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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2009 / Dezember

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Robert Gernhardt/Almut Gernhardt: Ein gutes Wort ist nie verschenkt

: Gedichte und Geschichten für Kinder / Robert Gernhardt ; Almut Gernhardt. Mit einem Nachw. von Hubert Spiegel. - Frankfurt, M. : S. Fischer, 2009. - 315 S. : überw. Ill. (Die Bücher mit dem blauen Band)
ISBN 978-3-596-85384-7    fest geb. : ca. € 23,60

„Ein Stier ging auf die Weide / da war schon einer da / der eine war weit hinten / der andre war ganz nah.“ Der 2006 verstorbene Autor und Zeichner Robert Gernhardt adaptiert das berühmte „Ein Mops kam in die Küche“ und lässt Bauer Brosam, die Szenerie der beiden Stiere betrachtend, immer im Kreis seine Verse dichten – „bis zum Gehtnichtmehr…“. In immer neuen Wiederholungen, Abwandlungen und Varianten hat sich Gernhardt der Sprachkunst genähert. Dabei ging es ihm darum, die Worte zum Klingen zu bringen und neben ihren bildhaften ebenso ihre akustischen Qualitäten hervorzukehren. Egal ob im Paar- oder freien Vers, in Prosaminiaturen oder Erzählungen: Die Sprache wird harmonisch zusammengefügt, bricht effektvoll, um eine Pointe zu unterstreichen und folgt dann wieder einem klaren und ständigen Rhythmus. Dabei ist das Spiel zwischen glatter und aufgebrochener Oberfläche nicht nur auf der sprachlichen, sondern auch auf der inhaltlichen Ebene zu finden: Hinter jedem der humorvoll-augenzwinkernden Texte steckt ernstgemeinte Kritik und manchmal bleibt ein Lachen auch im Halse stecken.
Die sechs hier versammelten Titel wurden zwischen 1975 und 1985 einzeln publiziert und sind heutzutage weitestgehend vergriffen. Während bei den ersten dieser Arten die Bilder von Almut Gernhardt die Grundlage bildeten, von der Robert Gernhardt zu seinen Texten inspiriert wurde, entwickelte sich in der Folge eine stärker verschränkte wechselseitige Beeinflussung von Bild und Text.
Im Nachwort von Hubert Spiegel, dem leitenden Redakteur des Ressorts Literatur und literarisches Leben der FAZ, geht dieser auf die Hintergründe der Dominanz der tierischen ProtagonistInnen in den Erzählungen und Gedichten ein und erläutert Gernhardts Zugangsweise zur Literatur und seinem permanenten Spiel mit ihren Formen und ihrer Geschichte. Dieses bibliophil gestaltete Buch aus der Reihe „Die Bücher mit dem blauen Band“ im festen Kartonschuber ist ein ideales Geschenk für all diejenigen, die sich von Vorder- und Hintergründigem, Witz, Kritik und vielfältigem Sprachspiel begeistern lassen können.

Lukas Bärwald | STUBE 

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Kristin Cashore: Die Beschenkte

/ Kristin Cashore. Aus dem Engl. von Irmela Brender. - Hamburg : Carlsen, 2009. - 487 S.
ISBN 978-3-551-58210-2      fest geb. : ca. € 20,50

„Ich werde dich am Leben erhalten“, verspricht die Protagonistin Katsa der 10-jährigen Bitterblue. Ein schwerwiegendes Versprechen für jemanden, der mit der besonderen Gabe geboren wurde, andere Menschen mit Leichtigkeit töten zu können und scheinbar unbesiegbar zu sein. Und so wird das Mädchen von ihrem Onkel König Randa systematisch zu seinem Angst verbreitenden „Richtschwert“ herangezogen.
Kristin Cashore stellt in ihrem Debütroman den Gebrauch und Missbrauch von Talenten in den Mittelpunkt und wie diese Gabe Katsa wechselweise in den Mittelpunkt und an den Rand der Gesellschaft rückt. Denn als lebende Waffe begegnen ihr die Menschen überwiegend mit Furcht und Abscheu, was wiederum das launische und von starkem Zynismus geprägte Temperament der Protagonistin schürt. Doch die Begegnung mit dem ebenfalls begabten Prinzen Bo aus einem fremden Königreich führt dazu, dass sie sich zum ersten Mal einem ihr ebenbürtigen und sie respektierenden Menschen gegenübersieht. Personal aus der Perspektive Katsas erzählt, entwickelt sich eine spannungsreiche Liebesbeziehung, in der das Vertrauen zueinander und die geschützten eigenen Geheimnisse in Konflikt zueinander stehen und sich erst nach und nach unterschiedliche Facetten der beiden Figuren offenbaren.
Die in drei Akte unterteilte Geschichte entwickelt im Verlauf eine zunehmende Dynamik: Während am Anfang die detaillierte Etablierung der Welt und zentralen Figuren den Verlauf der Handlung verlangsamen, nimmt in der Folge und speziell nach der Begegnung von Katsa und Bo das Geschehen Fahrt auf und mündet in einem temporeichen und mit unerwarteten Wendungen versehenem Finale.

Sonja Loidl | STUBE

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Paolo Giordano: Die Einsamkeit der Primzahlen

: Roman / Paolo Giordano. Aus dem Ital. von Bruno Genzler. - München : Blessing, 2009. - 364 S.
ISBN 978-3-89667-397-8      fest geb. : ca. € 20,60

Die Geschichte einer unerfüllten großen Liebe. (DR)

Mattia und Alice sind erwachsen und auf dem Sprung vom Studium ins Berufsleben, als sie erkennen, dass man die Katastrophen der Kindheit nicht einfach abschütteln kann. Sie begleiten einen lebenslang. Mattia war sechs Jahre alt, als er seine behinderte Zwillingsschwester im Park sitzen ließ, um auf eine Geburtstagsfeier zu gehen. Als er sie wieder abholen wollte, war sie verschwunden und wurde nie mehr gefunden. Alice hatte einen schweren Skiunfall. Skifahren - ein Sport, den sie hasste, zu dem ihr Vater sie aber zwang. Seither zieht sie ein Bein nach. Keine guten Voraussetzungen für ein glückliches Heranwachsen. So wurden die beiden zu Außenseitern. Im Gymnasium treffen sich Mattia und Alice zum ersten Mal. Und beide wissen, sie gehören zusammen, aber sie sind unfähig, darüber zu sprechen. So bleibt es auch, als Mattia Alice ein einziges Mal von seinem Kindheitstrauma erzählt. Immer wieder begegnen sie sich, doch die Barrieren sind unüberwindbar. Alice wird Fotografin und Mattia ein exzellenter Mathematiker. Ihre Treffen werden immer seltener. Eingesponnen in ihren Leidenskokon, sind sie nicht fähig, einander zu berühren. Sie sind wie Primzahlen, die sich sehr nahe kommen, aber sich nie wirklich verbinden.
Ein Roman, der durch seine wunderbare Erzählkraft und seine schöne poetische Sprache besticht. Mit der Präzision eines Uhrwerks führt uns der Autor in menschliche Untiefen. Man fühlt sich hineingezogen in diese schlammige Düsternis der Seelen und watet atemlos durch ohne Halt, bis man endlich wieder auftaucht und froh ist, den realen blauen Himmel zu sehen. Ein Buch mit nachhaltigem Sogeffekt. Absolut lesenswert.

Ilse Hübner | biblio
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Helen Mulgray: Keine Verdachtsmomente

: Lady Detective Smith und Gorgonzola in Schottland / Helen und Morna Mulgray. Aus dem Engl. von Anke und Eberhard Kreutzer. - Berlin : Bloomsbury Berlin, 2009. - 347 S.
ISBN 978-3-8270-0794-0      fest geb. : ca. € 20,50

Skurriler Krimi, in dem die eigenwillige Kriminalinspektorin Deborah Jane Smith und ihre Katze Gorgonzola in Schottland ermitteln. (DR)

Nachdem die schusselige Kriminalinspektorin DJ Smith einen Fall gründlich vermasselt hat, wird sie ins nebelige Schottland versetzt, um einen Heroinschmugglerring aufzudecken. Dass in dem Hotel, in dem sich Smith einquartiert und das sie im Übrigen für den Dreh- und Angelpunkt der kriminellen Machenschaften hält, Katzen strengstens verboten sind, ist zwar unangenehm, hält Smith jedoch keine Sekunde davon ab, ihre geliebte Katze Gorgonzola heimlich in ihr Zimmer zu schleusen. Als die Inspektorin so diskret wie möglich mit ihren verdeckten Ermittlungen beginnt, überschlagen sich alsbald die Ereignisse, und schließlich gerät die smarte DJ selbst in allerhöchste Gefahr.
Die Autorinnen (übrigens Zwillingsschwestern) haben mit ihrer Hauptfigur DJ Smith eine höchst skurrile Kriminalistin erschaffen, die tolpatschig von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert, deren Gedankenspiele für immer neue Höhepunkte sorgen und die über so viel Präsenz verfügt, dass die Handlung regelrecht in den Hintergrund tritt. Überspitzte Klischees, Selbstironie, Situationskomik und sehr viel schottische Atmosphäre machen dieses Buch zum Leckerbissen für LeserInnen mit viel Sinn für Humor.

Michaela Grames | biblio
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Peter Henisch: Der verirrte Messias

: Roman / Peter Henisch. - Wien : Deuticke, 2009. - 397 S.
ISBN 978-3-552-06116-3      fest geb. : ca. € 25,60

Eine wahrhaft unglaubliche Geschichte von der möglichen Wiederkehr Jesu in Gestalt des russischen Emigranten Mischa Myschkin. (DR)

Die Literaturwissenschaftlerin Barbara freut sich nach der anstrengenden Frankfurter Buchmesse auf eine kurze Auszeit bei ihrer Halbschwester Esther in Israel. Im Flugzeug macht sie zuerst widerwillig die Bekanntschaft mit Mischa, der von sich in all seiner Verworrenheit wie Klarheit glaubt, Jesus - der Messias - sein zu können, und der nun unterwegs ist auf Lokalaugenschein im Heiligen Land. Bei einer unvorhergesehenen Zwischenlandung in Rom kommen die beiden einander näher, Barbara geht jedoch auf Distanz, als sie Mischas Stigmata bemerkt. Bei ihrer Rückkehr in Deutschland erwartet sie ein umfangreicher Brief, in dem Mischa ihr seine Erlebnisse, Gedanken und Empfindungen mitteilt. In Rom schlussendlich kommt es zu einer Wiederbegegnung, und Barbara ist es, die Mischa aus seiner Verzweiflung rettet und dabei selbst an Lebensorientierung gewinnt.
Ein wunderbarer Roman, in dem spannend bis zur letzten Seite implizit der Frage nach der tatsächlichen oder einer möglichen Erlösung der Menschen nachgegangen wird. Die drei Handlungsstränge - die zögerlich sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Barbara und Mischa, die religiösen Diskurse und die politische Ebene im Heiligen Land von der Zeit Jesu bis in die Gegenwart - sind sorgfältig miteinander zu einer herzerfrischenden wie erbaulichen Dichtung verwoben. Der Roman ist leicht und unterhaltsam zu lesen, eröffnet aber gleichzeitig eine solche Vielzahl an gedanklichen, persönlichen und spirituellen Dimensionen, dass einem zumindest bei der Lektüre eine besondere Form der Erlösung vom Alltag zuteil wird.

Jutta Kleedorfer | biblio
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Gregor Sieböck: Der Weltenwanderer

: global change - zu Fuß um die halbe Welt / Gregor Sieböck. - Innsbruck : Tyrolia, 2009. - 286 S. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-7022-3042-5      fest geb. : ca. € 24,95

Zu Fuß um die halbe Welt. (ER)

Drei Jahre ist Gregor Sieböck zu Fuß um die Welt gewandert: von seiner Heimat Bad Ischl aus auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela und an die portugiesische Küste, danach in Südamerika durch die endlosen Weiten Patagoniens in Argentinien und Chile und auf der königlichen Inkastraße durch das Hochland Perus. Eindrücke eines modernen Lebensstils sammelte er auf dem Küstenwanderweg Kaliforniens und auf seinen Wanderungen in der Umgebung von Kioto und Tokio. Schließlich beendete er seine Reise mit einer Durchquerung Neuseelands.
Sein Studium der Wirtschafts- und Umweltwissenschaften hat ihn davon überzeugt, dass das Streben nach immer noch mehr Wirtschaftswachstum der falsche Weg ist. Durch sein Wandern möchte er die Vision von einem bewussten, einfachen Leben im respektvollen Umgang mit der Natur verbreiten. Dass ihm das bereits vor Erscheinen des Buches in Ansätzen gelungen ist, zeigt der große Anklang, den er mit seinen Diavorträgen über die Reise findet.
Das Buch beschreibt spannend und eindrucksvoll illustriert durch wunderschöne Fotografien die Grenzerfahrungen, die der Autor auf seiner Wanderung immer wieder machte: 15000 km zu Fuß mit einem schweren Rucksack, unwegsames Gelände, ungenaue Landkarten, lange Strecken ohne Trinkwasser. Dazu kamen Einsamkeit und körperliche Erschöpfung. Umso intensiver erlebte er die Freude über ein Abendessen, ein warmes Bad und über die zahlreichen Begegnungen mit Menschen. Durch den langsamen Rhythmus des Gehens hat der Autor für sich eine völlig neue Wahrnehmung der Welt gewonnen, dass es ihm auch gelingen wird, viele Menschen von der Notwendigkeit eines Umdenkens zu überzeugen, verspricht dieses Buch.

Eva Moser-Reitsamer | biblio
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Sophie Dudemaine: Sophies Winterdesserts

 : Genuss nach Lust und Laune: klassisch oder kalorienbewusst / Sophie Dudemaine. Fotos von Françoise Nicol. Food Styling von Catherine Madani. Aus dem Franz. von Ingrid Ickler. - Hildesheim : Gerstenberg, 2009. - 143 S. : zahlr. Ill. (farb.) ; 20 x 26,5 cm
ISBN 978-3-8369-2593-8      fest geb. : ca. € 20,50

Ein Rezeptbuch für winterliche Desserts. (VL)

Sophie Dudemaine ist seit Jahren bekannt für unkomplizierte, rasch zubereitete und verführerische Speisen. In dem vorliegenden Backbuch finden sich 45 süße Köstlichkeiten, die vor allem an kalten, grauen Wintertagen Leib und Seele erfreuen und Wohlbefinden auslösen. Damit sich diese verführerischen Nachspeisen und Schleckereien nicht zu sehr auf das Gewicht oder die Gesundheit schlagen, gibt es von jedem Rezept zwei Ausführungen: eine klassische, d.h. kalorienreichere Rezeptur und eine kalorienbewusste, schlanke Variante. Zur leichteren Orientierung findet sich meist auf je einer Doppelseite ein Rezept in zwei Ausführungen.
Für schwierigere Zubereitungen gibt es eine Bilderfolge mit Schritt-für-Schritt-Anweisungen, aber auch hilfreiche Tipps für alternative oder einfachere Abwandlungen der Rezepte. Lesenswert sind zur Einführung Sophies allgemeine Ratschläge und ihre Sammlung von wirklich küchentauglichen Grundrezepten. Dann aber beginnt die Qual der Wahl: Ob man sich nun für "kleinere Leckereien", "Schokoladenträume", "fruchtige Köstlichkeiten", "eiskaltes Genießen", "Mamas Lieblingsdesserts" oder die "Klassiker" entscheiden soll. Ganz einfach: Probieren geht über Studieren!

Jutta Kleedorfer | biblio
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Guido Fuchs: Unsere Weihnachtslieder und ihre Geschichte

/ Guido Fuchs. - Freiburg i. Br. : Herder, 2009. - 217 S. : Ill.
ISBN 978-3-451-32278-5      fest geb. : ca. € 13,40

Die Kernbotschaft von Weihnachten im Spiegel von Weihnachtsliedern aller Epochen. (PR)

Die Bücher und Arbeiten über die Geschichte einzelner Weihnachtslieder und ihre Autoren sind zahlreich. Von allen diesen hebt sich das vorliegende Buch in mehrerer Hinsicht ab. Es erschöpft sich nicht nur in den klassischen Weihnachtsliedern von "Es ist ein Ros entsprungen" bis zu "Ihr Kinderlein kommet", die seit Jahrhunderten "dazugehören", sondern befragt auch neuere geistliche Lieder, Schlager und Songs auf ihre Sicht zum Weihnachtsgeschehen. Weiters bezieht es biblische Texte zur Menschwerdung Gottes und altkirchliche Hymnen, die heute noch ihren Platz im Stundengebet haben, mit ein. Hinter ihrem altertümlichen Kleid verbergen sich Sichtweisen des Weihnachtsfestes, die heute vielen Menschen ungewohnt vorkommen werden, ja ihnen ganz und gar nicht "weihnachtlich" im Sinne eines harmonischen Familienfestes erscheinen. Doch geht es beim Weihnachtsfest nicht in erster Linie um Harmonie und Stimmung, sondern um das die Grenzen unseres Denkens überschreitende Ereignis der Menschwerdung Gottes und ihre Konsequenzen für die Welt.
Die 25 hier vorgestellten Weihnachtslieder, die versuchen, das Unbegreifliche zu beschreiben, zeigen den Facettenreichtum des Weihnachtsfestes auf. Der Autor versteht es, kompetent und sympathisch diese oft schillernde Vielfalt zurückzuführen auf die Kernbotschaft des Festes, die das Um und Auf des weihnachtlichen Friedens ist, die Paulus in die Worte fasst: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus entspricht…" (Phil 2, 5-11) Geeignet als geistliche Lektüre, zur Predigtvorbereitung, als Hintergrundinformation sowie als nachdenklich stimmender Lesestoff und daher breit empfohlen.

Hanns Sauter | biblio
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