Veranstaltungen 

 13. November 2003 

 

Von Pepita bis Pink Panther
Der Wonderbra der 60er und andere Geschichten,
Gedichte und Lieder aus den 50er und 60er Jahren

  •   Warum es den "Wonderbra" in Dornbirn schon längst gab ...
  •   Warum Frieda I. um 4 Uhr morgens vor der Schicht bei Hämmerle auf Kehlegg rodeln ging ...
  •   Warum man in der Kochschule im Oberdorf besonders braun wurde ...
  •   und andere Dornbirner Geheimnisse, die nun endlich gelüftet werden!

Brigitte Bardot | Heinz Erhard | Reisen | Pink Panther | Elvis | James Dean | Mode | Nierentisch | Mondlandung | Wienerwald | Bob Dylan

Lesung und Gesang : Gabriele Kaar
Musik : Dario Denti

Wann: Donnerstag, 13. November 2003, 20.00 Uhr
Wo: Stadtbücherei Dornbirn, Schulgasse 44

 

 27. November 2003 


Geschichten von Großmüttern und Großvätern
mit Texten von Friederike Mayröcker, Erich Fried, Evelyn Schlag..
und Erzählungen von Zeitzeugen

Die Stadtbücherei Dornbirn lädt ein
Lesung
   Silvia Comploj
Musik
  Milos Todoroski, Akkordeon
Fotos
  Ulrike Bischofberger
      
Wann
  Donnerstag, 27. November 2003, 20 Uhr
Wo
  Stadtbücherei Dornbirn, Schulgasse 44
Eintritt
  4 Euro
      

Die Fotoausstellung kann bis 23. Dezember 2003 während der Öffungszeiten der Stadtbücherei Dornbirn besucht werden:

Di, Mi, Fr: 10-18 Uhr; Do: 10-12 Uhr; Sa: 10-13 Uhr

 

Rückschau
 11. Oktober 2003 

 

„Und wenn ih a früohor denk...“

„Was will die jüngere mit der älteren Generation?“ Ja, was will sie wirklich?
Das ist eine sehr brisante Frage, die uns im 21. Jahrhundert beschäftigt.
Das erste Generationen Forum in Vorarlberg setzt sich mit dieser Frage näher auseinander.
Das Thema des Tages ist der Dialog mit der „jüngeren“ und „älteren“ Generation. Wie?
Am Beispiel der lebensgeschichtlichen Lebenslaufforschung und des Erinnerungstheaters: Die Vorträge werden von Frau Maria Thaler-Neuwirth Altenpflegerin-Theaterpädagogin, Frau Karin Schertler Pädagogin Altenpflegerin, Dipl.- Phys. Heinz Blaumeiser Angewandte Sozialwissenschaften und Mag. Werner Matt, Stadtarchiv Dornbirn gestaltet.

Erzählen, Erinnern, Plaudern. Mitwirkende Frauen und Männer aus Innsbruck, Südtirol und Vorarlberg erinnern sich an Ihre Kindheit, Teenagerzeit, und möchten den Generationen einen Einblick in die Erinnerungen von damals bieten: Die 50er , 60er und 70er Jahre.

Die Frauen und Männer erstellten gemeinsam mit Frau Maria Thaler-Neuwirth und Frau Karin Schertler kleine Drehbücher und eine Choreographie zusammen: „Überholspur“ und “Wir bleiben am Boden und tanzen davon.“

Zeit: 11. Oktober 2003, 10.00 bis 17.00 Uhr
Ort: Bildungshaus Batschuns, Vorarlberg
Kontakt: Mag. Brigitte Madlener, Tel 05522/44290-0

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenlos!

 25. September 2003 

 

Mutprobe

Ein humorvolles Stück der Erinnerungstheatergruppe
„Wir bleiben am Boden und tanzen davon“

Wann: Donnerstag, 25. September 2003, 20.00 Uhr
Wo: Stadtbücherei Dornbirn, Schulgasse 44

WIR SCHREIBEN DIE JAHRE 1969 UND 1971 ...

... es waren einmal zwei Mädchen. Die eine 14 Jahre alt, die andere 16.
Sie kannten sich nicht, aber zeitgleich hatten sie dasselbe vor:

„Sich aus dem Korsett der Zeit zu befreien“, und zwar den Verboten und Geboten der 60er- und 70er Jahre.
Dies war die Zeit der Beatles, der Rolling Stones, der 68iger Bewegung.
„Freiheit“ war der große Modetrend. Alles schien möglich zu sein.
Doch das war nur „Schein“.

Trotzdem kommen die Mädchen zu ihren Jeans, zu ihrer Musik und schaffen es sich auf abenteuerliche Weise zu emanzipieren.
Geschichten vom Cola-, Minirock-, Jeans-, Bikini-, Kino-, Bravo-Heft- Schallplatten- und Radio-Verbot . . .

Erinnerungen von zwei heute erwachsenen Frauen, die manche Maske getragen, diese aber auch wieder abgeschminkt haben.

 


 4. Juni 2003 

 

Das ABC der 50er und 60er Jahre

Die Stadtbücherei Dornbirn lädt ein
zu einem literarisch-musikalischen Ausflug

Lesung: Regine Simma
Musik:
Vera Mittelberger, Diethard Kopf
Einblicke:
Ulrike Unterthurner

Wann: Mittwoch, 4. Juni 2003, 20.00 Uhr
Wo: Stadtbücherei Dornbirn, Schulgasse 44

Sie hören und sehen etwas zu: Auto + Antibaby-Pille | Barbie + Beatles | Coca-Cola + Camelia | Dralon + Dramatisches | Elvis + Einbauküche | Film + Fernsehn | Gummibäume + Gummitwist | Hula-Hoop + Halbstarke | Ill + Ilg | Jazz + Jugendschutz | Kofferradio + Kriminaltango

Veranstaltungsbericht

„Ein ABC der 50er und 60er Jahre“

Am 4. Juni 2003 fand in der Stadtbücherei Dornbirn ein literarisch-musikalischer und sehr historischer Ausflug statt: „Ein ABC der 50er und 60er Jahre“. Die Veranstaltung war sehr gut besucht.

Intention war, die 50er und 60er Jahre lebendig werden zu lassen und dabei alle Sinne anzusprechen. Die Besucherinnen und Besucher sollten angeregt werden, sich mit dieser Zeit, ihrem eigenen Erleben und ihren eigenen Erfahrungen auseinanderzusetzen. Das Publikum bestand nicht nur aus damaligen Jugendlichen, sondern auch aus jungen Leuten, die hören wollten, wie das damalige Lebensgefühl ihrer Eltern wohl war und wie sie gelebt haben. Zur Sprache kamen der erste Kinobesuch, der erste Plattenspieler, die erste Jeans, das erste „Bravo“, doch auch das Thema Gummibäume und Gemütlichkeit; Anleitungen zum Gummitwist und Anregungen zum Singen von Ohrwürmern wurden ebenso gegeben.

Das Publikum zeigte sich von der Veranstaltung begeistert: „Ich habe mich total in meine Jugend zurückversetzt gefühlt“, schwärmte eine 65jährige Dame aus Dornbirn. Besonders angesprochen zeigten sich viele Besucher von der laufenden Ausstellung im Ambiente dieser Jahre. Originale Exponate, Zeitungsausschnitte und Plakate luden zu einem Streifzug durch das Alltagsleben ein. Bereits die Vorbereitung der Ausstellung zeigte, welche Schätze unsere Besucher aufbewahren: Von Camelia-Handtäschchen und Petticoats über Hüte und Schallplatten bis hin zu Wolford-Strümpfen und Radios wurde uns zur Verfügung gestellt.

„Was hat das alles mit meinem Leben zu tun?“

Eine Intention war, dass die Anwesenden im Anschluss an die Veranstaltung ihre eigenen Geschichten erzählen – was sie auch gemacht haben. Wir haben viele Gespräche geführt, Interviews gemacht, wollten wissen, wie „das Ganze“ angekommen ist. „Waren unsere Beispiele passend oder zu weit hergeholt – wie haben Sie das erlebt?“ So erfuhren wir, wie Ballkleider im Kohlenkeller versteckt wurden oder ein Mädchen um jeden Zentimeter Haarabschneiden gekämpft hatte.

Vordergründig klingen viele dieser Geschichten humorvoll, doch ist mit ihnen sehr viel Bitteres verknüpft. Einige Teilnehmerinnen sprachen davon, wie sehr sie gelitten und welche Kämpfe sie auf sich genommen haben.

Wie geht es weiter?

Diese Reisen in die Vergangenheit möchten wir noch weiter vertiefen und intensivere Interviews machen. Ein Traum von uns ist, dass wir eine Lesung gestalten mit Auszügen aus Gesprächen und Texten von den Veranstaltungsteilnehmern...

Und: Wir wurden mittlerweile von anderen Büchereien und Organisationen engagiert, um unsere „ABC“- Veranstaltung aufzuführen.

Ein ABC der 50er und 60er Jahre

Einleitung zu den 50er/60er Jahren
Musik: „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“

A
Auto
Waren Autos vor dem Krieg Luxusartikel, die nur den Superreichen vorbehalten waren, so avancierte das eigene Auto Ende der 50er Jahre mit der Entwicklung des Volkswagens „Käfer“ zum erfüllbaren Traum. Im Dezember 1950 wurden in Österreich 48.453 PKWs registriert. Ende 1959 lagen bereits 348.852 Anmeldungen vor.

Antibabypille
1962 kam die Antibabypille in Deutschland auf den Markt – das war der Startschuss für die legendäre sexuelle Revolution. In kürzester Zeit galt vorehelicher Geschlechtsverkehr bei Vielen als gesellschaftlich akzeptiert. Ein radikaler Geisteswandel zu den 50ern. Das galt zwar mehr für die großen Städte als für die ländlichen Gegenden. Hier – und auch in Vorarlberg - war die Pille immer noch schwer zu bekommen, manche Frauenärzte weigerten sich, diese zu verschreiben, da sie um die Moral fürchteten.
Musik: Babysitter-Song (Bill Ramsey)

B
Bravo: Lesung „Der Bravo-Starschnitt“
Barbie
1959 kam in den USA die erste Barbiepuppe auf den Markt. Barbies Vorgängerin war eine deutsche Pin-up Puppe, die „Bild-Lilli“. Sie war die erste Puppe der Welt, die erwachsen aussah, aber für Kinder gedacht war.

Beatles
Die Beatles starteten mit ihren schrägen Pilzfrisuren und dem Hit “I want to hold your hand” vom Hamburger Starclub aus ihren Erfolgskurs durch die weite Welt. Bei ihren Konzerten fielen die Teenies reihenweise in Ohnmacht.

„Pfui, a Beatle!“ Das war der Ausspruch des Vaters meiner Freundin, wenn aus dem Radio englischsprachige Musik erklang.

Musik: Beatles-Song

C
Coca Cola
Coca Cola wurde zum oppositionellen Statussymbol einer neuen Jugendkultur und des „american dream“. Konservative wie Kommunisten zogen in Österreich in den 50er Jahren gegen das neue Getränk zu Felde. „Eine Person, die Coca-Cola trinkt, fällt auch bald anderen verderblichen Gewohnheiten anheim“, hieß es. Gerüchte gingen um, den Konsumenten würden büschelweise die Haare ausfallen. Doch das Getränk setzte sich trotzdem durch.

Camelia
Werbetext von 1961 mit Bild einer adretten, jungen Frau: „Bewundernswert gepflegt“ ist diese junge Frau. Mit viel Schönheitssinn hat sie sich ein eindrucksvolles, heiteres Heim eingerichtet. Ist sie nicht reizend, diese liebenswürdige Frau, die im Haushalt, im Beruf und auch in festlichen Stunden immer vergnügt und gepflegt ist? Wie sie die kritischen Tage immer mit der gleichen Sicherheit und Heiterkeit meistert, ist das Geheimnis einer kleinen Handtasche. Ein Geheimnis, das nie verraten wird – die kleine „Camelia- Taschenpackung“ ist ja so unauffällig“.
Übrigens: Dieses Handtäschchen ist unten beim Verleihpult zu bewundern.

D
Dralon
Neue, preiswerte und zudem noch pflegeleichte Stoffe aus Kunst- oder Mischfasern wie Dralon, Perlon oder Trevira kamen auf den Markt. Diese Materialien und der allmähliche Einzug der Waschmaschinen in die Haushalte bewirkten im Verlauf des Jahrzehnts einen langsamen Wandel in den Kleidungsgewohnheiten: Man konnte es sich erlauben, Wäsche und Kleidung häufiger zu wechseln.
Aus der Werbung:
„Bin ich ein König oder Millionär?“
Eine große Sehnsucht ist jetzt Wirklichkeit. Ich leiste mir täglich frische Unterwäsche: PERLON! Abends beim Händewaschen geht sie mir durchs Wasser. Ein bisschen Feinwaschittel tut´s schon. Morgens fühle ich mich darin wie ein königlicher Millionär!
Meine Herren: Es kommt aufs „unten drunter“ an. Der Mann der PERLON- Zeit ist auch in Unterhosen....ein Herr!
Musik: „Seemann, deine Heimat ist das Meer“

Dramatisches
Die Revolte von Fußach:
Es dürften an die 20.000 Landsleute gewesen sein, die am 21. November 1964 im Fußacher Hafen zusammenkamen, um gegen Verkehrsminister Otto Probst zu demonstrieren. Probst überging alle Landeswünsche nach einer „Vorarlberg“. Er wollte das neue Schiff unbedingt auf „Karl Renner“ taufen. „Fußach“ machte Schlagzeilen im In- und Ausland, es beschäftigte monatelang die österreichische Innenpolitik und wurde schließlich zum Synonym für föderalistischen Widerstand.

E
Elvis
Elvis Presley war das Idol der amerikanischen und deutschen Jugend. Der ehemalige Lastwagenfahrer aus Tennessee hatte im Jahr 1956 bereits acht Millionen Schallplatten verkauft. „Der epileptische Gartenschlauch“, wie ihn HEUTE im April 1959 nennt, stand bereits seit längerem als Sündenbock für unbewältigte Jugendprobleme zur Verfügung. „Eine neue Seuche greift um sich“, urteilt im Oktober 1956 die WIENER ILLUSTRIERTE. Die Jugend sei „außer Rand und Band geraten“, breche beim Anhören der neuen Musik „in wildes Grölen und hysterisches Schreien aus“ und werfe sich in wilder Ekstase zu Boden.

Musik: Elvis-Song anspielen


Einbauküche
Statt der herkömmlichen Wohnküche galt nun die wenige m2 große Arbeitsküche oder Einbauküche als modern. Einbaumöbel in genormter Größe wurden einzeilig, zweizeilig oder L-förmig angeordnet, so dass alle Arbeitsgänge möglichst an einer Wand konzentriert waren, um der Hausfrau unnötige Wege zu ersparen.


F
Film & Fernsehen
Am Ende der 50er Jahre trat das Fernsehen als neues Massen- und Freizeitmedium hervor und verdrängte das bis dahin so beliebte Kino. Am 1. Jänner 1957 begann der regelmäßige Fernsehbetrieb in Österreich. Ende 1959 wurden in Österreich insgesamt 127.402 Fernsehteilnehmer registriert. Auch hier hatte die Kirche bei der Programmgestaltung einiges mitzureden. Grundsätzlich sollten alle Programme den Prinzipien einer „sittlichen Lebensordnung“ entsprechen (z.B. positive Einstellung zur Familie, keine „triebhaften“ Darstellungen, keine Herabwürdigung der Ehe).

Lesung: Aus dem Tagebuch der Romy Schneider


Fernweh
In der Trümmerzeit hatte die Fahrt ins Ausland zur größten Sehnsucht gehört. Nun konnte man sie sich leisten. Eine neue Reiseform für billig Urlaube kam auf – Camping - Zelten mit Motorroller. Beliebtes Reiseziel war vor allem Italien.

Musik: „Zwei kleine Italiener“

G
Gummibäume
Gummibäume durften in keinem bürgerlichen Haushalt fehlen. Nebst Nierentischen und Couchecken waren sie der Inbegriff von Behaglichkeit und Gemütlichkeit. Siehe Dekoration!

Gummitwist
Gummitwist ist zwar kein Tanz, aber die Beine kann man sich dabei auch gut verdrehen. Wenn Sie neue Anleitungen dazu suchen: können wir sie Ihnen aus dem Internet besorgen.


H
Hula-Hoop
In den 50er und 60er Jahren war der Hula –Hoop Reifen sehr beliebt und fand reißenden Absatz. Seine Produzenten waren in kürzester Zeit Millionäre. Beim regelmäßigen Gebrauch versprach die Werbung viele Vorteile: Der Reifen mache den Organismus gelenkig, setze das Gewicht herab und verscheuche schlechte Laune. Es gab regelrechte Wettbewerbe; der 19 jährige John Filmens stellte einen Zeitrekord mit 10 Stunden und 10 Minuten auf. Francis Elmen bewegte vierzehn Ringe gleichzeitig, und die 11 jährige Mary May hielt mit 18.000 Umdrehungen in 3 Stunden und 30 Minuten den Schnelligkeitsrekord.

Halbstarke
In den 50er Jahren entstand eine neue Jugend-Subkultur, die sogenannten „Halbstarken“. Die Gallionsfiguren dieser Gruppe waren James Dean „denn sie wissen nicht was sie tun“ und Marlon Brando „der Wilde“. Wie ihre Idole kleideten sich die Jugendlichen in schwarze Lederjacken und Jeans. Die Schmalzlocke und die Zigarette im Mundwinkel durften natürlich nicht fehlen. Als Parade-Halbstarker des deutschen Films galt Horst Buchholz.

Lesung: Ulrich Plenzdorf: Blue Jeans
Musik: „Ich will nen Cowboy als Mann!“

I
Ilg
Aus dem Buch “Meine Lebenserinnerungen” von Landeshauptmann Ulrich Ilg: “Man hat natürlich Enttäuschungen erlebt. Wie oft habe ich auf Versammlungen appelliert, die Gesinnungsfreunde möchten aus Treue und Anhänglichkeit zur Partei die eigene Presse, das Volksblatt abonnieren. Die Wirkung meiner Werbung war leider immer ergebnislos. Das ist die größte Enttäuschung gewesen, die ich erlebt habe“.

J
Jazz
Nach der Unterdrückung des Jazz im nationalsozialistischen Deutschland setzte er sich in den 50er Jahren im deutschsprachigen Raum als Musikform durch. Jazz-Fans organisierten sich in sogenannten Hot Clubs und veranstalteten Jamsessions, Konzerte und Plattenabende.

Jugendschutz
Am 1. November 1964 trat das erste Vorarlberger Jugendschutzgesetz in Kraft. Die Notwendigkeit für die Schaffung dieses Gesetzes wurde damit begründet, dass die „heutige Jugend“ „gefährdeter, labiler, Umwelteinflüssen stärker preisgegeben und schutzloser“ wäre als „in früheren Zeiten“.
„Man denke an die negativen Folgen der ständigen Schrift-, Bild- und Toneinwirkungen, wie sensationelle und erotisierende Schriften (Illustrierte), Filmbesuch und Fernsehen (Starkult), Radio und Musikautomaten (Schlager, heiße Musik), an die diversen Produkte der Vergnügungsindustrie, die künstlich Bedürfnisse wecken, an den vorzeitigen Genuß von Zigaretten und Alkohol sowie an das sexuelle Früherlebnis“.

Gewarnt wurde vor allem vor dem Besuch von Filmvorführungen. Filme unterlagen einer strengen Zensur und wurden teilweise auch verboten„“die Sexwoge sollte sich nicht über „den einzelnen und über die ganze Familie“ ergießen.

Um die Jugendlichen zum Sparen zu bringen, war die Behörde z.B. berechtigt „unter gewissen Voraussetzungen einen Teil des Lohnes bis zur Erreichung der Volljährigkeit auf ein Sparkonto zu legen“, um so „bessernd auf die Jugend einzuwirken“.

K
Kofferradio
Das neue Kofferradio wurde „Frohsinn“ genannt. 1954 feierte der österreichische Rundfunk seinen 30. Geburtstag und vermeldete 1.735.584 Teilnehmer.

Kriminal-Tango / Musik: Kriminal-Tango

L
Langhaarige
Die Beat-Kultur mit ihrem Pilzkopf, dem Mini und der Unisexmode war auch ein Ausdruck „subversiver Gefühle“. Während die Mädchen um jeden Zentimeter Rocklänge kämpften, kämpften die jungen Männer um jeden Millimeter Haarlänge. Das Tragen langer Haare war nicht nur ein Modetrend, sondern auch ein Zeichen von Unangepasstheit und Rebellion.
Aus einem Leserbrief 1967: “Unsere Soldaten sind der Ansicht, dass die Pilzkopfmähnen nicht nur gewaschen, sondern auch geschoren werden müssen“.

Lederjacken
Mick Farren beschreibt seine erste Begegnung mit der schwarzen Jacke:“ Ich wand mich in das hinein, was mein erstes cooles Kleidungsstück werden sollte. Es war das Bronx-Modell. Ich traute meinen Augen nicht, ich sah so cool aus. Meine Beine wirkten länger und meine Schultern breiter. Ich war eine Kreuzung zwischen Elvis und Lord Byron..“.

M
Mini
Die Engländerin Mary Quant führte 1962 den Minirock in die Welt der Mode ein. Die neue Länge setzte sich durch, der Mini-Rock wurde zum Modeschlager auf der ganzen Welt. Sogar das englische Königshaus räumte eine Kleiderlänge von exakt sieben Zentimetern oberhalb der Kniemitte ein. Nur der Vatikan verbot die neue „unzüchtige“ Kleidung.

N
Nitribitt
Rosemarie Nitribitt gilt als Deutschlands berühmteste Prostituierte, als erstes sündiges Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Die Edelhure fuhr mit ihrem feuerroten Cabrio durch die Straßen und trank mit ihren Kolleginnen Champagner. Nitribitt wurde 1957 mit einem Nylonstrumpf erwürgt in ihrer Wohnung aufgefunden. Ihr Tod entwickelte sich zum
1. Gesellschaftsskandal der BRD.

Musik: „This lady is a tramp“


O
Oswalt Kolle & Ordentliches
Oswalt Kolle machte es sich mit missionarischem Eifer zur Aufgabe, mehr Spaß in die Schlafzimmer zu bringen. Mit Filmen wie „Das Wunder der Liebe – Sexualität in der Ehe“, „Deine Frau, das unbekannte Wesen“ oder „Dein Mann, das unbekannte Wesen“ widmete er sich der Aufklärung. Und er wurde damit zum Volkshelden. Über Sexualität zu sprechen war plötzlich Zeitgeist.

Ordentliches
Lesung: Aus der Biographie von Johanna Dohnal

Ohrwurm
Musik


P
Petticoat
Ob gepunktet oder gestreift oder mit Blümchen: Der knielange Petticoat mit den vielen gestärkten Unterröcken war in den 50er Jahren das absolute „must“ und durfte vor allem beim Rock´n´Roll tanzen nicht fehlen.

Plattenspieler
1960 besaß jeder dritte deutsche Haushalt einen Plattenspieler und nur jeder sechste verfügte über ein Bad.


Q
Quinn
1956 erreichte der Boom der Heimat- und Fernwehschlager mit „Heimweh“ von Freddy Quinn, eigentlich Manfred Nidl-Petz, seinen Höhepunkt. Dieser Schlager war für den 1931 in Wien geborenen Sänger der erste große Erfolg. Freddys Erfolg hing vor allem mit dem hohen Maß an Glaubwürdigkeit zusammen, die der bei Jung und Alt gleichermaßen beliebte Interpret vermittelte. Seine Lieder handelten von „Sehnsucht“, „Heimweh“ und „Einsamkeit“ und trafen den Nerv der Zeit. Seine Biographie bot den Hintergrund für das Image des heimatlosen, gitarrespielenden und singenden Seemans. „Du brauchst doch immer wieder einen Freund“ - so der Text seines Werbeplakates.

Musik: „Die Gitarre und das Meer“

R
Rock´n´Roll
Dass Rock´n´Roll Slang-Ausdruck für „Beischlaf“ ist, „Schaukeln, Wälzen“ oder ähnliches bedeutet, war hierzulande kaum bekannt. Gott sei Dank. Aufregung gab´s auch so genug. 1959 berichtete die WIENER ILLUSTRIERTE unter Berufung auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse:
„Sorgfältige Untersuchungen“ erbrachten nämlich empirisch „den Beweis“, „dass die Rock´n´Roll Tänzer zu 95% und oftmals sogar zu 99% vollkommen normale Menschen“ oder, wie es in dem Bericht auch heißt, „achtbare junge Bürger“ seien, „die sich wieder ganz sachlich und vernünftig benahmen, sobald sie auf ihre Plätze, an ihren Tisch, zurückgekehrt waren“.

Musik: einige Takte Rock 'n’ Roll


Roller
Der Lohner-Roller war der Traum vieler Teenager und Twens, nur leider für die meisten unerschwinglich. Ein Roller kostete damals ein kleines Vermögen.
Die Alternative war manchmal: Bauplatz kaufen oder doch lieber den Roller?


S
Strumpfhose
Der Strapsenapparat, obwohl vor 70 Jahren als Gesundheitsformwäsche eingeführt, war spätestens nach der Einführung des Minirocks undenkbar geworden. Er verhinderte gerade jene Bewegungsfreiheit, die der Mini gewähren sollte. Die neu entworfene Strumpfhose, eigentlich eine typische Schreibtischkonstruktion, fand sofort reißenden Absatz.


T
Twist
Die 60er Jahre bringen eine neue Jugendkultur, neue Musik, neue Stars. Es wird Twist getanzt. Viele Erwachsene nannten diesen Tanz „obszön“ und sogar „gesundheitsschädlich“. In Vorarlberg wurde 1962 mit Berufung auf Paragraph 5 des Gesetzes über die Abhaltungen von öffentlichen Veranstaltungen aus dem Jahre 1929 der „Twist“ verboten, da er zu den Tänzen zählt, „die das Sittlichkeitsgefühl verletzen“.

Musik: einige Takte Twist

Twiggy
Das englische Modell Twiggy („Zweiglein“) alias Leslie Hornby war das bekannteste Fotomodell ihrer Zeit. 1966 wurde sie „zur teuersten Bohnenstange der Welt“ erklärt. Sie verkörperte eine neue Weiblichkeit, die sich vom vollen gerundeten Schönheitsideal der 50er Jahre distanzierte. In waren jetzt vorpubertäre Jugendlichkeit, kleine Brüste und ein zarter, zerbrechlicher Körperbau. Viele Teenager versuchten damals zu hungern und die „Idealmaße“ von Twiggy 78-55-80 zu erreichen. Im Vergleich damals: Brigitte Bardot 93-50-85.


U
Ungehöriges
Mit dem Aufkommen des Films beschloss der Vorarlberger Landtag im Jahre 1928 ein Lichtspielgesetz, dessen Vollzug in den 60er Jahren immer wieder für Österreichweites Aufsehen sorgte. So wurden Filme verboten, die anderswo Prädikate erhielten, wie etwa 1964 „Irma la Douce“ und ein Jahr später „Der Reigen“ von Arthur Schnitzler. Vorarlberger Jugendliche sahen sie trotzdem – in Lindau.

Lesung: Aus der Autobiographie von Petra Schürmann


V
Verliebtes
1956 erscheint erstmals die Jugendzeitschrift „Bravo“ des Münchener Kindler-Verlages. Diese Zeitung bot schon damals Rat und Hilfe für Jugendliche zum Thema Liebe und Sexualität an. Dass es die Teenager auch damals nicht leicht hatten, beweist folgender Leserbrief zum Thema: „Sie wollen mehr als nur Küsse! Der gefährliche Heimweg nach dem Tanzabend.“

Liebes Bravo,
Heute möchte ich Dir endlich meine Frage, welche mir schon lange am Herzen liegt, schreiben.
Ich nehme an, dass viele Mädchen schon vor einem solchen Problem gestanden haben, aber keine sich recht traut, es zu veröffentlichen.
Meine Freundin und ich sind 17 Jahre. Im letzten Jahr haben meine Freundin und ich uns schon oft von Jungs nach Hause bringen lassen, mit denen wir zum Beispiel schon einige Male getanzt hatten und von denen wir auch einen netten Eindruck hatten. Unterwegs, manchmal im Wagen, wollten sie uns gleich küssen. Wir weigerten uns dann natürlich, konnten uns aber zuletzt nicht mehr durchsetzen. Sollen wir uns eigentlich schon einen harmlosen Kuss gefallen lassen?
Sind wir dann kurz vor unserem Haus angelangt, wollen sie, dass wir uns ihnen ganz hingeben. Was wir noch nie getan haben. Natürlich machen die Jungs uns dann Vorwürfe, z.B. wir hätten sie nicht gern und wir wären die einzigen, die es nicht täten. Aber das glauben wir nicht.
Manchmal wissen wir wirklich nicht, wie das noch weitergehen soll und sind ganz verzweifelt. Die meisten Jungs konnten wir zudem auch noch gut leiden, aber sie guckten uns nicht mehr an. Ist so etwas denn die „heutige Mode“? Wir wissen es nicht. Gib Du uns einen guten Ratschlag, wie wir uns verhalten sollen.
Sind heute denn fast alle Jungs so? Oder gibt es auch noch andere? Meistens ist es so, dass wir gerade solche am liebsten leiden mögen.
Zwei verzweifelte Bravo-Leserinnen

Musik: „Liebeskummer lohnt sich nicht my darling“

W
Winterspiele

Medaillengewinner Herren Olympische Winterspiele 1956:
Abfahrtslauf Toni Sailer Gold
Spezialslalom Toni Sailer Gold
Riesenslalom Toni Sailer Gold

Wurzlitzer
1954 greift die „Wurlitzer“ Welle auf Österreich über. 1957 wandern 144 Millionen Schilling in derartige Musikautomaten, was etwa 890 Einfamilienhäusern entspricht. Ausgaben, die durch die im März desselben Jahres eingeführten silbernen Zehnermünzen mit Goldhaubenmotiv noch erleichtert wurden.


X
XY ungelöst
Am 20. Oktober 1967 wurde die erste Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ mit Eduard Zimmermann ausgestrahlt.


Z
Zeitschriften
Die aktuellsten Zeitschriften waren damals die Wiener Bildwoche, die Wiener Illustrierte oder die Große Österreich Illustrierte. Sie enthielten ca. 20 Blätter, der Aktualitätsgehalt war meistens gering, Bilder und Berichte vielfach austauschbar. In den Gasthäusern lagen meist veraltete Exemplare auf. Erst mit Einführung des Lesezirkelabonnements verkürzte sich der Aktualitätsrückstand auf 3 Wochen bis vierzehn Tage. Das Blatt der Hausfrau gab praktische Tipps: etwa „wie macht das Arbeiten Spaß“ und es stellte eine „Besengymnastik“ vor.
Lesung aus den „Vorarlberger Nachrichten“: „Fußbodenreinigen leicht gemacht“