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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2009 / Mai

erstellt von der STUBE und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Mascha Kaléko: Der Papagei, die Mamagei und andere komische Tiere

: [Gedichte für neugierige Kinder] / Mascha Kaléko. Mit Ill. von Verena Ballhaus. – Köln : Boje, 2009. – 77 S. : Ill. -
ISBN 978-3-414-82154-6      fest geb.: ca. € 10,30

„Ein Versbuch für verspielte Kinder sämtlicher Jahrgänge“, so lautete der Untertitel der im Jahr 1961 erschienenen Erstausgabe dieses Lyrikbandes. Und er hält, was er verspricht: Die knapp 60 Gedichte erreichen, immerhin fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem Entstehen, auch heute noch ihr anvisiertes Publikum. Die tierischen ProtagonistInnen der einzelnen Texte repräsentieren zumeist nur allzu menschliche Verhaltensweisen und Verhältnisse. Zur „Straußenpolitik“: „Das kleine Vogelhirn, es weiß: / Gleich klug bei mir sind Kopf und Steiß. / (So auch der Mitmensch oft. Diweil: / Der Steiß sein klügster Körperteil.)“
Tierische Redewendungen werden dabei ironisch gebrochen und kritisch hinterfragt, das Schicksal eines Tieres als potenzielle Zierde in toter, ausgestopfter oder zur Tasche umgearbeiteter Form in kompakte Sprache gefasst oder einfach dem scheinbar fremden Treiben der globalen Fauna aus humorvoller Perspektive auf die Finger geschaut.Die Illustrationen von Verena Ballhaus folgen dem auf Zwei-Ton-Optik basierenden grafischen Konzept der neuen „Gedichte für neugierige Kinder“-Reihe bei Boje: In Schwarz und einem warmen Gelbton vereint sie dabei kontrastierend zwei Farben miteinander, die in ihrer jeweiligen Farbbotschaft exakt den Ton von Mascha Kalékos Texten treffen, der zwischen leichtem Humor, hintergründiger Ironie und schwermütiger Ausweglosigkeit changiert.
Dem ihrem Sohn Steven gewidmeten Gedichtzyklus gelingt die Gradwanderung zwischen dem Sprachspiel und einer Gebrauchslyrik, die unter ihrer oftmals humorvollen Oberfläche soziale Probleme oder emotionale Krisensituationen thematisiert.

Lukas Bärwald | STUBE 

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William Shakespeare: Viel Lärm um nichts

/ nach William Shakespeare. Übers. von Wolf Heinrich Graf Baudissin. Neu erzählt von Barbara Kindermann. Vorgelesen von Alexander Simon. Regie und Schnitt: Angelika Schaack. - Hamburg : Hörcompany, 2009. - 1 CD ; + Booklet (25 S. : Ill.) (Weltliteratur für Kinder)
ISBN 978-3-939375-59-3     ca. € 14,30

Im Jahr 2006 inszenierte David Bösch bei den Salzburger Festspielen die Komödie von William Shakespeare und strich ihr kurzer Hand das Happy End. In der Rolle des Benedikt dabei war Schauspieler Alexander Simon, der die Nacherzählung des zeitgleich auch als Bilderbuch erscheinenden Textes von Barbara Kindermann (mit den Illustrationen von Almud Kunert, die bereits den Sommernachtstraum bebilderte) spricht.
Und auch bei diesem Hörbuch endet das Stück unerwartet: Denn nach Abschluss der Nacherzählung folgen noch fünf über den Gesamttext verteilte Originalszenen aus dem Stück, die Simon gemeinsam mit Cornelia Schirmer und Nicki von Tempelhoff in den Rollen der Beatrice und des Leonato auf die Hörbühne bringt. Den Ursprung der Textgrundlage als Theaterstück merkt man vor allen den im Dialog gesprochenen Passagen deutlich an. So werden durch die Intonation der SprecherInnen die mit den Emotionen verbundenen Bewegungen und Gestiken deutlich vermittelt, wodurch sich ein Bild der Figuren entwickelt, dass mehr als nur ihre Stimme umfasst. Im Beiheft der CD finden sich neben knappen Informationen zu William Shakespeare, dem Stück sowie den Beteiligten der Nacherzählung die Auszüge der Originalszenen aus „Viel Lärm um nichts“, die ein Mitlesen und eventuelles Nachspielen der Szenen ermöglichen.

Lukas Bärwald | STUBE   
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Johanna Adorján: Eine exklusive Liebe

/ Johanna Adorján. - München : Luchterhand, 2009. - 184 S.
ISBN 978-3-630-87291-9      fest geb. : ca. € 18,50

Auf den privaten Spuren einer großen Liebe. (DR)

In ihrem Debütroman "Eine exklusive Liebe" schildert die 1971 in Stockholm geborene Journalistin Johanna Adorján die bewegende Geschichte ihrer Großeltern väterlicherseits, die an einem Sonntag im Oktober 1991 gemeinsam Selbstmord begingen. Mit Hilfe von Freunden, Verwandten, Bekannten und Weggefährten ihrer Großeltern begibt sich die Autorin auf eine berührende Spurensuche ihrer jüdischen Vorfahren. Der Großvater István, Chirurg und großer Liebhaber der klassischen Musik, und seine große Liebe Vera waren Überlebende des Holocaust und flüchteten 1956 als ungarische Kommunisten aus Budapest, um sich in der neuen Heimat Dänemark eine neues Leben aufzubauen.
Da innerhalb der Familie nie oder nur sehr bruchstückhaft über die dunklen Seiten der familiären Vergangenheit gesprochen wurde, muss Adorján in ihrer Annäherung an die geliebten Großeltern eine schwierige Gratwanderung zwischen eigenen Kindheitserinnerungen, Realität und Fiktion unternehmen. Das Resultat kann sich durchaus sehen lassen: Eine unsentimentale, aber zugleich sehr bewegende Liebeserklärung an die Großelterngeneration und die Schilderung des letzten Tages im Leben eines faszinierenden Ehepaares, das aufgrund der schweren Erkrankung des Mannes den gemeinsamen, bis ins kleinste Detail geplanten Freitod einem Leben außerhalb der vertrauten Zweisamkeit vorzieht. Ein absolut empfehlenswerter Roman und ein Stück persönlicher Vergangenheitsbewältigung abseits jeglicher Klischees.

Barbara Tumfart | biblio
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Benjamin Lebert: Flug der Pelikane

: Roman / Benjamin Lebert. - Köln : Kiepenheuer und Witsch, 2009. - 185 S.
ISBN 978-3-462-04095-1      fest geb. : ca. € 15,40

Ein junger Deutscher flüchtet vor seinen Problemen, um in einer kleinen New Yorker Imbissbude als Pfannkuchen-Bäcker auf andere Gedanken zu kommen. (DR)

Anton hat eine Menge Probleme. Als er das Gefühl hat, in Hamburg nichts mehr auf die Reihe zu bekommen, haut er ab und setzt sich in den nächsten Flieger in Richtung Big Apple. Antons Alternative wären die Psychiatrie und ein Job als Altenpfleger. So lässt er Deutschland hinter sich und findet sich im bunten Universum New Yorks wieder. Onkel Jim, der Ex-Liebhaber der Mutter, betreibt dort einen Pfannkuchen-Imbiss. Weder das Personal der Lucheonette noch das Publikum sind alltäglich - Anton staunt, fühlt sich wohl und beginnt wieder zu leben. Jims Lieblingsgeschichte, nämlich jene von einem spektakulären Ausbruch aus dem Inselgefängnis Alcatraz (den es im Jahr 1962 übrigens tatsächlich gab), fesselt bald auch den deutschen Gast.
Benjamin Lebert springt flink und mühelos zwischen verschiedenen Ebenen hin und her. Beschreibungen der Festung Alcatraz, einer Insel, auf der sich freiwillig nur Pelikane niederlassen, Einzel-Porträts der Ausbrecher und Antons Wahrnehmungen wechseln einander ab. Jim ist davon überzeugt, dass die sagenumwobenen und totgesagten Ex-Gefangenen die Flucht überlebten. Ihr mögliches Überleben und Entkommen aus einer schier ausweglosen Situation wird für Anton zum mentalen Wegweiser aus seinem persönlichen Dilemma. "Einen Koffer voll mit Alcatraz" wird Anton am Endes des Sommers mit zurück nach Hamburg nehmen. Lebert versteht es, mit leichter Feder einprägsame Szenen und Charaktere zu zeichnen. Virtuos erzählt - einmal mehr ein sehr, sehr feines Buch vom Autor Lebert.

Barbara Rieder | biblio
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Klaus Merz: Der Argentinier

: Novelle / Klaus Merz. Mit drei Pinselzeichnungen von Heinz Egger. - Innsbruck : Haymon, 2009. - 97 S. : Ill.
ISBN 978-3-85218-580-4      fest geb. : ca. € 14,90

Poesie in der Sprache und die unergründlichen Wege der Liebe vereint - leidenschaftlich wie der argentinische Tango. (DR)

Lena berichtet von ihrem Großvater und seinem größten Abenteuer kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Er wanderte nach Argentinien aus, um als Gaucho über das Land zu reiten. Diese Suche nach Freiheit wirkt wie die Flucht vor dem als Gefängnis empfundenen, zerstörten Europa. Sein Wunsch, als Gaucho zu leben, ist bald vergessen, denn ein Heuschnupfen zwingt ihn dazu, seinen Freiheitsdrang zu begraben. Er verliebt sich und lernt den berühmten Tango zu tanzen. Nichtsdestotrotz kehrt er nach Europa zurück, wo ihn die geduldig wartende Amelie in die Arme nimmt und ihn ein ruhiges Leben als Lehrer erwartet. Zurück in der Alten Welt, wird er huldvoll als "der Argentinier" bezeichnet. Gegen Ende der Geschichte erfahren wir, dass er in Argentinien "der Schweizer" hieß und seine Liebe zu Argentinien, zum Tango und zum Leben Früchte trug.
In zwanzig Kapiteln erzählt der Autor eine feinsinnige Geschichte von der Lust auf Abenteuer, Freiheit und Liebe. Mit zurückhaltender Leidenschaft und deshalb umso überzeugender berührt er die Emotionen seiner Leserschaft. Drei Pinselzeichnungen von Heinz Egger untermalen diese Stimmung überaus kunstvoll. Ein schönes Buch!

Markus Jäger | biblio
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Ljudmila Ulitzkaja: Daniel Stein

 : Roman / Ljudmila Ulitzkaja. Aus dem Russ. von Ganna-Maria Braungardt. - München : Hanser, 2009. - 484 S.
ISBN 978-3-446-23279-2      fest geb. : ca. € 25,60

Ein Mensch zwischen allen Konventionen und Konfessionen - außergewöhnliches literarisches Denkmal für einen Idealisten des 20. Jahrhunderts. (DR)

Mit diesem Buch präsentiert die russische Autorin ein in jeder Hinsicht facettenreiches Werk, das ihr als getaufter Jüdin ein Herzensanliegen gewesen sein dürfte. Im Fokus der Ereignisse steht die literarische Figur Daniel Stein, dessen historisches Vorbild die Schriftstellerin persönlich gekannt haben soll. Alle anderen Personen bzw. deren Dokumente sind mehr oder weniger frei erfunden. Ulitzkaja lässt sie alle zu Wort kommen - in Briefen, Tonbandmitschnitten, Tagebucheintragungen, Auszügen von Vorlesungen - und binnen kürzester Zeit fügt sich diese collagenartige Sammlung zum Bild eines Mannes, der in keine Schublade passt: Daniel Stein war polnischer Jude, Dolmetscher bei der Gestapo, Partisan bei den Weißrussen und Mitarbeiter des russischen NKWD. Dreimal ist er seinem Todesurteil entkommen, unter anderem weil er sich in einem katholischen Nonnenkloster versteckt hat. Ein Mitläufer und Chamäleon also? Ganz und gar nicht, vielmehr ein zeit seines Lebens Suchender und vor allem - ein Humanist. Ein Mensch, der kein Risiko gescheut hat, um anderen zu helfen bzw. seine Ideale zu realisieren. So hat er beispielsweise die Flucht von 300 Menschen aus dem Ghetto ermöglicht und Jahre später in Israel eine jüdisch-katholische Kirche nach dem Vorbild der Urchristen gegründet. Hier haben Gestrandete und Suchende aus aller Welt und aus allen Denk- und Glaubensrichtungen eine geistige Heimat und im Hebräischen eine gemeinsame Sprache gefunden.
Beeindruckend und absolut lesenswert, wie die Autorin das Leben der charismatischen Integrationsfigur Daniel Stein nachzeichnet und dabei auch zum Teil bizarre Persönlichkeiten aus seinem Umfeld präsentiert - manche davon wären wohl einen eigenen Roman wert! In ihrer Heimat wurde Ulitzkaja für dieses Werk übrigens mit dem Buchpreis 2007 ausgezeichnet.

Sabine Krutter | biblio
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Siegfried Meryn: Wer gesund stirbt, hat mehr vom Leben

 / Siegfried Meryn ; Christian Skalnik. - Salzburg : Ecowin, 2009. - 258 S.
ISBN 978-3-902404-67-1      fest geb. : ca. € 19,95

Optimistisch die Jahre in Gesundheit verbringen. (NK)

Im alten China wurden Ärzte für die Erhaltung der Gesundheit bezahlt und nicht für die Reparatur im Fall der Krankheit. In Analogie zu diesem Zugang geht es in "Mehr vom Leben" um Möglichkeiten, dem Leben mehr Jahre in Gesundheit zu geben. Siegfried Meryn und Christian Skalnik lassen auf 250 amüsant zu lesenden Seiten keinen Aspekt aus, der in direktem Zusammenhang mit der Erhaltung der Gesundheit steht. Auch wenn man glaubt, über die Bedeutung richtiger Ernährung, ausreichender Bewegung, einer sozialen Einbettung in die Gesellschaft oder über die positiven Auswirkungen eines erfüllten Liebeslebens schon genug gehört zu haben, ist man schnell von der kompakten Information dieses Buches begeistert. Überlieferte Irrtümer werden ausgeräumt, ein oft falscher Volksglaube durch neueste Studien und Lehrmeinungen ersetzt.
Den beiden Autoren ist es gelungen, die endlos scheinende Palette von Gesundheitsratgebern um ein Buch zu erweitern, das durch aktuelles medizinisches Wissen, eine verständliche Sprache und einen unterhaltsamen Stil besticht. Hier wird der Beweis erbracht, dass Verständlichkeit nichts mit Oberflächlichkeit zu tun hat. Wer dieses Buch liest und auch seine vielen Ratschläge befolgt, ist wohl auf dem besten Weg, sein Leben um einige Jahre zu verlängern.

Hannes Preßl | biblio
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Helmut Krätzl: "Glauben Sie an Gott, Herr Bischof?"

 : was junge Menschen zur Firmung fragen / Helmut Krätzl. - Innsbruck : Tyrolia, 2009. - 125 S. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-7022-2929-0      kart. : ca. € 12,95

Bischof Krätzl beantwortet Fragen von Jugendlichen zu Leben, Glauben und Kirche. (PR)

Bevor Weihbischof Krätzl Jugendliche firmt, sucht er den Kontakt zu ihnen. Die Fragen und Gedanken, die die Jugendlichen in ihren Briefen an ihn stellen bzw. ansprechen, beantwortet er in der Predigt und im persönlichen Gespräch: Fragen zu Freundschaft, Schule und Zukunftsvorstellungen, aber auch zu kirchlichen Geboten und Normen; Lebens- und Glaubensfragen eben. In diesem, seinem jüngsten Buch fasst Bischof Krätzl solche Fragestellungen zusammen und geht auf die Gedanken der FirmkandidatInnen - mögen sie heikel sein oder nicht - offen und unvoreingenommen ein. Er nimmt die Jugendlichen ernst und versteht es, ihnen den Glauben weltzugewandt sowie in der Sprache von heute zu vermitteln und ihnen dabei Anregungen zum Weiterdenken zu geben.
So ist hier ein Buch für Jugendliche gelungen, das diese durch seinen Inhalt, darüber hinaus durch seine Bildauswahl und frische Gestaltung nicht nur anspricht, sondern auf dem Weg zur Firmung und ins Erwachsenwerden kompetent begleitet. Es ist ein ideales Geschenk zur Firmung, aber auch eine hilfreiche Unterlage für Firmvorbereitung und Jugendarbeit.

Hanns Sauter | biblio
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