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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2011 / November

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Marjaleena Lembcke / Stefanie Harjes: Eine Blattlaus wandert aus

 / Marjaleena Lembcke [Text]. Stefanie Harjes [Bilder]. - Berlin : Tulipan-Verl., 2011. - [15] Bl. : überw. Ill. (farb.) ; 27 x 27 cm
ISBN 978-3-939944-72-0      fest geb. : ca. € 15,40

Camilla Rosa Kapriziosa ist gemäß ihrem Namen die Diva unter den Blattläusen. Nicht nur durch ihre schicken Roben, sondern auch durch ihre geistige Überlegenheit (schließlich liest sie Sartre!) hebt sie sich von den anderen plumpen Blattläusen ihrer Wiese ab. Sie sehnt sich nach mentaler und räumlicher Entfaltung und migriert deshalb mittels Blumenstrauß einer Opernsängerin über den Atlantik.
Auf die neue Welt und die Relation zwischen kleiner Welt und großer Welt verweisen verschiedenste Papiersorten, die Stefanie Harjes als Untergrund für ihre Illustrationen nutzt: Briefmarken, Landkarten oder Schnittmuster spielen auf Größe und Entfernung an und einzelne Linien verwandeln sich mittels gekonnt gesetzter Beschriftungen von der Blattader zum Hudson River. Die Illustratorin spielt dieserart auch mit den Größenverhältnissen, zoomt mal ganz nah auf das Gesicht der exzentrischen Blattläusin mal ganz weit weg in die Ankunftshalle in New York. Dort verbleibt Camilla aber nicht lange – Marjaleena Lembcke lässt den weit gereisten Blumenstrauß und damit auch das Krabbeltier auf einer Müllhalde stranden…
Amerika als Hoffnungsträger wird der Blattlaus verständlicherweise schnell zu viel und so tauscht sie am Ende bekehrt und bescheiden kalifornischen Mohn gegen heimischen Klee. Reiselust und Blütenpracht verweben sich hier so nahtlos wie die erzählerischen Talente der beiden Bilderbuchkünstlerinnen.

Christina Ulm | STUBE 

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Andy Mulligan: Trash

/ Andy Mulligan. Aus dem Engl. von Uwe-Michael Gutzschhahn. - Dt. Erstausg. - Reinbek : Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 2011. -250 S. - (Rororo ; 21598 : Rororo Rotfuchs)
ISBN 978-3-499-21598-8    kart. : ca. € 9,30

Als Wahrzeichen der philippinischen Stadt Manila galt lange der sogenannte „Smokey Mountain“ – ein rund 50 Meter hoher Berg aus 2 Millionen Tonnen Müll, Lebensgrundlage von 30.000 Menschen. Andy Mulligan, der selbst in Manila lebt, hat diese dicht besiedelten Elendsviertel als Schauplatz  für einen ganz und gar unkonventionellen Roman gewählt. Denn entgegen einer ersten Vermutung siedelt er dort keine tragische Milieustudie an, sondern einen spannenden Krimi, der erst nach und nach seine Sozialkritik preisgibt.
Raphael, Gardo und Ratte bezeichnen sich selbst als Mülljungen – sie stöbern jeden Tag barfuß in dem, was andere wegwerfen oder ausscheiden („stuppa, das ist – Entschuldigung, wenn es provozierend klingt – unser Wort für menschliche Scheiße“), in der Hoffnung auf ein paar verkaufbare Materialien. Eines Tages machen sie jedoch einen ganz anderen Fund: Eine Brieftasche gefüllt mit einem Schlüssel, der sie zu einem Schließfach führt, das einen mysteriösen Code birgt…
Reihum erzählen die Jungen einfach, aber schlagfertig von den dadurch ausgelösten, abenteuerlichen Ereignissen: Von der Polizei, die ihnen auf den Fersen ist, einem korrupten Vizepräsidenten und dessen gestohlenen 6 Millionen Dollar, die gefunden werden wollen. Der Autor lässt neben den Mülljungen verschiedenste andere Personen zu Wort kommen, um ihren Beitrag an den Geschehnissen zu protokollieren. So begleiten einen etwa der Leiter der Missionsschule an der Müllhalde oder die Hausangestellte des Vizepräsidenten zum spannenden Showdown, der abermals ungewöhnlich verortet auf dem Friedhof Manilas stattfindet. Inmitten der Feierlichkeiten zu Allerseelen, Kerzen, Souvenirläden und lachender, trinkender Menschen, die der Toten gedenken, findet die Suche der Jungen ein Ende. Und die daraus resultierende Frage „Was macht man mit 6 Millionen Dollar Bargeld?“ eine Antwort: Man wirft sie auf den Müll – und lässt sie finden…
Ohne Aufhebens und Schwere wird hier von der ungerechten politischen Bereicherung an den Ärmsten dieser Welt erzählt. Und davon, wie sich diese zwar nicht unbedingt alltäglich, aber hoffnungsstiftend wehren.

Christina Ulm | STUBE

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Richard Wagner: Belüge mich

: Roman / Richard Wagner. - Berlin : Aufbau-Verl., 2011. - 312 S.
ISBN 978-3-351-03336-1      fest geb. : ca. € 23,60

Vergangenheitsbewältigung in Rumänien: Was bleibt, sind tragische Opfer, Täter, die jedes Regime überdauern, und die Sehnsucht nach dem Bukarest der angeblich goldenen 1930er Jahre. (DR)

Der Autor Richard Wagner lebt seit den 1980er Jahren in Deutschland. Auf ihm lastet die Erinnerung an Rumänien, der Umgang mit Unrecht und das Trauma politischer Verbrechen, genau wie auf den Hauptpersonen des Romans: Sandra Horn verließ Rumänien als 14-Jährige, noch vor der Wende. Von der Münchner Chefredaktion eines trendig-schicken Frauenmagazins wird sie zum Aufbau eines rumänischen Ablegers der Zeitschrift nach Bukarest geschickt. So entflieht sie der Beziehung zu Remus Schumann. Ihr Lebensgefährte, dessen Vater in den goldenen 1930er Jahren Tangomusiker in Bukarest war, betrog sie mit einer Redaktionskollegin - doch schon am Tag ihrer Ankunft in Rumänien gerät sie in die nächste Dreiecksbeziehung. Ihr Jugendfreund und neuer Liebhaber Marcel Tuma, ein einflussreicher (und schmieriger) Wirtschaftsanwalt, ist mit ihrer ehemals besten Freundin und jetzigen Kollegin Vicky verheiratet. Aber nicht nur die Gegenwart ist kompliziert: In den Jahren des Faschismus, später auch in den Stalinjahren und unter Ceausescu standen sich die Großväter und Väter von Sandra, Marcel und Remus in wechselnden Konstellationen als Geheimpolizisten, Opfer und eingeschüchterte Zeugen gegenüber; zwischen ihnen stand die Liebe zu einer legendären Tango-Tänzerin, Lauretta Luca, nach der die neue Zeitschrift benannt werden soll. Ihrem Nimbus kann sich auch sieben Jahrzehnte nach ihrem mysteriösen Gifttod im Jahr 1938 niemand entziehen. Marcels Vater, Sandra und Vicky versuchen sich an Laurettas Biografie, bis ein neues Verbrechen die Clique entzweit. "Also entweder geht es um die Geschichte, oder es geht um die Wahrheit." (S. 127)
Journalismus und Tango sind die beiden Bezugspunkte der rasanten Handlung. Im Stil erinnert der flüssig geschriebene Roman, dessen Kapitel Texte aus Tangoliedern einleiten, an Reportagen in einer Hochglanzzeitschrift. Der Autor klagt nicht wutschreiend über die gesellschaftlichen Zustände Rumäniens. Der Kontrast zwischen der Leichtigkeit seiner Worte und der Tragik der Geschehnisse schilt die brutale Skrupellosigkeit von drei Generationen.

Wolfgang Moser | biblio

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Håkan Nesser: Die Einsamen

: Roman; [ein Fall für Inspektor Barbarotti] / Håkan Nesser. Aus dem Schwed. von Christel Hildebrandt. - München : btb, 2011. - 604 S.
ISBN 978-3-442-75313-0      fest geb. : ca. € 20,60

Geheimnisse einer Busreise sickern todbringend nach oben. (DR)

Der Roman folgt dem klassischen Muster: Sechs Verdächtige werden nach dem Ausschlussverfahren vernommen und beobachtet. Wer hatte ein Motiv? Vor 35 Jahren stürzte eine junge Studentin aus Uppsala in den Tod: Mord oder Unfall? Was waren ihre letzten Worte, die alle Beteiligten gehört haben wollen und die doch kein eindeutiges Hörbild ergeben? Für Ermittler Inspektor Barbarotti läuft in diesem Fall auch sein eigenes Leben ein bisschen aus dem Ruder. Was, wenn nichts mehr so ist, wie es war?
Der Einstieg in die Geschichte ist ein Psychogramm vom Feinsten, dessen Bedeutung Seite um Seite klarer wird: Ein Kind hat den Tod von drei Menschen auf dem Gewissen und wird seine Schuld immer wieder neu beschwören wollen. Stille Charaktere, gestern noch wild und experimentierfreudig, heute in wohl designten Häusern wohnend, mit dem Krebs im Pfarrhof kämpfend - bizarr und dabei so gut zu verstehen. Sehr zu empfehlen.

Christina Repolust | biblio

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Klemens Renoldner: Lilys Ungeduld

: Roman / Klemens Renoldner. - Wien : Folio-Verl., 2011. - 267 S. - (TransferBibliothek ; CVIII)
ISBN 978-3-85256-577-4      fest geb. : ca. € 22,90

Reaktionen der Familienangehörigen auf den Freitod eines geliebten Menschen. (DR)

Klemens Renoldner stellt den Selbstmord der 24-jährigen Lily ins Zentrum seines Romanerstlings. Er zeigt anhand des verwitweten Vaters und der älteren Schwester Veronika, welche Auswirkungen der Freitod eines Menschen auf die engsten Angehörigen haben kann.
Über 62 kurze Kapitel hinweg führt der Autor die Innenwelten von Vater Sebastian und Schwester Veronika parallel. Ihre einzige Verbindung sind der Verlust von Lily, der unüberwindbar scheinende Schmerz über ihren Tod und die Schuldgefühle, die damit einhergehen. Der Roman setzt mit dem prekären Zustand des Vaters ein. Wir treffen ihn als einen gebrochenen Mann, der sein erfolgreiches Berufsleben als Architekt ebenso aufgibt wie seine sozialen Kontakte. Die triste Welt des einsam im Oberengadin lebenden Vaters wird mit Episoden aus Veronikas Leben verschnitten, die als Alleinerzieherin von zwei Kindern und Kinderärztin in Berlin lebt und nun, zwölf Jahre nach Lilys Tod, auf seine Einladung hin den Vater besucht. Lily wird so zur eigentlichen Hauptfigur des Romans, die über Erinnerungen und Erzählungen, über Träume, Fotos, Bilder und Briefe vermittelt wird.
Der Roman "Lilys Ungeduld" ist souverän geschrieben, klug strukturiert und dank subtiler atmosphärischer Beschreibungen kurzweilig. Spannende und lehrreiche Lektüre ist garantiert.

Karl Vogd | biblio

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Christine Haiden / Petra Rainer: Sonderpaare

 : Gespräche über das Leben zu zweit / Christine Haiden. Petra Rainer. - St. Pölten : Residenz-Verl., 2011. - 159 S. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-7017-3236-4      fest geb. : ca. € 29,90

Es ist, was es ist - Liebe in Wort und Bild. (BO)

Das Titelbild gestaltet Zweisamkeit mit einem Augenzwinkern, etwa in der Zugewandtheit zweier Tassen mit Blümchenmuster, im Nebeneinander zweier Fußpaare, also vierer Füße: Mann und Frau stehen hier mitten im Leben. Mehr als zwanzig Paare, Lebens- und damit wohl auch immer Sonderpaare haben die Autorin Christine Haiden und die Fotografin Petra Rainer besucht, ich beneide die beiden um jeden einzelnen Besuch.
Hier wurden nicht nur Türen geöffnet, Aufnahmegeräte eingeschaltet und die Kameras in Position gebracht, hier hat die respektvolle Neugierde Regie geführt, Behutsamkeit den Rhythmus vorgegeben und das Schweigen sich sogar im Bild verankern können. Die ersten beiden Porträtierten waren einige Zeit auf der Suche "nach einem gemeinsamen Ort"; die beiden Künstler sind mittlerweile nicht nur durch ihre Tochter miteinander fest verbunden, ihre Fernbeziehung lebt auch von ihren Phantasien des gemeinsamen Zusammenlebens, vielleicht in Kalifornien? Notburga und Sebastian Gschwandtl haben ihren Ort schon lange gefunden, vor 63 Jahren haben sie sich kennen gelernt, seither leben sie in Großarl: 10 Kinder, 38 Enkel und bislang 20 Urenkel, dazwischen ein ganzes Leben miteinander.
Christine Haiden, Chefredakteurin der Frauenzeitschrift "Welt der Frau", fordert in ihren Interview-Fragen ihre Gegenüber heraus: So stellt sie den Gschwandtls die Frage nach dem gemeinsamen "Einmal-Weg-Sein", nach Urlaub und auch nach dem Sterben, während sie von der Dramatikerin Silke Hassler und dem Schriftsteller Peter Turrini mehr über deren Treffen im Alltag bei getrennten Wohnsitzen wissen will. Petra Rainers sensationelles Gespür für das wesentliche Detail und Christine Haidens Treffsicherheit für die richtigen Fragen machen dieses Duo zu seinem Wunder-Paar.

Christina Repolust | biblio

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Arche Noah Kochbuch der geretteten Obst- und Gemüsesorten

 / Beate Koller ; Stefan Liewehr ; Johann Reisinger. - Wien : Brandstätter, 2011. - 203 S. : zahlr. Ill. (farb.) ; 26,5 cm
ISBN 978-3-85033-398-6      fest geb. : ca. € 34,95

Einfache, nachvollziehbare Rezepte mit alten, fast vergessenen Pflanzenarten sowie Anbautipps von den Biogärtnern der "Arche Noah". (VL)

Der Verein der "Arche Noah" setzt sich seit Jahren für die Erhaltung alter Kulturpflanzen sowie für deren Verbreitung und Weiterentwicklung ein. Wir müssen nicht immer die gleichen geschmacklosen Obst- und Gemüsesorten essen, sondern können unseren Speiseplan mit fast vergessenen Kulturpflanzen bereichern und (zeitweise) vegetarisch gesund leben. Denn heute zählt nicht nur "Bio" alleine - heute zählt auch der Erhalt der Sortenvielfalt. Und es gilt, diese Vielfalt ins Bewusstsein der Verbraucher zu bringen, damit sie wieder ein Teil unserer Alltagsküche werden kann.
Beate Koller hat gemeinsam mit dem internationalen Spitzenkoch Johann Reisinger Rezepte und Wissenswertes zu Anbau und Verarbeitung von teilweise exotisch anmutenden Sorten zusammengetragen. Präsentiert wird dieses Buch der Superlative als ein übersichtlich und farbenfroh gestaltetes Kochbuch mit Fotografien von Stefan Liewehr.
Wenn Sie also neugierig sind, welche Obst- und Gemüsesorten in unserer Region noch wachsen können und vielleicht vor -zig Jahren ganz gängige Nahrungsmittel waren, dann schlagen Sie dieses Buch auf und vertiefen Sie sich in die kulinarischen Erzählungen, Informationen und Texte zu den einzelnen Rezepten. Sie erfahren auch, wie Sie "alte" Sorten in Ihrem Küchengarten oder auf dem Balkon anpflanzen und woher Sie die Pflanzen beziehen können. Die ganz besonderen Zutaten zu den einzelnen Rezepten erhalten Sie übrigens am ehesten in einem guten Hofladen oder am Bauernmarkt. Im Supermarktregal werden Sie derzeit (wahrscheinlich) noch vergeblich danach suchen.
So gesehen, könnte man behaupten: Viel "Altes" ist uns heute völlig neu! Aber es lohnt sich, den Weg in die richtige Richtung einzuschlagen und das "Alte" auszuprobieren. Wohl bekomm's.

Susanna Schrampf | biblio

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Helmut Krätzl: Mein Leben für eine Kirche, die den Menschen dient

/ Helmut Krätzl. Unter Mitarb. von Josef Bruckmoser. - Innsbruck : Tyrolia, 2011. - A12, B12, 206 S. : Ill.
ISBN 978-3-7022-3137-8      fest geb. : ca. € 24,95

Vom Auf und Ab eines Lebens mit der Kirche. (PR)

Weihbischof Krätzl nimmt seinen 80. Geburtstag zum Anlass, zurückzuschauen auf sein bewegtes Leben mit der Kirche, der er als Priester (seit 1954) und als Bischof (seit 1977) auf besondere Weise verpflichtet ist. Wenn ein Bischof Lebensbilanz zieht, erwarten sich viele bisher unbekannte Details aus seiner Lebensgeschichte, Informationen aus dem internen kirchlichen Bereich, sogar eine "Abrechnung" mit Bischofskollegen oder der römischen Kurie. Wer dieses Buch liest, erfährt viel aus dem Leben Helmut Krätzls, von seinem Weg als Priester und Bischof, seinem Leben für Bildung, Bibel und Ökumene, seinem Leben für die Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils, zu dessen wenigen Zeitzeugen er heute gehört, und seiner Sorge um die Kirche, wie sie sich heute vielfach darstellt. Den Ausdruck dieser Sorge um die Kirche und zugleich Zeugnis einer tiefen Liebe zu ihr belegen zahlreiche Publikationen aus seiner Feder. In diesem Buch werden sie u. a. greifbar durch sein Schreiben an Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1987, in dem er kirchenpolitische Fehler und deren Folgen nennt, sowie durch sein stetes Aufzeigen kirchlichen Reformbedarfs in Vorträgen, Gesprächen, Stellungnahmen, auf die er eingeht. Dies geschieht mit dem Blick aufs Wesentliche, jenseits von oberflächlicher Eintagsthematik, Populismus oder einem falschen Angleichen an "die Welt".
Helmut Krätzl wäre aber nicht Helmut Krätzl, würde er nicht nach gangbaren Möglichkeiten suchen, Probleme zu lösen, würde er nicht versuchen, Brücken zu bauen und nach Zeichen der Zeit, die für die Kirche Wegweiser in die Zukunft sein können, Ausschau zu halten und diese aufzuzeigen. Grundlegend ist ihm dabei das Verständnis des Zweiten Vatikanums von der Kirche als einer dienenden Kirche, deren Dienst an den Menschen und der Gesellschaft darin besteht, zu ermutigen, sich auf einen Gott einzulassen, der in Jesus Mensch geworden ist, um den Menschen zu dienen, um mit ihnen zu gehen, sie zu stärken und ihnen Lebensperspektiven zu öffnen, wo sie keine sehen. Beispiele dazu nennt er in einigen Interviews, die das Buch beschließen.
Sie zeigen einerseits einen Bischof, der im Heute steht, der auf die Menschen zugeht und sie ernst nimmt. Sie drücken aber auch seine Hoffnung aus, dass die Kirche - entgegen anderer Tendenzen - den Weg mit den Menschen konsequent weitergeht, weil es auch der Weg Gottes und damit ihr Auftrag als Kirche ist. Was Helmut Krätzl hier wohl im Blick auf sich selbst schreibt, können alle Christen auf sich anwenden: "[...] wo Gemeinschaft im Geiste Gottes wächst, dort wird Kirche schon zu einem Durchblick auf das Reich Gottes hin, dort ist es schon hier und jetzt angebrochen. Das kann durch mich und meine Gebrechlichkeit verhindert werden, aber gerade auch durch mich gelingen… Ich bilde mir ein, dass ich noch die Aufgabe habe, zu helfen, dass die Kirche schon hier "mehr" wird, als sie zurzeit ist." (S. 203)
Danke, Bischof Helmut, für diese Anregung und herzliche Gratulation dem "Bibelbischof" zum Erreichen des biblischen Alters!

Hanns Sauter | biblio

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