Beschlagwortung / Inhaltliche Medienerschließung
Die Katalogisierung leistet die formale Erschließung des Medienbestandes, die inhaltliche Erschließung (Sacherschließung) erfolgt durch Systematisierung und Beschlagwortung.
Die Grundidee, Medienbestände zur besseren Erschließung mit Schlagworten zu versehen, erscheint schlüssig und einfach. Da dieser Bereich für die breite Anwendung aber genauen Normen unterworfen werden muss, gehört die Beschlagwortung zu den komplexesten und kompliziertesten Aufgabengebieten.
Die Zielsetzungen und Grundideen dieser Hinführung
- es soll eine Grundorientierung für die tägliche Arbeit von Bibliothekaren/innen in kleineren und mittleren Bibliotheken gegeben werden
- es wird davon ausgegangen, dass die Kataloge mit EDV-Programmen geführt werden
- es steht die grundsätzliche Orientierung im Vordergrund, nicht die Problematisierung schwieriger Einzelfälle
- es geht nicht um die Erstellung eines Regelwerks, sondern um praktische Hilfestellung
- weiterführende Links laden dazu ein, sich näher mit einzelnen Aspekten der Beschlagwortung zu befassen
Stichwort vs. Schlagwort
Bei der Stichwortrecherche sucht der Computer im Katalogisat (und je nach Einstellung oder Softwareprodukt auch in der Rezension) nach bestimmten Zeichenfolgen.
Der große Vorteil: Stichwörter müssen nicht eingegeben werden, sondern entstehen beim Katalogisieren quasi von selbst.
Die großen Nachteile einer Stichwortrecherche:
- Die Wörter verändern sich je nach grammatikalischer Umgebung: Einzahl, Mehrzahl, weibliche oder männliche Form, ... (Hund, Hündin, des Hundes, der Hündinnen...)
- Es gibt Treffer, die thematisch mit dem gesuchten Begriff nichts oder wenig zu tun haben: Suche "Tango" - Treffer: "Der letzte Tango"
- Wenn in der Rezension steht, dass das Buch NICHT von Mozart handelt, bringt es der Computer bei der Suche nach "Mozart" trotzdem!
- Die Zeichenfolge steckt auch in Wörtern, die mit dem gesuchten Begriff nichts zu tun haben.
- Systeme, die auch Wortteile recherchieren, bringen bei einer Suche nach "Wien" auch den Treffer "Jugoslawien" oder bei Suche nach "Rom" den Treffer "Roma" (=Volksgruppe)
Die 'Regeln für den Schlagwortkatalog' : RSWK
Die RSWK sind das Regelwerk für die verbale Sacherschließung schlechthin und im gesamten deutschen Sprachraum verbreitet.
Die RSWK verwendet keine freien Begriffe, sondern kontrollierte Termini - sie werden in der Schlagwortnormdatei (SWD) geführt. 2004 waren ca. 600.000 Schlagwörter verzeichnet und weiters ca. 700.000 Verweisungen (jährlich kommen ca. 5,5 % dazu).
Die CD-ROM mit der SWD und PND (Personennamendatei) u.a. ist über die 'Deutsche Bibliothek erhältlich. In der Schlagwortnormdatei (SWD) der Deutschen Bibliothekek Frankfurt kann man online recherchieren:
Beispiel eines Suchtreffers nach dem Begriff "Toskana" unter Melvil:
g| das vorangestellte Zeichen besagt, um welche Art
von Schlagwort es sich handelt; g = geografisches Schlagwort
BF = "benutzt für"; hier stehen verwendete Synonyme
UB = "Unterbegriff"; die Schlagwörter sind auch hierarchisch
miteinander verknüpft; die hier angeführten Regionen stehen hierarchisch
unter dem Begriff
VB = "Verwandter Begriff"
DDC = Dewey Decimal Classification = Dewey Systematik
Was wird beschlagwortet?
Grundsätzlich können/sollen alle Medien beschlagwortet werden. Belletristik wird nur beschlagwortet, wenn Sie sich sehr explizit auf bestimmte Themen bezieht.
Was | Richtig | Falsch |
Normalschrift, nicht BLOCKSCHRIFT! | Italien | |
Nach Möglichkeit werden Substantive verwendet! Bsp: Klindt, Ela: Tanzen in der Schule nicht: Bsp: Bachl, Hans: Wir singen und spielen | Tanz, Musikerziehung | |
Zahlen und Ziffern werden ausgeschrieben | Erste Liebe, Drittes Reich | |
Keine Auflösung der Zahlen bei Jahreszahlen oder Fomeln | Geschichte 1939, Uran-235 | |
Schlagwörter stehen in der Regel in der
Einzahl; Bsp: Eurich, Klaus: Computerkinder (Ausnahmen siehe eigenes Kapitel unten) |
Kind | |
Substantive werden in der männlichen Form
angesetzt, außer es handelt sich ausschließlich um Frauen
Bsp: Ostarbeiterinnen in deutschen Familien |
Polin | |
Es gilt die eingedeutschte Namensform Bsp: Das neue Hellas |
Griechenland | |
Einzelbegriffe vor Wortkombinationen: Bsp: 222 Pizzagerichte |
Pizza, Kochbuch |
Einer gegen alle! Einzahl oder Mehrzahl?
In der Regel gilt, dass Begriffe in der Einzahl angeführt werden, soweit das sprachlich möglich und auch gebräuchlich ist.Bulitta, Erich: Nationalparks in Südwest-USA
SW: Nationalpark
Kalliske, Ingo: Sicherheit des Transportes von Kindern auf
Fahrrädern
SW: Kind
Fliegenfischen auf Forellen
SW: Forelle
Die Mehrzahl steht bei Begriffen,
- bei denen die Einzahl ungebräuchlich ist
Arbeitsbedingungen, Haferflocken - als Bezeichnung für Völker und Volksgruppen
Chinesen, Russen, Polen <Volksgruppe>, Weiße, Schwarze - bei Personen-, Volks- und Ländergruppen
Jesuiten, Industrieländer - bei historischen Ereignissen, die Gruppen bilden
Befreiungskriege, Kreuzzüge
aber: Kreuzzug <1248-1254> - bei Wissenschaften, die gemeinsam eine Gruppe bilden
Humanwissenschaften - n der Zoologie und Botanik, wenn mit dem Begriff Unterfamilien, Familien,
Klassen, Stämme usw. beschrieben werden
Pflanzen, Fische, Rosengewächse - in der Chemie und Biochemie zur Bezeichnung von Gruppen, Mustern
Kohlenwasserstoffe
Ärger mit dem Doppelgänger!
Manche Wörter, haben mehrere gänzlich verschiedene Bedeutungen. Eine "Brücke" z.B. gibt es in der Architektur, in der Zahnmedizin und in der Bodengymnastik. Darüber hinaus bezeichnet das Wort aber auch noch eine bestimmt Art von Teppich und eine bekannte Künstlervereinigung.
Solche Begriffe mit mehreren Bedeutungen bezeichnet man als "Homonyme". Um eine gezielte Suche zu ermöglichen, braucht man daher ein eindeutiges Kriterium zur Unterscheidung - den sogenannten "Homonymen-Zusatz", der in Winkelklammern angeführt wird:
Brücke <Architektur> | Brücke <Künstlervereinigung> |
Strauß, Johann <Vater> | Strauß, Johann <Sohn> |
Zwettl <Rodl> | Zwettl <Niederösterreich> |
Kind <4-8 Jahre> | Kind <8-12 Jahre> |
Noch komplizierter ist der umgekehrte Umstand, wenn es für einen Gegenstand mehrere gleiche oder ähnliche Begriffe gibt ( = Synonyme). Mit welchem Schlagwort soll ich ein Buch über die Autos der 90er Jahre beschlagworten? PKW, Auto, Personenkraftwagen, Kraftfahrzeug...?