Wexberg | STUBE 

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Jennifer Benkau: Himmelsfern

: Roman / Jennifer Benkau. - Bindlach : Script5, 2013. - 495 S.
ISBN 978-3-8390-0143-1      fest geb. : ca. € 19,50

Die Erzählung setzt mit einem Gedankenspiel ein: Was wäre, wenn man auch nur eine winzige Entscheidung seines Lebens anders getroffen hätte? Für die jugendliche Noa stellt sich diese Frage, nachdem sie ein U-Bahn-Unglück überlebt hat und sich in einer uralten Fehde zwischen zwei mysteriösen Gruppierungen wiederfindet. Was wäre, wenn sie damals nicht in die U-Bahn eingestiegen wäre? Sie hätte niemals Marlon kennen gelernt, der ihr Leben für immer verändern wird – der nicht nur ihre Gefühle, sondern auch ihr Weltbild auf den Kopf stellt. Denn Marlon kommt aus einer Familie von Raben, er gehört den Harpyien an – Menschen, die sich dauerhaft in Vögel verwandeln und auf der Flucht vor den sogenannten „Huntsmen“ sind.
Der Titel „Himmelsfern“ verweist auf mehrere zentrale Elemente des Textes: Einerseits sind damit natürlich jene phantastischen Wesen gemeint, die als Menschen auf der Erde weilen, ihre Zukunft aber als Vögel in den Lüften haben; andererseits ist auch das Milieu, in dem der Roman verortet ist, alles andere als himmlisch. Jennifer Benkau versetzt ihre Figuren in eine Stadt, von der man sagt, sie sei vergessen. Weite wüste Gebiete, gefährliche Straßen, verwilderte Schrebergärten. Der Text operiert mit scheinbaren Widersprüchen: Noas abgeklärte Sprache steht ihren romantischen Bekenntnissen zu Marlon gegenüber – und ihr Alltag rund um ihre Leidenschaft zum artistischen Tanz wird kontrastiert von der Sorge um Marlons baldige Verwandlung zum Raben … Ein originär deutschsprachiger, solider phantastischer Roman im urbanen Setting – LiebhaberInnen des Genres zu empfehlen.

Christina Ulm | STUBE

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Petros Markaris: Abrechnung

: ein Fall für Kostas Charitos ; Roman / Petros Markaris. Aus dem Neugriech. von Michaela Prinzinger. - Zürich : Diogenes-Verl., 2013. - 311 S.
ISBN 978-3-257-06873-3      fest geb. : ca. € 23,60

Griechischer Kommissar ermittelt im bankrotten Athen. (DR)

Neujahr 2014 (!) und nichts deutet auf ein erfolgreiches neues Jahr hin. Die griechische Wirtschaft liegt danieder, der Staat ist pleite, die Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds ist verhasst und das Volk schwankt zwischen Resignation und Bürgerkrieg. Vor diesem Hintergrund untersucht Kommissar Kostas Charitos einen Mord an einem Bauunternehmer, der bei der Errichtung von Sportstätten bei der Olympiade 2004 reich geworden ist. Sehr realistisch wird die Polizeiarbeit geschildert und langsam tastet sich der Kommissar voran, doch es geschehen weitere Morde. Dass der Staat sein Gehalt nicht mehr bezahlen kann und seine Familie sich sozial engagiert, macht ihm das Leben nicht leichter, doch er kommt der Lösung des Falls immer näher.
Der Roman ist der achte Charitos-Krimi und der dritte der Griechenland-Krisen-Trilogie, es ist aber keinerlei Vorwissen vonnöten und man kann ruhig mit der "Abrechnung" beginnen, ein Markaris-Fan zu werden. Ein Autor, der mit viel Lokalkolorit zeigt, dass manchmal die Bösen bestraft, die Guten deswegen aber nicht belohnt werden. Und dass die vorherrschende Farbe Grau ist. Im moralischen Sinn und als Zukunftsaussicht. - Empfehlenswert.

Michael Wildauer | biblio

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Daniela Meisel: Der Himmel anderswo

: Roman / Daniela Meisel. - Wien : Picus-Verl., 2013. - 222 S.
ISBN 978-3-85452-694-0      fest geb. : ca. € 21,90

Packender Gegenwartsroman über zwei entwurzelte junge Migranten auf ihrer Suche nach einem menschenwürdigen Leben. (DR)

Schon der programmatische Titel "Der Himmel anderswo" irritiert und lässt aufhorchen, wenn es im Eingangstext dann weiter heißt: "Der Himmel unerreichbar. Blau und fremd." Zwei junge Menschen, durch Schicksalsschläge und Kriegswirren gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, finden zueinander auf der Suche nach einem menschenwürdigen Platz im Leben. In zwei parallelen Erzählsträngen wird in den ungeraden Kapiteln von Irinas Leidensweg erzählt, der mit dem tödlichen Grubenunfall des Vaters beginnt, sich fortsetzt in der gewerbsmäßigen Bettelei unter der Obhut eines Onkels und in der Zwangsprostitution vorläufig endet. In den geraden Kapiteln erfährt man vom leidvollen Schicksal Milos, der mit der Mutter seine bosnische Heimat verlässt und schließlich verwaist ein trostloses Dasein fristet. Seine starke Sehnsucht nach der Natur lässt ihn hin und wieder auf einem Baum in der Großstadt schlafen, wo ihn Irina entdeckt und wodurch sie einander kennenlernen. In den letzten neun Kapiteln sind sie gemeinsam unterwegs. d.h. auf der Flucht. Tatsächlich gelingt es ihnen, ihren "Himmel anderswo" zu finden, nämlich in einer Sternwarte im hohen Norden.
Ein berührender, aufrüttelnder, kritischer Gegenwartsroman, der trotz allen geschilderten Elends von der starken Hoffnung an die heilenden Kräfte der Natur wie der Menschlichkeit getragen wird.

Jutta Kleedorfer | biblio

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Alex Capus: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

: Roman / Alex Capus. - München : Carl Hanser, 2013. - 281 S.
ISBN 978-3-446-24327-9      fest geb. : ca. € 20,50

Spannender Tatsachenroman über drei aufsehenerregende Lebenswege aus dem vorigen Jahrhundert. (DR)

Der 1961 in Frankreich geborene, seit seiner Kindheit aber im Schweizerischen Olten lebende Schriftsteller Alex Capus hat viel Ruhm eingeheimst mit seinem Erzählprinzip, welches historische und biografische Fakten mit literarischer Gestaltung kombiniert, wobei er auf den menschlichen Charakter und die jüngere europäische Geschichte besonderes Augenmerk legt. Der Fälscher in diesem grandiosen Roman ist Emile Gillieron jun., der wie sein Vater über ein geniales Zeichentalent verfügt. Mit ihrer schöpferischen Begabung gehen die beiden den berühmten Sensationsarchäologen Schliemann (in Troja und Mykene) und Arthur Evans (im kretischen Knossos) zur Hand. Dass an diesen Ausgrabungsorten nicht mit der heute üblichen wissenschaftlichen Akribie gearbeitet wurde, sondern auch ver- und gefälscht wurde, ist bekannt.  - Die Spionin ist eine junge Französin mit italienischen Wurzeln, die als halbseidene Sängerin in Bordeaux 1941 italienische U-Boot-Matrosen ausspioniert hat und dafür im Jänner 1943 in Italien zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. - Die interessanteste Biografie ist wohl die des Schweizer Physikers Felix Bloch, der als Nobelpreisträger 1952 und Erfinder der Magnetresonanztomographie einen großen Namen hat. Dass er aber im Zweiten Weltkrieg im geheimen Forschungscamp Los Alamos nahe Santa Fe mit Oppenheimer, Teller und anderen renommierten Physikern die erste Atombombe entwickelte, hat er zeitlebens eisern verschwiegen.
Das höchst empfehlenswerte Buch fasziniert durch seine präzise Recherche der Fakten und die ergänzende glaubwürdige Ausgestaltung der Charaktere, die nicht nur das Wesen dieser folgenreichen menschlichen Aktivitäten betreffen, sondern auch als grelle Streiflichter die Geschichte des abgelaufenen Jahrhunderts ausleuchten.

Maria Schmuckermair | biblio

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Karl-Markus Gauß: Das Erste, was ich sah

/ Karl-Markus Gauß. - Wien : Zsolnay, 2013. - 107 S.
ISBN 978-3-552-05638-1      fest geb. : ca. € 15,40

Eine Kindheit in einer kleinen Wohnung im Salzburg der 1950er-Jahre. Stimmen und Klänge sind die weitest zurückreichenden Erinnerungen, die der Mann später wird aufrufen können. Es ist eine unspektakuläre Außenwelt, in der das Kind zwischen Spiel, Abenteuer und Selbstbehauptung seine Tage verbringt. Doch da sind zugleich Stimmen, die aus anderen Orten und Zeiten zu stammen scheinen. Sie sprechen ein weiches Deutsch, wechseln hinüber zu Serbokroatisch und Ungarisch, sie erzählen von der Bukowina, sie verwenden Wörter wie Flüchtlingslager, Eiserner Vorhang oder sprechen von unten und meinen damit die alte Heimat.
Wenn Karl-Markus Gauß jeweils kleine Ausschnitte aus seiner Kindheit aufruft und ins Bild setzt, so führt er hinein in eine kleine Wohnung, in der die große Welt beunruhigend wie faszinierend ihre Füße in die Tür hält, denn hinter der behüteten Kindergegenwart schwebt eine bedrohliche Erwachsenenvergangenheit. Sie spricht aus Erinnerungen, sie spiegelt sich im verstummten Großvater und an den beschädigten und verstümmelten Menschen, denen man täglich auf der Straße begegnet. Der Geruch des Krieges und seiner Folgen mischt sich mit der in die Zukunft gerichteten Betriebsamkeit der 1950er-Jahre.
Es sind kleine Episoden der Erinnerung, die Karl-Markus Gauß in diesem Band vorlegt. Dass beim Lesen aus den kurzen Fäden unweigerlich ein dichtes Gewebe von Kindheit erwächst, liegt in der Kunst des Autors, Motive und Themen anzuschlagen, die sich vielseitig verdichten und vernetzen. - Ein Buch, das die bleibende Gegenwart der Erinnerung vor Augen führt und zugleich verständlich macht, dass der Autor in späteren Jahren diesen Stimmen und Klängen der Kindheit in seinen Reisen und seinem Schreiben geradezu nachgehen musste.

Reinhard Ehgartner | biblio

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Barbara Knab: So kommt Ihr Kind gut durch die Schule

 : 30 Tipps für Eltern / Barbara Knab. - Freiburg : Kreuz-Verl., 2013. - 191 S.
ISBN 978-3-451-61159-9      kart. : ca. € 15,40

Die Verunsicherung ist vielfach groß, wie die Schule heutzutage zu bewältigen ist. Wie können Schule und Kinder zueinander passen? Was sollte man beachten? (PN)

Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit in der Schule, Eltern wiederum verbringen viel Zeit damit, zu überlegen, welche Schule die richtige für den Nachwuchs ist und wie Probleme gelöst oder vermieden werden können. Eine Zeit lang ist die Schule das Wichtigste für die Kinder und deren Eltern, doch einfach ist es damit nicht immer. Die Psychologin gibt hier in 30 Kapiteln recht aufschlussreiche Tipps und Erklärungen, wie das mit dem Lernen, dem Schlafbedürfnis oder auch mit seelischer und körperlicher Gesundheit so ist. Einerseits ist ein 7-jähriges Kind nicht mit einem 14-Jährigen zu vergleichen, andererseits sind gewisse biologische Grundlagen wie Schlaftypen, neurologische Bedingungen für das Lernen, Ablenkungsbereitschaft durch die Medienumgebung oder schlicht die Lichtsituation am Arbeitsplatz entscheidende Faktoren für den Lernerfolg.
Die Tipps sind vielfältig und erklären Lernstrategien ebenso wie die Bedeutung von Bewegung und Familienrhythmen. Der Ratgeber erklärt umfassend sämtliche Bedingungen und wissenschaftliche Erkenntnisse rund um das Lernen. Ich wünsche viel Erfolg bei der Umsetzung und empfehle den Ratgeber für geplagte Eltern genauso wie für alle Bibliotheken!

Angela Zemanek-Hackl | biblio

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Christoph Schönborn: Die Lebensschule Jesu

: Anstöße zur Jüngerschaft / Christoph Kardinal Schönborn. Hrsg. von Hubert Philipp Weber. - Freiburg i. Br. : Herder, 2013. - 176 S.
ISBN 978-3-451-30690-7      fest geb. : ca. € 17,50

Impulse zum Nachdenken und Lernanregungen für ein Leben in der Nachfolge von Jesus Christus. (PR)

Mit klar strukturierten und anschaulich dargelegten Katechesen ermutigt Kardinal Schönborn die LeserInnen auf Augenhöhe zur konstruktiven Auseinandersetzung, zur persönlichen Identifikation mit der Lehre Jesu und zur konsequenten Nachfolge. Durch Nachvollziehen und Mitleben der ursprünglichen Botschaft Jesu sollen aus Lernenden Lehrende werden, die glaubhaft und authentisch die Lehre Jesu selbst leben und somit auch als Zeugen auftreten können. Dieser Weg des Lernens steht für Kardinal Schönborn allen offen, den einfachen Menschen, die als Getaufte ihren Glauben oft nicht durch viele Worte, sondern durch ihr Tun, durch ihr Leben bekennen, und den Intellektuellen, die durch das Studium, das Forschen und das Arbeiten mit den großen Meistern der Theologie manchmal Stimme der einfachen Glaubenden sein können und sollen. Jedensfalls bleibt es Aufgabe aller Lehrenden, in der Schule der lebendigen Lehre Jesu zu bleiben und immer weiter zu lernen, was es heißt, ihm nachzufolgen.
Dabei mutet Schönborn den "Pilgern auf dem Weg der Wahrheit" zu, sich mit dem Grundwissen der Katholischen Lehre vertraut zu machen, denn nur, was man kennt, was man versteht, wovon man ergriffen ist, kann man auch weitergeben und lehren. Immer wieder ist in den Texten der Zuspruch Schönborns spürbar, dass die Verheißung Jesu "Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20) gilt und dass dies Grundlage und Motivation sein kann, um das Wort des Evangeliums kraftvoll und klar zu bekennen und zu leben.

Birgit Leitner | biblio

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