Papstbrief: Die Macht und Kraft des Lesens

Der Papstbrief beschäftigt sich mit der großen Frage, was Literatur für unser Menschsein bedeuten und welche Rolle sie in seiner Entfaltung spielen kann. Bildung gewinnt hier den Stellenwert von Sinnbildung. Der Wert von Lyrik und erzählender Dichtung wird detailliert herausgearbeitet, die Bibel als das Buch der Bücher findet dabei erstaunlicherweise keine Erwähnung.
Werden Öffentliche Bibliotheken auch nicht dezidiert behandelt, so ist dieses Dokument doch eine überaus bedeutsame argumentative Unterstützung: Der Papst und die Bibliotheken laden gleichermaßen ein, mit der Literatur in einen offenen Dialog zu treten und sich dem Wagnis des Lesens, Denkens und Empfindens anzuvertrauen. Letztlich ist dieser Brief eine herzliche Einladung zu einem poetisch erfüllten Leben. Zentrale Gedanken könnte man folgendermaßen zusammenfassen.

Literatur macht uns menschlich

Literarische Werke versetzen uns in die Lage, durch die Augen anderer zu sehen, und wir erlangen so einen Blickwinkel, der unsere Menschlichkeit weitet. Zugleich erfahren wir mehr über uns selbst und lernen, uns in unseren Erzählungen besser auszudrücken. Wie sollten wir für andere ein wirkliches Verständnis entwickeln, wenn wir ihre Symbole, Botschaften und Erzählungen nicht kennen?
Wir laufen Gefahr, einem Effizienzdenken zu verfallen. Lesen kann uns helfen, der damit verbundenen unvermeidlichen Beschleunigung und Reduzierung unseres täglichen Lebens entgegenzuwirken.

Literatur gibt uns Tiefe

Literatur eröffnet uns neue Räume. Keine Kultur kann den ganzen Reichtum und die ganze Tiefe des Evangeliums ausdrücken. Lesen ermöglicht uns, die Vielfalt und Vielschichtigkeit der Offenbarung zu hören.

Literatur ist Suche und Wagnis

Man muss das Interesse für Literatur nicht steuern, jeder kann sich selbst auf die Suche machen und darauf vertrauen, den eigenen Weg in die Literatur zu finden. Diese Suche ist ein Dialog mit den Schreibenden.
Beim Lesen sind wir nicht Empfänger einer erbaulichen Botschaft, sondern aufgefordert, uns auf unsicheres Terrain zu begeben. Es ist kontraproduktiv, etwas nur aus Pflichtbewusstsein zu lesen und sich anzustrengen, weil andere dies verlangen.

Aufruf zu einer literarischen Wende

Wir leben in einer Zeit, in der eine ernsthafte intellektuelle und spirituelle Verarmung droht. Deshalb braucht es hinsichtlich der Aufmerksamkeit gegenüber Literatur einen radikalen Kurswechsel.
Das Geheimnis der Sprache und das Geheimnis unseres Lebens sind untrennbar miteinander verknüpft.

Die offizielle deutsche Übersetzung finden Sie unter biblio.at/ueber/papstbrief.html.

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