OHRENKLICK – kleine BuchreporterInnen unterwegs!
: Bücher und Kinder zur Sprache bringen
Unter dem Titel “OHRENKLICK” hat die steirische Medienfachfrau Dr. Doris Rudlof-Garreis eine einzigartige Audio-Plattform geschaffen, in der Kinder und Bücher in höchst orgineller und anregender Form zur Sprache kommen. Aufbereitet werden diese Lese-, Schau- und Sprecherlebnisse auf der Internetplattform ohrenklick.at.
Für Bibliotheken ist dieses Projekt in mehrfacher Hinsicht von Interesse: Es macht anschaulich, welche Zugänge zu Büchern mit Kindern gefunden werden können, bietet anregendes Material für eigene Veranstaltungen und aktiviert Kinder, selbst als BuchreporterInnen tätig zu werden. Zudem ist erfreulich, dass bei diesen Aktionen häufig Bibliotheken die Orte des Geschehens bilden und somit ebenfalls in den Mittelpunkt der Aufmerksam geraten.
Im folgenden Beitrag aus den bn 4/2012 berichtet Doris Rudlof-Garreis von ihren Erfahrungen rund um das Thema Interviews.
Hilfe, ein Interview! oder Hurra, ein Mikrofon!
von Doris Rudlof-Garreis
Grüß Gott, wir sind ein ungefährliches Reporterteam, wir machen eine unkomplizierte Umfrage!
Diese Begrüßungsformel ist ein Erfolgsrezept! Entwickelt hat es die neunjährige Anja im Radioworkshop der Kinderuni Graz nach dem fünften missglückten Interviewanlauf bei ihrer Umfrage auf der Straße. Seither ist die Wortspenden-Trefferquote beachtlich gestiegen.
Mit gezücktem Mikrofon lassen sich Gehsteige leerfegen: Die Menschen wechseln die Straßenseite, nehmen unerwartete Abkürzungen oder pressen blitzschnell das Handy ans Ohr. Nicht alle, aber erstaunlich viele – auch wenn die Gefahr nur aus zwei reizenden Neunjährigen besteht, die mit einer Mischung aus Aufregung und Vorfreude an die Passanten herantrippeln.
„Warum reden denn die Leute nicht mit uns?“ fragt das zerzauste Reporterteam spätestens nach dem dritten Anlauf. Und es fasst gleich wieder Mut, wenn ich erkläre, dass die Ablehnung nicht ihm, sondern ausschließlich dem Werkzeug gilt.
In meinem Reporterinnenleben leben dagegen herrschen paradiesische Zustände! Wenn ich für Radio- oder Podcastproduktionen Kinder ans Mikrofon bitte, ist es ihnen beinahe an der Nasenspitze anzusehen: Hurra, ein Mikrofon! Meine jungen GesprächspartnerInnen in der Radioarbeit waren es ja auch, die mich zum Kinderliteratur-Webportal „OHRENKLICK! Die BücherreporterInnen“ inspiriert haben. Und es hat sich auch hier wieder bestätigt: Das Mikrofon ist ein Zauberwerkzeug, das Themen reizvoll macht und ihnen eine besondere Bedeutung gibt. Über Bücher zu reden, mit AutorInnen ins Gespräch zu kommen oder einfach mit Gleichaltrigen über den eigenen Lesespaß zu tratschen, das wäre natürlich auch ohne Mikrofon gut möglich – aber mit ist es anscheinend unwiderstehlich. Fast immer gibt es dabei eine spannende „Zwischenstation“, wenn ich Teile der Aufnahme schon während des Interviews vorspiele. Meistens ist sie von erstaunt – verlegenem Gekicher der Kinder begleitet: „Ich kling´ ja so komisch, ich erkenn´ mich fast nicht!“
Das Erleben der eigenen Stimme „von außen“ ist anfangs eine sehr intime Erfahrung, auf die Erwachsene im Interviewtraining manchmal mit gnadenloser Selbstkritik reagieren.
Was ist denn besser, frage ich Kinder in meinen Radioworkshops immer: Selbst zu fragen oder gefragt zu werden?
Meistens gibt es keine besonderen Vorlieben – Hauptsache, das Mikrofon ist im Spiel! Denn Bedenken und Sorgen über die Wirkung des Gesagten sind für Kinder sehr selten ein Thema. Außerdem wissen sie gleich zu Beginn: Wenn ein Aufnahmegerät verwendet wird, ist jeder Stress unnötig, denn das Tonmaterial wird ja bearbeitet und von Hustern, Räusperern und wilden Versprechern befreit.
Die Befindlichkeit von erwachsenen Interviewpartnern hat dieses Wissen kaum jemals ganz von Anspannung befreit: Die unübersehbare Präsenz des Mikrofons erzeugt das Bemühen, die Antwort sofort und perfekt zu liefern.
Als ich vor kurzem als Reporterin eine Literaturveranstaltung besuchte, hat mich eine junge Mitarbeiterin eines lokalen Radiosenders spontan auf mein Webportal OHRENKLICK angesprochen und mich gleich zwischen Tür und Angel ans Mikrofon geholt. Auf ihre Einladung „Ein paar Worte über Ohrenklick, bitte!“ habe ich mich einen Satz sagen gehört, den die deutsche Grammatik nicht vorsieht. Dabei war die junge Dame eine ungefährliche Reporterin mit einem ganz unkomplizierten Anliegen….
Als Beispiel ihrer Arbeit hier der Audio-Beitrag über “Das kleine Farben-Einmaleins”.