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biblio : aktuelle buchtipps

Buchtipps / 2008 / November

erstellt von der STUBE (Studien- und Beratungsstelle für Kinder und Jugendliteratur) und dem Österreichischen Bibliothekswerk

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Gerda Anger-Schmidt / Renate Habinger: Simsalabimbambasaladusaladim

: Nilpferdwalzer, Zungenschnalzer und viele andere Lieder / Wort: Gerda Anger-Schmidt. Bild: Renate Habinger. - St. Pölten : Residenz-Verl., 2008. - 132 S. : Ill., zahlr. Notenbeisp.
ISBN 978-3-7017-2042-2       fest geb. : ca. € 18,90

„Viva la musica!“ So könnte das Motto dieser Sammlung lauten. Denn die von Gerda Anger-Schmidt ausgewählten und von Renate Habinger farbenreich illustrierten Lieder feiern die Musik und das Singen als Freude bringende und Gemeinschaft stiftende Elemente des sozialen Miteinanders von Jung und Alt. Bei den Quellen der Texte und Melodien wurde aus dem Vollen geschöpft: Zu den klassischen Kinderliedern aus dem österreichischen und deutschen Volksmund gesellen sich zahlreiche aus England, Frankreich oder Italien (jeweils mit einer passenden Übersetzung). Zusätzlich hat Gerda Anger-Schmidt gemeinsam mit der Musikerin Susanna Heilmayr neue Kompositionen geschaffen und Altbekanntes mit neuen Texten versehen – eines der vielen Höhepunkte daraus: Aus „Hey ho, spannt den Wagen an“ wird „Blut, Blut! Dracula braucht Blut“.
Geordnet sind die 150 Lieder in 13 thematische Kapitel, die internationale und volkstümliche, bekannte und neue Kompositionen vermischen. Die Gestaltung der einzelnen Seiten dient stets der praktischen Handhabung beim Musizieren und Singen. So ist unterhalb der Noten stets ausreichend Abstand bis zur nächsten Strophe, um sich als Musizierender nicht zwischen den Zeilen zu verlieren. Die den Noten entsprechenden Touren sowie auch für Erwachsene angenehm singbare Tonlagen runden die hohe BenutzerInnenfreundlichkeit ab. Die verspielten Vignetten von Renate Habinger umspielen den Text, nehmen einzelne Elemente daraus auf und drängen sich niemals in den Vordergrund.
Wie schon im Vorwort des Buches erklärt wird: der vielseitige Spaß am (gemeinsamen) Singen soll geweckt werden. Man muss nicht besonders talentiert oder besonders vertraut mit dem Liedgut sein, sondern allein das Interesse und die Freude am Musizieren sind die Grundlagen. Dieses Ziel wird unzweifelhaft erfüllt werden und so ist dieses rundum durchdachte und mehr als ansprechend gestaltete Buch eine uneingeschränkte Empfehlung für jede Schule, jeden Kindergarten oder Privathaushalt.

Lukas Bärwald | STUBE 
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Katherine Marsh: Jack Perdu und das Reich der Schatten

/ Katherine Marsh. Aus dem amerikan. Engl. von Gerald Jung. - Köln : Boje, 2008. - 252 S. : Ill.
ISBN 978-3-414-82084-6          fest geb. : ca. € 15,40

Goethe, Rilke, Benn, Bachmann – groß ist die Anzahl an LiteratInnen, die den antiken Mythos von Orpheus und Eurydike aufgegriffen haben. Ihnen folgt die amerikanische Autorin Katherine Marsh in ihrem Erstlingswerk, in dem die bekannte Geschichte für junge LeserInnen spannend aufbereitet wird: Nach einem Unfall wird der 14-jährige Jack von seinem Vater zu einem geheimnisvollen Arzt nach New York geschickt. Dort trifft er in einem Bahnhof das Mädchen Euri, das ihm eine besondere Führung verspricht. Bald merkt er, dass mit ihr etwas nicht stimmt - sie ist tot. Ihr Versprechen hält sie allerdings trotzdem: Entsprechend dem Originaltitel, The Night Tourist, durchstreifen die beiden drei Nächte lang die Stadt. Jack möchte seine verstorbene Mutter finden, Euri wiederum hofft auf eine Möglichkeit, mit seiner Hilfe ins Leben zurückkehren zu können. Doch die Wächter der Unterwelt sind hinter Jack her: Denn jeder Lebende, der dort eindringt, wird unweigerlich dem Zerberus zum Fraß vorgeworfen. Ab 14 Jahren.

Sonja Loidl | STUBE   
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Liza Marklund: Lebenslänglich

: Thriller / Liza Marklund. Deutsch von Dagmar Lendt und Anne Bubenzer. - München : Kindler, 2008. - 494 S.
ISBN 978-3-463-40517-9       fest geb. : ca. € 20,50

Liza Marklunds neuer Pageturner: spannend, raffiniert, gesellschaftskritisch. - Lesen! (DR)

Stockholm, 3 Uhr 21. Ein Funkspruch leitet eine Streifenwagenbesatzung zu einem besonders grässlichen Tatort: im Bett die Leiche eines übel zugerichteten Polizisten, im Badezimmer seine völlig verstörte Frau, vom gemeinsamen vierjährigen Sohn fehlt jede Spur. Alles deutet auf einen Doppelmord hin, so sehen es zumindest die aufgebrachten Kollegen bei der Polizei, sie haben schließlich einen der Ihren verloren. Jetzt soll ein Exempel statuiert werden. Annika Bengtzon, eine der ganz starken Figuren im internationalen Krimigenre, glaubt nicht an die Schuld der einzig Verdächtigen. Zu viele Fragen bleiben offen und so stochert die Journalistin, sehr zum Missfallen verschiedener Kreise, in der gar nicht makellosen Vergangenheit des Ermordeten. Dabei ist sie selbst gerade ziemlich am Ende: Ihr Mann ist zu seiner Geliebten gezogen und ihr Haus ist abgebrannt, mehr oder weniger gleichzeitig.
Liza Marklund gehört zum Besten, was uns an Kriminalromanen und Thrillern zurzeit aus dem Norden erreicht. Ihre Figuren, allen voran Annika Bengtzon, sind komplex, ihre Plots raffiniert und ihre Themen von gesellschaftlicher Sprengkraft. "Lebenslänglich" ist spannend bis zum letzten Satz!

Joe Rabl | biblio
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Hansjörg Schertenleib: Das Regenorchester

: Roman / Hansjörg Schertenleib. - Berlin : Aufbau-Verl., 2008. - 230 S.
ISBN 978-3-351-03237-1       fest geb. : ca. € 20,60

Atmosphärisch dichter Roman mit liebenswerten Figuren. (DR)

"Das Regenorchester" ist der sechste Roman des 1957 in der Schweiz geborenen und seit 1996 in Irland lebenden Autors Hansjörg Schertenleib. Eine Liebeserklärung an die irische Wahlheimat und zugleich ein stimmiger und gefühlvoller Roman über das Verlassenwerden und die Angst vor dem Alleinsein. Der Protagonist, ein Schweizer Schriftsteller (Parallelen zum Romanautor drängen sich unwillkürlich auf), ringt mit einem erzwungenen Neuanfang - von der Ehefrau betrogen und verlassen, sieht er sich mit einer öden Zukunft voll Einsamkeit, Tristesse und Selbstmitleid konfrontiert. Da lernt er die 64-jährige exzentrische Irin Niamh kennen. Eine intensive Freundschaft entwickelt sich zwischen den zwei unterschiedlichen Charakteren, in welcher der Schweizer zum Chronisten von Niamhs wechselvollem Leben wird. Sie berichtet von ihrer Kindheit in ärmlichsten ländlichen Verhältnissen, frühen Schicksalsschlägen und ihrer Emigration nach England und Deutschland. Schließlich weiht sie ihn auch in das persönlichste Geheimnis ihres Lebens ein und erzählt von ihrer Liebe zu dem Sohn ihres Dienstgebers und der Geburt ihres zur Adoption freigegebenen Kindes. Am Schluss stehen Niamhs schwere Krebserkrankung und die letzten gemeinsam verbrachten Wochen im Zentrum, die dem Schweizer helfen, durch den schmerzvollen Abschied von der Freundin einen Neuanfang zu wagen.
Es sind nicht die großen zeitgeschichtlichen Ereignisse, die die Erzählung Schertenleibs prägen, sondern das berührende Kaleidoskop zwischenmenschlicher Beziehungen und die ideale Mischung melancholischer Abschnitte mit heiter gestimmten Momenten. Ein lebensbejahender Roman mit liebenswerten Figuren, der nebenbei auch ein stimmiges Bild von Irland und seinen Bewohnern vermittelt.

Barbara Tumfart | biblio
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Olga Flor: Kollateralschaden

: Roman / Olga Flor. - Wien : Zsolnay, 2008. - 206 S.
ISBN 978-3-552-05440-0       fest geb. : ca. € 18,40

Momentaufnahmen im Supermarkt zeigen, wie nahe Wahnsinn und Einkaufswagerln beisammen liegen. (DR)

Punkt 16.30 lässt die 1968 in Wien geborene, heute in Graz lebende Autorin die Gedankengänge und die daraus folgenden Minimalhandlungen in einem Supermarkt frei. 17.30 - oder war es 17.29? -  greift ein Streifenpolizist zur Waffe. Aber das ist viele Seiten, Charaktere und Schicksale, Aberwitzigkeiten und Witzigkeiten später. Ein Buch, das sich wie ein Film liest, harte Brüche, Sprünge und die Erkenntnis: solche Momente kennt man selbst.
Wer die Ergebnisse der Nationalratswahl 2008 nun kennt, hätte so manches längst bei Olga Flor "erlesen" können. Wer mehr über Einsamkeiten, Irritationen, Motivationslosigkeit von schlecht bezahlten Lehrlingen endlich zu wissen bereit ist, findet die entsprechenden soziologischen Studien hier als Dichtung, verdichtete Wahrheit also. Tobias, ein Jugendlicher, zieht seinen Nutzen - ein Paar wirklich tolle Schuhe - aus dem Zusammenprall der Getriebenen hier im Supermarkt. Medien, Politik, Lügen, Armut, Missbrauch, Ausbeutung - das ist das Sonderangebot an Wahrheit, das die Autorin ihren LeserInnen feilbietet. Zugreifen! Zum Wegschauen ist es ohnehin längst zu spät.

Christina Repolust | biblio
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Rudolf Buchbinder: Da Capo

/ Rudolf Buchbinder. Aufgezeichnet von Michaela Schlögl. Mit einem Vorwort von Joachim Kaiser. - Graz : Styria, 2008. - 287 S. : Ill.
ISBN 978-3-222-13248-3       fest geb. : ca. € 25,70

Lebenserinnerungen des großen österreichischen Pianisten. (KM)

Dieses kurzweilige und flüssig zu lesende Buch enthält Lebenserinnerungen des österreichischen Pianisten Rudolf Buchbinder, aufgezeichnet von der Kulturjournalistin Michaela Schlögl. Buchbinder wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen in der Nachkriegszeit auf. Seine Karriere, beginnend als jüngster Student der Wiener Musikakademie bis zum gefeierten Star praktisch aller Konzertsäle der Welt, mutet an wie ein Märchen. Heute zelebriert der Pianist ein Leben als Kulturmensch: Er dirigiert vom Orchester aus, er widmet sich sehr intensiv der musikwissenschaftlichen Quellenforschung, er besitzt eine umfassende DVD-Sammlung und genießt Begegnungen mit Kollegen und Freunden.
Das Buch ist auch eine Hommage an Rudolf Buchbinder: Eine Reihe berühmter Dirigenten und Politiker aus seinem Freundeskreis loben ihn in ihren Beiträgen als außergewöhnlichen Musiker und Menschen. Ebenfalls in den Text integriert sind ein Beitrag seiner Frau "Agi" über ihre lange, glückliche Beziehung und ein Text des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll, der bei der Entstehung des von Buchbinder geleiteten Festivals im Schloss Grafenegg eine entscheidende Rolle spielte. Nicht zuletzt die vielen edlen Fotos von Konzertauftritten und von Begegnungen mit bedeutenden (Künstler-)Persönlichkeiten machen das Buch zu einem attraktiven und informativen Werk über einen wichtigen Teil der gegenwärtigen österreichischen Kultur. - Sehr zu empfehlen.

Eva Moser-Reitsamer | biblio
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Wolf Schneider: Der Mensch

: eine Karriere / Wolf Schneider. - Reinbek : Rowohlt, 2008. - 495 S.
ISBN 978-3-498-06405-1       fest geb. : ca. € 20,50

Eine Weltsekunde lang ein bisschen Sinn hineingemogelt. (NB)

Der Mensch, den Arnold Gehlen so treffend als Mängelwesen bezeichnet hat, gleicht seine Mängel durch Institutionen aus, die mittlerweile allerdings für ihn und die Umwelt bedrohliche Ausmaße angenommen haben. Griff der Mensch bis vor kurzer Zeit kaum in die Natur ein, errichtet er seit Erreichen der "kritischen Masse" von 500 Millionen Exemplaren seine Institutionen ungeachtet klimatischer Bedingungen selbst in den letzten Winkeln des Erdballs und sorgt mit seiner ungebremsten exponentiellen Vermehrung für zusätzliche Probleme. Diese steile Karriere zeichnet Wolf Schneider, Redakteur und Autor von über 25 Sachbüchern, in 50 kompakten Kapiteln mit erzählerischem Elan nach. Der interessant aufbereitete Themenkreis umfasst die Unterwerfung der Natur, die Unterwerfung der Menschheit durch die Europäer, die Herrschaft über den Planeten und den generellen Hang zum Übermut, wobei Schneider unsere Urteile und Vorurteile ins rechte Licht rückt. Etwas zu kurz kommt vielleicht die Energieproblematik.
Zeittafeln und einige Farbfotos veranschaulichen den Text. Ein Literaturverzeichnis, Namen- und Sachregister runden das Buch ab. Wirklich Sinn in der Sinnlosigkeit des für Schneider ansonsten toten Universums haben nur "das Leben, das Lachen, das Lieben; das Denken, das Suchen und die Kunst". Dem kann man grundsätzlich nur zustimmen!

Simone Klein | biblio
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Paul Weismantel: Den Alltag lieben lernen

: vom guten Umgang mit der Welt / Paul Weismantel. - Würzburg : Echter, 2008. - 111 S.
ISBN 978-3-429-03031-5       fest geb. : ca. € 10,20

Anregungen zur Alltagsspiritualität. (PR)

Nachdem sich der bekannte geistliche Schriftsteller und Spiritual bereits zum Sonntag und zur Sonntagsgestaltung zu Wort gemeldet hat, wendet er sich hier der Spiritualität des Alltags zu. In sieben mal sieben Impulsen regt er zu einem positiven und phantasievollen Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen und den Dingen des täglichen Lebens an und hilft, diese einmal von einer anderen Seite zu betrachten. Dabei ergeben sich überraschende Zugänge, neue Handlungsspielräume und eine tiefere Beziehung zu bereits Eingespieltem und Gewohntem.
Die unverbrauchten, aus dem Leben gegriffenen Texte lassen Alltägliches neu sehen und schätzen; zudem spricht aus ihnen eine große menschliche und geistliche Erfahrung sowie die Überzeugung, dass Gott uns mitten im Alltag näher ist, als es uns unsere Wahrnehmung oft vermittelt. Dem Autor sei herzlich gedankt, sein Buch sei in jeder öffentlichen Bücherei, noch besser aber in jeder Wohnung immer griffbereit.

Hanns Sauter | biblio
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