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Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2008

Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2008

 

Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis    

Aus 219 eingereichten Titeln wurde von der Jury das Preisbuch gewählt und 14 weitere Titel als empfehlenswert hervorgehoben.

  

Weiterführende Infos und Besprechungen:

 

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Running Man

 

Bauer, Michael G.: Running Man

: Roman / Michael Gerard Bauer. Aus dem Engl. von Birgitt Kollmann. - Zürich : Nagel und Kimche, 2007. - 266 S.
ISBN 978-3-312-00975-6           kart. : ca. € 15,40

 

eine Besprechung von Cornelia Gstöttinger | biblio

 

Der 14-jährige Joseph hilft seinem alten Nachbarn, die dunklen Schatten der Vergangenheit zu bewältigen. (ab 12) (JE)

Der 14-jährige Joseph ist ein introvertierter Junge. Als die Klatschbase Mrs. Mossop, zu deren Lieblingsbeschäftigungen es zählt, sensationelle Unwahrheiten zu verbreiten, ihn einen Angsthasen nennt, beschließt Joseph zu handeln: Er nimmt die Herausforderung an und wird den in völliger Abgeschiedenheit lebenden Nachbarn Tom Leyton für seinen Malkurs porträtieren. Und das, obwohl man schreckliche Dinge über diesen Mann erzählt. Über eine Schachtel voller Seidenraupen gelingt ein erstes Gespräch, ein vorsichtiges Abtasten. Die schattenhafte Figur des Nachbarn beginnt Joseph zu faszinieren, die anfängliche Furcht vor dem unberechenbar erscheinenden Mann zerstreut sich mit jedem Treffen. Doch lange bleibt die wahre Seele Tom Leytons verborgen "an einem Ort, der noch tiefer lag als Muskeln und Sehnen, Blut und Knochen, irgendwo hinter diesen dunklen Augen, irgendwo tief unten in seinem dichten Kokon aus Schweigen und Einsamkeit." (S. 80)

Immer wieder sind es die Seidenraupen, die sinnbildlich für das einsame, zurückgezogene Dasein des alten Mannes, der in einem Kokon aus Düsternis und Verzweiflung eingekerkert ist, stehen. Langsam und zaghaft stößt der Junge in Tom Leytons private Welt, in seine Vergangenheit vor, bringt ihn dazu, von seinen traumatischen Erlebnissen im Vietnam-Krieg zu erzählen, die sein gesamtes weiteres Leben verdüstern sollten. Leytons Erzählungen helfen Joseph, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen, und er lernt, wie wichtig es ist, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Die Stärke dieses Coming-of Age-Romans, der zu Beginn mit statischen Dialogen ohne Pepp und Leben langweilt, liegt in der Schilderung der zart wachsenden Freundschaft zwischen den beiden Außenseitern und der einfühlsamen Darstellung von Josephs Entwicklungsweg. Poetische Sätze wie "Früher […] war Lesen dasselbe wie Atmen" (S. 113) nehmen gefangen. Ein berührendes Buch, ein tiefgehendes Plädoyer, hinter die Fassade des Gegenüber zu blicken und Vorurteile zu hinterfragen. Allen Büchereien sehr zu empfehlen.

 

 

 

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