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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2010 / März

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Michael Roher: Fridolin Franse frisiert

/ Michael Roher. - Wien : Picus-Verl., 2010. - [14] Bl. : überw. Ill. (farb.) ; 26,5 cm
ISBN 978-3-85452-152-5      fest geb. : ca. € 16,90

2009 hat Michael Roher in der Kategorie Illustration den Dixi- Kinderliteraturpreis gewonnen. Nun sind zeitgleich seine beiden ersten Bilderbücher erschienen: „Fridolin Franse frisiert“ (Text: Michael Roher, Verlag Picus) und „An Herrn Günther mit besten Gruß!“ (Text: Elisabeth Steinkellner, Verlag Jungbrunnen).
Der erste Blick auf den Text eröffnet mit nur wenig Worten die Welt des Friseurberufes, auf der Bildebene jedoch kann man sich auf eine lange Entdeckungsreise begeben. Zu Beginn betritt eine Frau die Frisier-Stube Fridolins und wünscht sich eine Fantasie-Frisur. In zehn Schritten vom Kämmen über das Waschen, Shampoonieren, Spülen, Schneiden, Färben, Einwirken lassen, Auswaschen, Eindrehen bis hin zum Föhnen, erleben wir auf jeder Doppelseite in detailreichen Tusche- und Collage-Bildern, was Michael Roher mit den wenigen Worten assoziiert. Diese Bilder sind in die endlos scheinenden Haare der Frau verflochten, die vom ersten Schritt der Haarumwandlung bis zur letzten Seite reichen.
Auf dieser Expedition finden sich auch Elemente der zeitgenössischen Kunst wie die schmelzenden Uhren von Salvador Dalí oder ein Hinweis auf Hundertwasser wieder. Auch Michael Rohers Betätigung im Feld der Zirkuspädagogik hinterlässt Spuren. So verbindet er mit dem Wort Eindrehen zum Beispiel ein Karussell, Zuckerwatte oder Trapezkünstler und dass der bunte Friseur Fridolin, der uns durch das zum größten Teil schwarz-weiß gehaltene Buch führt, einem Clown ähnelt, ist mit Sicherheit kein Zufall. Viel Spaß beim Fantasieren in der Frisier-Stube Fridolin Franse.

Juliane Zach | STUBE 

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Sally Nicholls: Zeit der Geheimnisse

/ Sally Nicholls. Aus dem Engl. von Birgitt Kollmann. - München : Hanser, 2010. - 200 S.
ISBN 978-3-446-23476-5      kart. : ca. € 15,40

Mollys Mutter ist tot. Als ihr Vater seine eigene Trauer und die übermäßige Belastung durch seine unregelmäßigen Arbeitszeiten als Journalist nicht mit der Verantwortung der Erziehung seiner beiden Töchter vereinbaren kann, schickt er sie zu den Großeltern aufs Land. Ausgehend von dieser Grundsituation erzählt Sally Nicholls in ihrem zweiten Roman aus der Perspektive der 10-jährigen Molly eine Geschichte von Trauerarbeit und dem konfliktbehafteten Miteinander der Hinterbliebenen. Denn sowohl zwischen Molly und ihrer älteren Schwester Hannah, den beiden Mädchen und ihren Großeltern und zuletzt auch dem überforderten Vater und seinen Töchtern gibt es ständig schwelende Spannungen. Diese entladen sich ein erstes Mal, als Molly und Hannah von ihrem neuen Zuhause davonlaufen und Molly im Wald die unheimliche Verfolgung eines flüchtenden Mannes miterlebt. Zu diesem namenlos bleibenden Mann entspinnt sich in der Folge ein besonderes Naheverhältnis, das Molly jedoch gleichzeitig noch stärker in eine Außenseiterposition drängt. Denn außer ihr kann niemand den mysteriösen Mann sehen, der Bäume und Blumen um sich herum entstehen lassen kann…
Nicholls verwendet nach „Wie man unsterblich wird“ in ihrem zweiten Roman zum Thema Tod die Metaphorik des ständigen Kreislaufs der Jahreszeiten, um das Entstehen und Vergehen des Lebens für die Protagonisten und ihre unabgeschlossene Trauerarbeit verständlich zu machen. Ein temporeicher Roman, der ständig mit der Wahrnehmung seiner Figuren und deren Einschätzung durch die LeserInnen spielt und dabei den verschiedentlichen Umgang mit dem Tod innerhalb einer Familie eingehend thematisiert.

Lukas Bärwald | STUBE

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Polina Daschkowa: In ewiger Nacht

: Roman / Polina Daschkowa. Aus dem Russ. von Ganna-Maria Braungardt. - Berlin : Aufbau-Verl., 2010. - 452 S.
ISBN 978-3-351-03271-5      fest geb. : ca. € 20,60

Olga, eine idealistische Psychiaterin mit kriminalistischem Spürsinn, ermittelt gegen ein krankhaftes Genie. (DR)

Olga Filippowa, die Ärztin, und Solowjow, der Kommissar: Ein geniales Ermittlerpaar und ein unglückliches ehemaliges Liebespaar, das seinen entscheidenden Moment verpasst hat. Doch den LeserInnen bleibt im vorliegenden Roman kaum Zeit, mit den beiden zu trauern, schließlich wird im Abbruchhaus neben Olgas Wohnung gerade ein 2-jähriges Mädchen sexuell missbraucht, dessen Mutter drogenabhängig "ein Auge zudrückt." Das ist harter Stoff, den die Autorin den West-LeserInnen auflegt. Da werden Kinder an Perverse verkauft, da ringen 40-jährige Frauen mit der Vergänglichkeit und liefern im Ehrgeiz ihre Töchter korrupten Lüstlingen aus. Ein Lehrer ist es, der seine 15-jährige Schülerin Shenja vor Prostitution und ihrer Karriere als Porno-Darstellerin retten will. Über all diesem Grauen wacht der geniale Böse: intelligent, missionarisch, verrückt.
Polina Daschkowa erfindet hier nichts, schreibt die Wirklichkeit ab und drapiert die Schauerlichkeiten um drei integere Personen. Sie nimmt den LeserInnen die Hoffnung, dass am Ende, mit der Aufklärung des Falles, alles gut sei, und dafür verdient sie Auszeichnungen und zahlreiche LeserInnen.

Christina Repolust | biblio
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David Nicholls: Zwei an einem Tag

: Roman / David Nicholls. Aus dem Engl. von Simone Jakob. - 7. Aufl. - Zürich : Kein und Aber, 2009. - 541 S.
ISBN 978-3-0369-5542-1      fest geb. : ca. € 23,50

Ein Tag, eine Nacht kann das ganze weitere Leben verändern. (DR)

An einem St. Swithins Day, jenem Tag der nach einer alten Bauernregel das Wetter der nächsten 40 Tage bestimmen soll, nimmt die Geschichte von Em und Dex ihren Anfang. Und es scheint, als habe dieser 15. Juli 1988, der Tag ihrer Graduierung, eine ähnliche wegweisende Funktion im Leben der beiden Protagonisten. Sie, hübsch, klug, mit zu wenig Selbstvertrauen. Er, verboten gut aussehend, überheblich, ein Frauenheld. Nach der Abschlussfeier haben sie gemeinsam die Nacht durchgemacht und von der Zukunft sinniert: Em und Dex, zwei, die sich gerade kennengelernt haben, sich mögen, aber schon am nächsten Tag getrennte Wege gehen müssen. Beide Anfang zwanzig, voller Pläne, aber auch unsicher, was das Leben für sie bereithalten wird, wohin sie führen wird, die Zukunft. David Nicholls nimmt den 15. Juli der folgenden 20 Jahre in den Blick, schildert, wie es diesen "zwei an einem Tag" ergeht, ihre Lebensentwürfe, ihr Zweifeln, ihr Scheitern. Ein gelungenes Erzählprinzip, das fesselt und für Spannung sorgt.
Em und Dex. Dex und Em. Zwei, die beständig umeinander kreisen, immer wieder zueinander finden. Zwei, die füreinander bestimmt sind, sich immer wieder verpassen, Angst haben, sich und einander ihre Gefühle einzugestehen. Zu groß sind der Stolz, die Ungewissheit, die Angst vor der Reaktion des anderen. Zu viel steht auf dem Spiel - ihre Freundschaft wollen sie nicht verlieren. Wie an diese eine Nacht, diesen - ihren - Moment anknüpfen, in dem alles möglich schien?
Wenn Nicholls erzählt, hat man das Gefühl, er säße einem anregend plaudernd gegenüber und male einem liebevoll Szene für Szene aus. Man merkt, dass er Erfahrung als Drehbuchautor hat: Es sind Episoden voller Leben, voller Atmosphäre, die Nicholls mit viel Witz und Verve beschreibt und zu einem packenden Roman zusammenführt. Eine wunderbare Liebesgeschichte, traurig und schön, leichtfüßig geschrieben, ohne oberflächlich zu sein, gewürzt mit köstlichen Dialogen voller Humor und Sarkasmus und slapstickartigen Szenen. Ein unterhaltsamer Roman, der es ins Regal der Lieblingsbücher geschafft hat. Sehr zu empfehlen.

Cornelia Gstöttinger | biblio
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Matthias Politycki: Jenseitsnovelle

/ Matthias Politycki. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2009. - 125 S.
ISBN 978-3-455-40194-3      fest geb. : ca. € 16,40

Ein Mann, eine Frau, eine jahrzehntelange Ehe: Der plötzliche Tod der Frau macht es unmöglich, Unausgesprochenes zu klären. (DR)

Prof. Schepp, Anfang sechzig, betritt eines Morgens sein Arbeitszimmer und findet seine tote Frau Doro. Gerade als er sich anschickt, sie zu küssen, erkennt er, dass sie wohl schon vor Stunden gestorben ist. Schepp ist fassungslos, bekommt Panik. Warum saß Doro am Schreibtisch, was um Gottes Willen kritzelte sie auf ein altes Manuskript des Professors? Schepp bettet Doro auf eine Liege, verständigt weder Arzt noch Kinder und fängt an zu lesen. Und hier beginnt nun Schepps wahrer Albtraum. Doro wusste von seinen heimlichen Liebeleien, sie hat ihre Kommentare dazu niedergeschrieben. Schepp hat keine Möglichkeit mehr, Doros Sicht der Dinge zu korrigieren, zu sagen: "Aber so war es doch nicht …" Der Professor lässt seine Ehe Revue passieren, erzählt von der stillen, eigensinnigen Doro und ihren Vorlieben.
Matthias Politycki versteht es gut, Schepps Entsetzen greifbar zu machen. Schepp ist ein schwacher Mensch, sein schlechtes Gewissen, seine späte Reue, seine Rechtfertigungen machen ihn nicht sympathisch, die Sympathien liegen eher bei Doro. Doro, der Sanften, der Expertin für das I-Ging, der duldsamen Ehefrau. Doch dann eine unerwartete Wendung und dem Leser stellt sich die Frage: War Doro nicht die, für die Schepp sie hielt? Ist Schepp der eigentlich Betrogene?
Traum oder Albtraum - diese Frage gibt der Autor dem Leser mit auf den Weg. Ein beklemmendes, düsteres Buch - die minutiösen Beschreibungen des Umgangs mit der Toten, die unumstößliche Gewissheit, dass der Tod keine nachträglichen Erklärungen zulässt, stimmen traurig. Meisterlich strukturiert - ein Buch, das einem ungemein komplizierten Muster folgt und sprachlich nicht zu überbieten ist.

Barbara Rieder | biblio
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Klaus Edlinger: Wind an den Sohlen ...

 : Unterwegs-Geschichten / Klaus Edlinger. - Graz : Leykam, 2009. - 287 S.
ISBN 978-3-7011-7664-9      fest geb. : ca. € 19,90

Alles Leben ist Reisen, ist Lesen, ist Leben. (DR)

Er war jahrzehntelang als Journalist und TV-Moderator tätig, hat einige Märchen- und Sachbücher geschrieben und liebt es, einfach unterwegs zu sein oder in seinem Haus in Kitzeck unter einer Vielzahl von inspirierenden Büchern zu leben. Klaus Edlinger nimmt in seinem neuen Buch den Leser auf unterschiedlichste Reisen mit. Ob zu Fuß oder auf seinem Motorrad streift er durch Patagonien, Australien, Burkina Faso oder durch das österreichische Thayatal und macht sich Notizen über real existierende Menschen und ihr Umfeld. Diese Fakten spinnt er ab einer - für den Leser nicht erkennbaren - Grenze weiter in den Bereich der Fiktion und formuliert daraus Geschichten mit einer unglaublichen Authentizität und Kraft. Edlinger wählt viele verschiedene Perspektiven, um den Reichtum und die Skurrilität der Welt zu schildern. In manchen der 26 Kapitel dominiert die Handlung der Erzählung, in anderen Texten steht das beschreibende Element im Vordergrund.
Wenn der Autor zum Beispiel über die Kaffeehäuser von Triest schreibt, wird er zum Poeten. Mit scheinbar leichter Hand zeichnet er Stimmungsbilder aus dem Alltag, hebt aber seine Beschreibungen durch sorgfältige Auswahl des Blickwinkels und der verwendeten Worte auf eine literarische Stufe. "Wind an den Sohlen" ist ein rundum schönes Buch, das für manchen Leser zu einer Art "Lebensbuch" werden könnte.

Hannes Preßl | biblio
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Christian Felber: Kooperation statt Konkurrenz

: 10 Schritte aus der Krise / Christian Felber. - Wien : Deuticke, 2009. - 141 S.
ISBN 978-3-552-06111-8      kart. : ca. € 15,40

Vorschläge zu einer Neugestaltung unseres Wirtschaftssystems. (GW)

Der Publizist und Attac-Aktivist Christian Felber legt in seinem neuen Buch bestechend dar, welche Ursachen für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich sind. Schuld ist für ihn das Geld, vor allem die immer größer werdenden Mengen von Geldkapital, die von Fonds, Versicherungen und Pensionsfonds in die Realwirtschaft eingespeist werden. Um für dieses Kapital möglichst hohe Renditen zu erhalten, presst das Finanzsystem die Realwirtschaft rücksichtslos aus.
Die Finanzkrise sei der richtige Anlass, um dem globalen Finanzkasino durch eine weltweite Finanzmarktordnung Zügel anzulegen, meint Felber. Regulierungen, effiziente Aufsichtsbehörden und auch Verbote bestimmter Finanzprodukte seien unabdingbar. Nicht zu vermeiden seien auch neue Steuern. Besteuern will Felber die Vermögen der Reichen, die Finanztransaktionen und die Vermögenszuwächse.
Felber geht aber noch weiter. Das zentrale Problem ist für ihn die auf dem Konkurrenzdenken basierende Marktwirtschaft. Diese soll von einem am Gemeinwohl orientierten Wirtschaftssystem abgelöst werden. Wie dieser dritte Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus aussehen soll, bleibt aber ziemlich vage.
Felbers Buch ist interessant, leicht lesbar und überzeugt durch die Sachkenntnis des Autors. Vor allem aber stärkt es Mut und Selbstvertrauen aktiver Bürger. Diese Anstöße könnten eine Blutauffrischung für die dahinsiechende repräsentative Demokratie sein. Schon allein deshalb ist die Lektüre des Buches - auch wenn man Felbers weltanschauliche Positionen nicht teilt - ein Gewinn.

Karl Vogd | biblio
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Alois Kothgasser/Claus Sedmak: Quellen des Glücks

: von der Kunst des guten Lebens / Alois Kothgasser ; Clemens Sedmak. - Innsbruck : Tyrolia, 2009. - 150 S.
ISBN 978-3-7022-3027-2      fest geb. : ca. € 14,95

Über die Lebenskunst auf dem Boden christlicher Tradition. (PR)

Auf die Frage "Was ist für dich Glück?" gibt es viele Antworten. Das bewährte Autorenduo Kothgasser/Sedmak geht ihr nach und bietet einem breiten LeserInnenkreis seine Antwort an: Glück kann man nicht kaufen oder herbeizwingen. Es stellt sich ein, wenn man die vielen kleinen, scheinbar selbstverständlichen Dinge des Lebens sieht, schätzt und die in ihnen verborgene Kraft nutzt. Um dies zu erläutern, zeichnen sie den Lebensbogen des Menschen nach und sprechen von der Bedeutung des rechten Maßes, des Teilens, des Verantwortung-tragen-Könnens sowie über die vielen Nuancen von Freude. Dies alles trägt dazu bei, auch in schwierigen Situationen und unter mühevollen Bedingungen in die Tiefe zu wachsen. Angefangen von der Kindheit bis hin zum Abschied nehmen lässt sich beobachten, dass aus kleinen Dingen Großes wächst. Grund dafür ist das durch Jesus geschenkte Ja zum Leben. Es besteht nicht aus einem Aneinanderreihen von Highlights, sondern aus dem Streben, das Bestmögliche aus dem zu machen, was uns gegeben ist, ohne das eigene Ich aufzugeben. Dann stellt sich auch das Glück ein.
Ein Buch, das Ängste nimmt, den Blick auf das Wesentliche lenkt, das Selbstvertrauen und den Mut zum Leben fördert. Ein Highlight unter den vielen Büchern zur Lebenskunst. - Für alle Bibliotheken.

Hanns Sauter | biblio
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